Ende Februar 2011 verhafteten die Sicherheitskräfte in Syrien mehrere Kinder, die solche Parolen an ihre Schulmauer geschrieben hatten – inspiriert von den Freiheitsrufen des Arabischen Frühlings. Die Kinder wurden in die Zentrale des politischen Sicherheitsdienstes in Daraa gebracht und dort grausam gefoltert (Deutschlandfunk berichtetet 2017 darüber). Als die Eltern verzweifelt nach ihren Kindern fragten, stieß sie Atef Najeeb, der Leiter des Sicherheitsdienstes und ein Cousin von Baschar al-Assad, mit einer zynischen Antwort zurück: „Vergesst eure Kinder und bekommt neue.“ Diese unmenschliche Reaktion löste Massenproteste aus, die zunächst in Daraa begannen und später das ganze Land erfassten. Doch auch diese friedlichen Demonstrationen wurden mit roher Gewalt niedergeschlagen – mit scharfer Munition. Die ersten Märtyrer der Revolution waren Hussam Al-Ayash und Mahmoud Al-Jawabrah.
Doch die syrische Revolution entzündete sich nicht allein an diesem schockierenden Vorfall. Über 60 Jahre lang hatte das syrische Volk unter der Herrschaft einer brutalen Diktatur gelitten: keine Meinungsfreiheit, keine Gerechtigkeit, keine Würde. Korruption durchzog das Land, und eine kleine Elite plünderte die Ressourcen und Reichtümer Syriens, während die Bevölkerung in Armut und Hoffnungslosigkeit gefangen war.
Assads Verbrechen
Am 15. März 2011 brach in Damaskus, im Viertel Al-Harika, eine der ersten Demonstrationen aus. Menschen riefen nach Freiheit und forderten den Sturz des Regimes. Doch das Regime reagierte mit eiserner Hand: Protestierende wurden verhaftet, ihre Stimmen zum Schweigen gebracht. Diese Unterdrückung war kein neues Phänomen. Bereits nach dem Tod Hafiz al-Assads hatten kulturelle und politische Foren, wie das berühmte Forum von Suheir Al-Atassi, versucht, Veränderungen herbeizuführen. Doch das Regime ließ diese Bewegungen nicht lange bestehen – es verbot die Foren, verhaftete die Organisator*innen und festigte die Macht der Assad-Familie. Am 18. März 2011, dem „Freitag der Würde“, gingen Menschen in ganz Syrien auf die Straße. Der Freitag, als Ruhetag und Tag des Gebets, bot die perfekte Gelegenheit für friedliche Versammlungen. Doch das Regime ließ auch diese Demonstrationen nicht ungestraft und griff zu Gewalt.
Die Assad-Herrschaft ist durchzogen von Grausamkeiten: Das Massaker von Hama 1982, bei dem innerhalb von zwei Tagen Zehntausende Zivilistinnen getötet wurden. Die Massaker von Tadmur, die Hinrichtung Tausender politischer Gefangener und der Einsatz chemischer Waffen gegen unschuldige Kinder und Zivilistinnen – all dies sind nur einige der dunklen Kapitel in Syriens Geschichte.
Nach dem Sturz des Tyrannen
Nun, einen Monat nach dem Sturz des Diktators, tragen die Menschen noch immer die Wunden seiner Verbrechen. Die Fassbomben, die von Russland und Iran unterstützt wurden, haben Häuser, Schulen und ganze Städte zerstört. Familien trauern um ihre Liebsten, die unter Folter in den Gefängnissen starben. Frauen, Kinder und Kriegsversehrte kämpfen um ihre Zukunft, während das Bildungssystem in Trümmern liegt.
Doch trotz all dieser Herausforderungen glauben die Syrerinnen an den Wiederaufbau ihres Landes. Mit Unterstützung von Freunden und gerechten Nationen werden sie die Ruinen hinter sich lassen und ein neues Kapitel schreiben. Dieses Land, das kulturell vielfältig und ethnisch-religiös ist, das Land, in dem Zivilisationen geboren wurden, sich vermischten und seit Anbeginn der Geschichte friedlich koexistierten, ein Land, das seine Türen für jeden Gast und jeden Fremden öffnet. Das ist Syrien ohne Assad!