Den letzten Newsletter habe ich am Sonntagabend, am Tag des Opferfests, geschrieben.
Einerseits war es ein feierlicher Tag, andererseits waren die Ergebnisse der Europawahl noch überall ein großes Thema. Ich wollte eine Verbindung zwischen den Wahlergebnissen und unserer Arbeit bei kohero herstellen, wollte dich davon überzeugen, kohero zu unterstützen, sei es durch eine Membership (Mitgliedschaft) oder vielleicht durch eine Spende. Aber irgendwie kamen mir nicht die richtigen Worte, ich wusste nicht, ob ich entweder zu unter- oder übertrieben schrieb. Also habe ich nachgedacht.
Klar, kohero bringt neue Perspektiven und Geschichten von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte. Das ist immer der erste Satz, den ich sage, wenn ich koheros Arbeit beschreibe. Aber was bringen diese Perspektiven gegen Rechtsextremismus und Populismus? Welche Rolle spielt kohero im aktuellen politischen Klima? Für mich sind das Fragen nach dem Impact und Einfluss von kohero.
Was ist der Impact von kohero?
Ja, klar, in einer demokratischen Gesellschaft ist jede Stimme wichtig, und kohero spielt hier eine große Rolle, indem es die migrantischen Perspektiven einbringt, die oft fehlen – nicht nur in den Medien, sondern auch in öffentlichen Diskussionen. Wir sehen auch, dass sich in letzter Zeit viel verändert hat, und einige Medien haben ihre Türen für Vielfalt geöffnet (die Begriffe Vielfalt und Diversität sind eben auch individuell definiert). Auch die BILD Zeitung hat einen syrischen Geflüchteten ausgebildet, der jetzt in der Redaktion arbeitet.
Aber reicht das? Leider nicht immer. Auch Menschen mit Migrationsgeschichte sind sehr vielfältig – erste Generation oder zweite oder dritte Generation, liberal und progressiv, aber auch konservativ, alt und jung, Frauen und Männer, unterschiedliche religiöse und kulturelle Hintergründe, rechts und links, und so weiter. Es gibt keine Person, die sagen kann, dass sie alle Migranten oder alle Geflüchteten repräsentieren kann. Niemand.
Und das ist, was kohero erfolgreich macht: der Versuch, diese unterschiedlichen Menschen zu erreichen. Mit unterschiedlichen Formaten – Podcasts als Community-Konzepte, wie curry on! (für die südasiatische Community, und safar Podcast für die iranische Community) Newsletter, thematische Berichte, Filmrezensionen, Literaturtipps und Lesungen, oder persönliche Erfahrungen durch Kolumnen und Interviews.
Was kohero auch bieten kann, ist ein sicherer und offener Ort für viele Menschen, besonders für diejenigen mit Flucht- und Migrationsgeschichte. Wir versuchen immer, diesen Community-Journalismus umzusetzen. Mit jedem neuen Thema für unser monatliches Schwerpunktthema und die Printausgabe fragen wir unsere Community, wie sie darüber denkt und ob sie besondere Geschichten und Erfahrungen damit haben.
Im Laufe der Zeit haben wir das Vertrauen unserer Community gewonnen und finden immer wieder Menschen, die interessante Geschichten, Erfahrungen, Meinungen oder Perspektiven haben und diese mit uns teilen möchten. Dafür sind wir immer dankbar. Denn kohero und das kohero-Community-Konzept geben vielen Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte das Gefühl, gesehen und gehört zu werden und lassen Teilhabe lebendig werden.
Nicht nur das: Durch diese interessanten Geschichten und Themen werden auch unsere Kolleginnen in anderen Redaktionen aufmerksam und produzieren diese Geschichten für ihre eigenen Redaktionen. Darauf sind wir sehr stolz und hoffen, dass auch viele journalistische Kolleginnen unsere Arbeit durch eine Membership unterstützen werden.
Durch koheros langjähriges Schreibtandem-Projekt lernen nicht nur die neu Ankommenden die Sprache und finden Freunde, sondern sie können auch ihre Geschichten und Gesichter zeigen und veröffentlichen. Mit den nächsten Schritten des Schreibtandems wollen wir viele junge Migrant*innen ermutigen, den Weg in den Journalismus zu gehen. Durch unsere Workshops und die praktische Erfahrung bei kohero können viele junge Menschen Inhalte produzieren und die Welt des Journalismus kennenlernen.
Es gibt ein paar migrantische Plattformen auch in deutscher Sprache, aber sie sind total anders als kohero. Was kohero besonders macht, ist die offene Tür und der einfache Zugang. Mehr als 600 Autor*innen, mit und ohne Migrationsgeschichte, haben in den letzten Jahren mit uns gearbeitet, oder arbeiten weiterhin mit uns zusammen. Einige haben auch Praktika bei uns gemacht oder neue Formate mit uns entwickelt und sie produzieren regelmäßig Inhalte für kohero. Alle Leute können mit uns arbeiten und wir sind total offen, von jungen Leuten zu lernen und ihnen auch etwas beizubringen.
Denn unser Motto ist: Platz schaffen und voneinander lernen. Das gilt auch für unsere Leserinnen, Hörerinnen und Besucher*innen: Wir lernen im informierten, offenen Austausch voneinander und über unsere unterschiedlichen Lebenswege.
Du kannst Social Media Beiträge erstellen, in der Redaktion arbeiten, Podcasts produzieren, Newsletter schreiben, Events machen, Interviews führen oder Geschichten aufnehmen. Du musst dich nur hier anmelden.
Mit unseren Inhalten kann man viel nachdenken und von Menschen lernen, die andere Lebenssituationen erleben müssen, sei es wegen Krieg oder wirtschaftlicher Möglichkeiten.
Viele Initiativen und einige Unternehmen fragen uns um Rat, damit sie sensibler gegenüber Diskriminierung und rassismusfrei werden.
Dieser Newsletter sollte der letzte Newsletter unserer Kampagne sein, die im April begonnen hat. Wir möchten dich überzeugen, damit wir 1000 Mitglieder erreichen und die Sicherheit unserer Finanzierung gewährleisten können. Aber auch, damit wir in eine neue Phase gehen können, in der wir uns mit deiner Unterstützung weiterentwickeln können.
Bist du dabei? Mein Team und ich freuen uns sehr darauf, denn wir glauben an kohero und an dich, als Teil unserer Community.
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