Heute möchte ich dir etwas persönliches sagen: ab und zu bekomme ich noch Zweifel an dem, was wir bei kohero machen. Diese Zweifel kommen natürlich mit Müdigkeit, Stress und wenn ich das Gefühl habe, es wird nicht gesehen, wofür wir uns anstrengen. Ich frage mich dann, sind wir auf dem richtigen Weg? Erreichen wir genug Menschen mit unserer Arbeit?
Letztens hatte ich wieder solche Zweifel – aber in der gleichen Woche haben mich zwei Nachrichten erreicht, die mir gezeigt haben, wie groß der Bedarf für Medien wie kohero noch ist. Die erste war das Video und die Reaktionen von Sylt. Die schöne Insel, von der man sagt, dass dort vor allem die Reichen und feinen Deutschen Urlaub machen. Aber statt mit ihrem Geld geben die jungen Menschen aus diesem Video mit ihrer Gedankenlosigkeit und ihrem Rassismus an. Du hast es wahrscheinlich schon gesehen.
Der Journalist Michael Kraske, der in Ostdeutschland zu Rechtsextremismus recherchiert, sagte im Interview: „Es gibt keinen gesellschaftlichen Bereich, der nicht von diesen Tendenzen, von diesen Gefahren für die Demokratie betroffen wäre. Das ist der traurige Befund.“ Junge Männer, die tanzend den Hitlergruß vor einem schicki-micki Club zeigen, sind auch gegen den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.
Die zweite Meldung habe ich bei Turi2 gelesen: „Passt ins Bild: Das rechtspopulistische Nachrichten-Portal „Nius“ um Ex-BILD-Chef Julian Reichelt macht gemeinsame Sache mit dem österreichischen Boulevard-Portal „Exxpress“. Ein Milliardär, der „Nius“ zum großen Teil finanziert, übernimmt „zum Start einer Kooperation 25 % der Anteile“. Die zwei Medienportale standen schon öfters in der Kritik. Perspektivwechsel sind nicht interessant, es geht nur darum, den Populismus in jede Schlagzeile zu drücken. Europa? Doof. Migration? Gefährlich. Deutschland? Kaputt. Bundesregierung? Sozialisten. Medien? Woke.
Ich vergleiche kohero nicht mit „Nius“, da es zu viele Unterschiede gibt. Nur eins möchte ich kommentieren: Julian Reichelt sagte zu der neuen Kooperation, beide Portale würden „schreiben, worüber andere schweigen“. Aber kohero schreibt nicht für jemand anderen, sondern wir geben mehr Menschen und ihren Perspektiven Platz in unserer Medienlandschaft.
Unsere Autorinnen setzen ihre eigenen Themen, sie schreiben, was sie erleben und was sie teilen möchten. Dabei geht es nicht darum, dass Du als Leserin am Ende eine Meinung haben sollst, und diese sich nicht ändern darf. Sondern, dass wir alle mehr voneinander und übereinander lernen. Und wir bei kohero finden, dass wir als deutsche Gesellschaft anerkennen können, dass wir ein Einwanderungsland mit großer Vielfalt sind. Für diese Anerkennung braucht es auch medial mehr Vielfalt, mehr Perspektiven, mehr Austausch.
Das alles bietet kohero seit 2017 – aber leider haben wir (noch) keinen Milliardärin gefunden, die Anteile bei uns kaufen möchte! Wir bauen stattdessen auf unsere kohero kommunity, also Menschen wie dich. Ich freue mich sehr, wenn du heute ein Membership abschließen möchtest, oder wenn du Freund*innen und Familienmitgliedern von uns erzählen und von einem Membership überzeugen kannst. Wir arbeiten daran, bis zum 01.07. 1000 Memberships zu erreichen! Alles rund um dieses Thema haben wir auch hier in unserem Membership FAQ in Detail beschrieben.
Vielen Dank und einen guten Start in die neue Woche!