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"Wir möchten keine Geflüchtete in unserem Land" – die migrationsnews von kohero

Kürzlich gab es in der Türkei nicht nur gewaltsame Ausschreitungen gegen syrische Geflüchtete, auch deren Daten wurden rechtswidrig veröffentlicht. Zu diesem Thema schreibt Chefredakteur Hussam in den migrationsnews von kohero.

"Wir möchten keine Geflüchtete in unserem Land" – die migrationsnews von kohero
Fotograf*in: Andrew auf unsplash

„Wir möchten keine Geflüchtete in unserem Land“ – dieser Aufruf wurde nach gewaltsamen Ausschreitungen gegen syrische Geflüchtete in der Türkei laut. Der Tagesspiegel beschrieb die Situation im Land als „pogromartige Zustände“. Der Grund für diese Angriffe war eine Nachricht, die sich in den sozialen Medien verbreitete: Ein syrischer Mann soll ein siebenjähriges syrisches Mädchen sexuell belästigt haben. Zahlreiche Geschäfte, Wohnhäuser und Autos von Syrer*innen wurden mit Steinen und Knüppeln verwüstet, in mindestens einem Fall auch angezündet. Es gibt zahlreiche Videos in den sozialen Medien, die die Situation weiter aufheizen, in denen Fake News und Hetze verbreitet werden.

Hinzu kommt, dass in der letzten Woche umfangreiche Daten von syrischen Geflüchteten in der Türkei rechtswidrig veröffentlicht wurden. Am Freitag bestätigte die türkische Einwanderungsbehörde, dass durch ein Daten-Leak die Adressen, Passkopien und Telefonnummern nahezu aller 3,4 Millionen registrierten syrischen Geflüchteten auf verschiedenen Telegram-Kanälen veröffentlicht wurden. Quelle der Daten soll die Social-Media-Adresse eines 14-jährigen Nutzers mit dem Akronym E.P. sein. Der Jugendliche wurde vorläufig festgenommen.

Diese Nachricht hat viele Syrer*innen in der letzten Woche beschäftigt, auf der ganzen Welt. Viele, die nun in der Türkei Angst bekommen, fragen sich, ob sie auch nach Europa fliehen sollten, besonders nach einer russischen Vermittlung zwischen Erdogan und Assad, die sich bald treffen wollen. Aber wohin können sie gehen?

Die Spannungen werden auch in Deutschland relevant. Nach dem Fußballspiel zwischen der Türkei und den Niederlanden in Berlin wurde auf den sozialen Medien ein Video von türkischen Jugendlichen vor dem Spiel verbreitet, in dem sie erst für ihre Mannschaft und danach auf Türkisch „Wir möchten keine Geflüchteten in unserem Land“ skandieren. Damit meinen sie wohl die über 3 Millionen syrischen Geflüchteten, die seit dem Krieg in Syrien in die Türkei geflohen sind. Und die aufgrund von Abkommen mit der EU das Land nur schwer verlassen können.

Das alles findet in der Zeit des Nationalismus statt, in der auch der Wolfsgruß von vielen türkischen Fans in Deutschland als Symbol gezeigt wird, teilweise auch gegen die Geflüchteten in der Türkei und andere Minderheiten.

Ich schätze, die Situation bewegt auch die entsprechenden Communities hier in Deutschland, weshalb ich diese Nachricht an dieser Stelle aufnehmen wollte. Diese Konflikte zwischen Syrerinnen und Türkinnen sind bereits in Deutschland angekommen – dagegen muss etwas getan werden. Denn letztendlich werden sowohl türkische als auch syrische Menschen als Migrant*innen angesehen, sie erleben Diskriminierung und Rassismus. Sie müssten zusammenarbeiten, anstatt gegeneinander zu arbeiten. Und wir sollten alle darauf achten, was wir lesen, sehen und weiterverbreiten – und wer durch diese Vorurteile am Ende profitiert.

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