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Welche Bedeutungen kann ein Name haben?

In ihrem Newsletter „mehrheimisch“ schreibt Keidy über migrantische Identitäten, Heimat und Zugehörigkeit. Diesmal spricht sie mit ihrem ersten Interviewpartner Ali über Namen und ihre Bedeutung.

Welche Bedeutungen kann ein Name haben?
Fotograf*in: Kady Pech

Ein Name kann in Deutschland mehr sein als nur eine persönliche Identität – er kann darüber entscheiden, ob man einen Job oder eine Wohnung bekommt. Wer einen Namen trägt, der nicht typisch Deutsch klingt, kennt die Herausforderungen: Absagen, Vorurteile, Missverständnisse.

Ali Rida Al-Hasani, mein erster Interviewpartner, erzählt von seiner eigenen Geschichte, von Stolz und Scham, von Kämpfen und dem langen Weg, seinen Namen mit all seinen Bedeutungen zu lieben – auch in einer Gesellschaft, die ihn oft falsch versteht.

In der Hoffnung, dass du inspiriert wirst, wünsche ich dir mit deinem wundervollen Namen viel Spaß beim Lesen!


„In der Vergangenheit habe ich meinen Namen für die vielen schmerzhaften Erfahrungen beschuldigt, die mich mein Leben lang begleiten“

Wie heißt du und wer hat dir diesen Namen gegeben? Warum?

Ich heiße Ali Rida Al-Hasani. Meinen Nachnamen habe ich durch die Familie meines Vaters erhalten. Meinen Vornamen haben meine Eltern ausgewählt, als sie während der Schwangerschaft meiner Mutter eine Wallfahrt in die Stadt Mashhad im Iran machten. Dort befindet sich der Schrein des achten schiitischen Imams, der auf diese Weise mein Namensgeber wurde.

Welche Bedeutung hat dein Name?

Der Name Ali bedeutet etwa „der Großmütige, der Erhabene“ und Rida lässt sich mit „der Zufriedene, der Genügsame“ übersetzen. Mein Nachname verweist auf die Abstammung vom ersten Enkelsohn des Propheten Mohammad.

Welche Bedeutung hat der Name für dich persönlich?

In der Vergangenheit habe ich meinen Namen für die vielen schmerzhaften Erfahrungen beschuldigt, die mich mein Leben lang begleiten. Und dann sehe ich in meinem Namen die wichtigste Verbindung zu meiner kulturellen und familiären Geschichte, wofür ich ihm unendlich dankbar bin.

Kommt es manchmal vor, dass Leute deinen Namen falsch aussprechen oder falsch schreiben?

Genau genommen wird mein Name die allermeiste Zeit falsch ausgesprochen, trotzdem empfinde ich die deutsche Aussprache nach all den Jahren nicht mehr als falsch. Vor allem mein Nachname scheint die deutschen Beamten aber sowohl gesprochen als auch geschrieben vor eine nicht zu meisternde Aufgabe zu stellen.

Magst du deinen Namen?

Inzwischen liebe ich meinen Namen sehr. Das war leider nicht immer so, immerhin hat er in meiner Kindheit und Jugend die anderen nicht selten zu Spott und Ausgrenzung veranlasst. Besonders meinen zweiten Vornamen habe ich wegen seines hier ungewöhnlichen Klangs meistens aus Scham verheimlicht. Als ich mich stärker mit meiner kulturellen Herkunft und so auch mit der Bedeutung meines Namens beschäftigt habe, begann ich, nach und nach Stolz und Zufriedenheit mit meinen Namen zu verbinden.

Wie würdest du gerne heißen? Wie wolltest du früher immer heißen?

Wie gesagt, bin ich heute sehr glücklich mit meinem Namen. Ich kann mich aber erinnern, wie ich manchmal überlegt habe, welche Erfahrungen ich wohl machen würde, wenn ich nicht Ali, sondern Alex hieße. Während einer Reise habe ich mich eines Abends mal als Alejandro aus Spanien ausgegeben. Ich bilde mir ein, dass das einen Unterschied gemacht hat, wie die anderen mich wahrgenommen haben.

Wie nennen dich deine Verwandten und Freund*innen?

Von meiner Familie werde ich meistens Alawi gerufen. Das ist eine mögliche Verniedlichung meines Namens. Das höre ich sehr gerne und es löst ein tiefes Gefühl von Liebe und Verbundenheit bei mir aus. Manchmal rufen meine arabischen Freunde mich Alloush, was für mich eher ungewohnt ist, denn meine ersten arabischen Freunde lernte ich erst mit Anfang 20 kennen. Die meisten nennen mich einfach bei meinem unveränderten Vornamen.

Wird dein Name in einer anderen Sprache anders geschrieben oder ausgesprochen?

Im Arabischen schreibt sich der Name Ali gar nicht mit dem Vokal „A“, sondern mit einem Kehllaut, der Wikipedia zufolge zwar keine hochdeutsche, wohl aber eine schwäbische Entsprechung hat!

In welcher Sprache magst du deinen Namen am liebsten?

Obwohl ich meinen Namen auf Arabisch ausgesprochen am schönsten finde, kommt es für mich persönlich eher auf meine Beziehung zu derjenigen Person an, die ihn gerade ausspricht: Auch auf Deutsch, aber eben von einer vertrauten und geliebten Stimme ausgesprochen, berührt mich sein Klang.

Gibt es eine Geschichte zu deinem Namen? Wenn ja, welche?

Während ihrer Wallfahrt nach Mashhad erlebten meine Eltern einen kleinen Autounfall. Meine Mutter, die gerade mit mir schwanger war, hatte danach Schmerzen, sodass sie fürchteten, dass der Unfall schlechte Folgen für die Schwangerschaft gehabt haben könnte. Als das Gegenteil festgestellt wurde, waren alle sehr erleichtert. Ich glaube, dass dieses Erlebnis dann bei meiner Namensgebung eine entscheidende Rolle gespielt hat.

Hast du einen Spitznamen?

Ich hatte eigentlich nie einen Spitznamen. Ich erkläre mir das damit, dass mein Name ohnehin schon so kurz und für mein überwiegend weißes Umfeld auch noch fremd ist. Inzwischen habe ich durch meine Partnerin eine ganze Reihe an Spitznamen erhalten. Sie ist dabei erstaunlich kreativ! Das bedeutet mir so viel, dass ich eine Liste mit ihren Kosenamen für mich angelegt habe.

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