Für die Sozialarbeiterin Nour Al Zoubi ist das Wahlrecht nicht nur eine demokratische Pflicht, sondern auch ein persönlicher Erfolg. Als syrische Geflüchtete, die in Deutschland Sicherheit gefunden hat, ist sie durch Bildung und Integration deutsche Staatsbürgerin geworden. Sie sieht ihre doppelte Identität als Bereicherung – doch gleichzeitig hat sie in den letzten Jahren festgestellt, dass Migrant*innen und Geflüchtete in der Politik oft benachteiligt werden.
Für viele Menschen, insbesondere für diejenigen mit Migrationsgeschichte, ist das Wahlrecht ein Privileg, das nicht selbstverständlich ist. Es bedeutet Mitbestimmung, Verantwortung und die Möglichkeit, Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen. Wer wählt, trifft nicht nur eine Wahl für sich selbst, sondern auch für die kommenden Generationen.
„Rechte Parteien gewinnen an Einfluss, und selbst demokratische Parteien rücken nach rechts, indem sie Migranten für gesellschaftliche Probleme verantwortlich machen“, kritisiert Nour. Dabei sieht sie die wahren Herausforderungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Arbeitsmarkt – Bereiche, in denen Deutschland dringend Lösungen braucht. Statt Migration als Chance zu begreifen, werde das Thema immer wieder für Wahlkampagnen missbraucht. Dennoch bleibt sie optimistisch: „Ich werde mein Wahlrecht nutzen und meine Stimme für eine gerechte Gesellschaft abgeben.“ Ihre Empfehlung ist klar: Linke Parteien setzen sich stärker für Menschenrechte und wahre Gerechtigkeit ein und sind daher für sie die beste Wahl.
Auch Christina Kiefer, Lehrerin der Internationalen Klasse am Berufskolleg in Leverkusen, legt großen Wert darauf, gut informiert zu sein. Sie verfolgt politische Nachrichten, hört Podcasts und liest Wahlprogramme – auch in einfacher Sprache, um die Inhalte besser zu verstehen. Ein zentrales Hilfsmittel ist für sie der Wahl-O-Mat, der eine erste Orientierung bietet. Auch der Real-O-Mat wurde von vielen Menschen in diesem Jahr als Bereicherung für die Wahlentscheidung gesehen. Doch sie verlässt sich nicht nur auf digitale Tools: „Wichtig sind für mich auch Gespräche mit meinem Vater und meinem Mann über politische Fragen“, erklärt sie. Ihr Tipp für Neuwähler*innen: sich nicht nur oberflächlich mit Wahlprogrammen (Übersicht zu den asylpolitischen Vorhaben der Parteien und den außenpolitischen Plänen) zu beschäftigen, sondern gezielt nach Themen zu suchen, die einem selbst wichtig sind.
Die Bundestagswahl ist mehr als ein politisches Ereignis – sie ist eine Entscheidung über die Zukunft des Landes. Jede Stimme zählt (so kannst du deine Stimme abgeben), und jede Wahlentscheidung trägt dazu bei, die gesellschaftlichen Weichen für die kommenden Jahre zu stellen.
In Zeiten von Unsicherheit, wachsendem Populismus und gesellschaftlichen Spaltungen ist es wichtiger denn je, sich intensiv mit den Parteien auseinanderzusetzen, verschiedene Perspektiven zu betrachten und eine informierte Entscheidung zu treffen. Denn Demokratie lebt von Vielfalt – und diese Vielfalt beginnt an der Wahlurne.