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Wir müssen über rassistische Polizeigewalt sprechen

Nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf den jungen Schwarzen Mann Lorenz A. in Oldenburg teilen Nutzer in den sozialen Medien ihre Bestürzung. Rassistische Polizeigewalt bleibt nach wie vor Realität.

Wir müssen über rassistische Polizeigewalt sprechen
Fotograf*in: ev auf usplash

Am Ostersamstag wurde der 21-jährige Lorenz A. von einem Polizisten von hinten erschossen. Drei Schüsse trafen den jungen Schwarzen Mann in den Rücken, in die Hüfte und in den Kopf.

Inzwischen ist bekannt, dass Lorenz A. an der Tür eines Clubs in Oldenburg von einem Türsteher abgewiesen wurde, woraufhin es zu einem Streit kam und dieser Pfefferspray versprühte. Lorenz A. habe beim Weglaufen mit einem Messer gedroht. Daraufhin sei die Polizei eingetroffen. Laut Staatsanwaltschaft soll Lorenz auch in deren Richtung Reizgas gesprüht haben. Dann schoss ein Polizist fünfmal auf ihn.

In diesem Jahr wurden bereits elf Menschen durch die Polizei getötet. 2024 waren es 22, doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Wie kann das sein? Immer wieder wird bekannt, wie Polizist*innen auf Menschen in psychischen Ausnahmesituationen schießen. Oft sind es Menschen, die wie Lorenz A. Schwarz sind oder als migrantisch gelesen werden.

Rassismus ist ein strukturelles Problem innerhalb der Polizei. Das zeigen nicht nur zahlreiche Befragungen und Studien, sondern auch die wachsende Anzahl an Vorfällen wie rassistische und rechtsextreme Chatgruppen, die öffentlich werden. Im Fall von Lorenz A. ermittelt nun die Polizei in Delmenhorst gegen ihren Kollegen. In Delmenhorst starb 2021 der 19-jährige Qosay K. in Polizeigewahrsam. Das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt.

Während in den sozialen Medien und auf der Kundgebung in Oldenburg Tausende ihre Bestürzung, Wut und Trauer über den Tod von Lorenz A. teilen, gibt es auch Menschen, die den Polizisten feiern und den Getöteten rassistisch beleidigen. Und es gibt viele, die die Tat relativieren. Schließlich sei er gewalttätig gewesen und habe Menschen bedroht, sagen sie.

Freunde von Lorenz A. teilen auf der Kundgebung ihre Erinnerungen an ihn. Als müssten sie als Trauernde zusätzlich auch noch das Narrativ vom aggressiven Schwarzen Mann aufbrechen. Als müssten sie zeigen, dass Lorenz A. ein vielseitig interessierter Mensch war, der seine Freunde zum Lachen brachte und motivierte. Sie wollten, dass der wahre Lorenz in Erinnerung bleibt.

Dass dies notwendig ist, ist perfide. Immer wieder müssen sich rassifizierte Menschen beweisen, rechtfertigen, dass Rechte auch für sie gelten. Es spielt keine Rolle, ob Lorenz A. in der Vergangenheit straffällig geworden ist. Als ihn die Kugeln trafen, ging er nicht auf die Polizisten zu. Nichts deutet darauf hin, dass er sie mit einem Messer bedroht hat.

Unabhängig vom Ausgang der Ermittlungen muss dieser Fall eine Debatte darüber auslösen, wie wir gesellschaftlich, politisch und rechtlich damit umgehen, dass sich Schwarze Menschen von der Polizei nicht geschützt fühlen. Dass sich immer mehr Sicherheitsbeamt*innen politisch rechts einordnen. Dass immer mehr Menschen durch Dienstwaffen getötet werden. Dass immer noch keine unabhängigen Stellen gegen die Polizei ermitteln.

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