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Wie geht mehr Vielfalt in Redaktionen?

Mehr Vielfalt anzustreben, ist etwas, das sich viele Redaktionen auf die Fahnen schreiben. Doch wie sieht es mit der Umsetzung aus? Wie stehen die Chancen für Journalist*innen mit internationalem Hintergrund?

Wie geht mehr Vielfalt in Redaktionen?

„Wir setzen uns für mehr Vielfalt in unserer Redaktion ein“, so lautet das Motto vieler Medienhäuser in Deutschland. Und viele von ihnen haben sogar die „Charta der Vielfalt“ unterschrieben. Das sieht eindrucksvoll aus für viele Journalist*innen mit internationalem Hintergrund. Doch die Realität ist anders.

Theoretisch ist den Medienhäusern seit ein paar Jahren bewusst, dass ihre Redaktionen vielfältiger sein müssen. Deshalb setzen sie sich für mehr Vielfalt unter den Bewerber*innen durch sprachliche und visuelle Anpassung der Stellenausschreibungen ein. Doch praktisch sind sie davon noch weit entfernt.

Denn für viele Redaktionen ist die Sprache das größte Hindernis, Journalist*innen mit internationalem Hintergrund aufzunehmen. Damit bleibt diese Gruppe ohne echte Chance, eine Stelle zu finden, denn sie haben zum Beispiel einen Akzent, der in der deutschen Medienwelt, Zeitung, im Radio oder Fernsehen nicht erwünscht ist. Insbesondere wenn dieser Akzent ein arabischer, türkischer oder kurdischer ist.

Immer auf der Suche

Deswegen bleiben Journalist*innen mit internationalem Hintergrund immer auf der Suche nach echten Chancen, um sich in den Medien zu etablieren. Sie bewerben sich für ein Volontariat, bekommen jedoch stattdessen ein Praktikum ohne Aussicht auf Weiteres. Was dazu führt, dass sie immer unter Druck stehen, ihre Fähigkeiten zu beweisen, damit sie später eine richtige Stelle bekommen.

Falls sie die Stelle überhaupt bekommen. Oder ihnen wurde im Vorstellungsgespräch mitgeteilt, dass sie für die Stelle nicht passen, weil sie sich für große Themen interessieren, die in den lokalen Medien keinen Platz haben.

Aber um zu beschreiben, wie ihr Alltag in der Redaktion aussieht, braucht es viele Seiten. Sie dürfen beispielsweise ein wichtiges Thema „Asyl“ nicht kommentieren, weil der Chef dieses Thema kommentieren will. Eine junge Journalistin kann aus demselben Grund das Thema „Gewalt gegen Frauen“ nicht kommentieren. Sie werden täglich wegen ihres Hintergrunds unterschätzt und ihre Meinung wird wegen der Sprachbarriere nicht wahrgenommen.

Trotz der Sprachbarriere hat die o.g. Zielgruppe das Recht, eine echte Chance zu haben, ihre Fähigkeiten in einer gesunden Arbeitsatmosphäre zu beweisen. Daher reicht es nicht aus, dass Medienunternehmen die Charta der Vielfalt unterschreiben und sich bereit erklären, die Vielfalt in den Redaktionen zu stärken. Sie müssen auch ihre Kultur ändern und darüber nachdenken, ein Arbeitsumfeld für Journalist*innen mit multikulturellen Kompetenzen zu schaffen.

Eine Lösung könnte darin bestehen, ein Sprachtandem-Projekt innerhalb des Medienhauses zu gründen, damit die Sprachbarriere abgeschafft wird. Oder Sprachtraining als Teil des Volontariats zu erstellen, um die mit Akzent gesprochene Sprache zu verbessern.

Stimmt, das kostet viel Geld. Doch wer an die Zukunft denkt, muss investieren.

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