Während Israels Premierminister Benjamin Netanjahu am Montag offen erklärte, dass die syrischen Golanhöhen, die einen Überblick über die Hügel Galiläas und den See Genezareth bieten, „für immer israelisch“ bleiben würden, drangen seine Streitkräfte in die Pufferzone ein, die an den von Israel besetzten Teil der Golanhöhen grenzt. Dabei erreichten sie nach Angaben einiger Quellen sogar Qatana. Drei Sicherheitsquellen bestätigten zudem gegenüber Reuters, dass das israelische Militär rund 25 Kilometer nach Südwesten in Richtung Damaskus vorgedrungen sei.
Ebenso wiesen sie darauf hin, dass israelische Streitkräfte sich zehn Kilometer in die Stadt Qatana im südwestlichen Umland von Damaskus vorarbeiteten, welche zehn Kilometer innerhalb des syrischen Territoriums liegt, östlich einer entmilitarisierten Zone, die die besetzten Golanhöhen von Syrien trennt. Andere Quellen von Al-Arabiya/Al-Hadath betonten allerdings, dass es nicht stimme, dass israelische Kräfte in die Region Qatana eingedrungen seien.
Israelisches Dementi
Der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, wies ebenfalls zurück, dass das Vordringen bis auf 25 Kilometer an Damaskus herangereicht habe, und betonte, dass die israelischen Kräfte die Pufferzone nicht überschritten hätten. Allerdings bestätigte er, dass Israel in die Pufferzone eingedrungen sei. Das bedeutet, dass Israel das 1974 zwischen syrischer und israelischer Seite geschlossene Waffenstillstands- und Trennungsabkommen missachtet hat.
Was ist dieses Abkommen?
Die Vereinbarung, die nach dem Oktoberkrieg von 1973 am 31. Mai 1974 in Genf (Schweiz) geschlossen wurde, stoppte das Feuer zwischen beiden Seiten und trennte syrische und israelische Truppen in dem Gebiet entlang der besetzten Golanhöhen an der Grenze der beiden Länder. Das unter dem Namen „Trennungsabkommen“ bekannte Dokument sah zudem die Einrichtung einer Pufferzone zwischen den beiden Seiten auf beiden Seiten der Grenze. Diese Pufferzone erstreckt sich entlang der Grenze (75 Kilometer) von Dschabal asch-Scheikh bis zur jordanischen Grenze und wurde als „verbotene Zone“ bezeichnet, in der Militäreinheiten beider Seiten nicht erlaubt sind. Die UN-Truppe (UNDOF) übernahm die Aufgabe, die Einhaltung dieses Entflechtungsabkommens zu überwachen.
Die Vereinten Nationen verurteilten das israelische Vordringen und betonten, dass es einen Verstoß gegen das vor 50 Jahren unterzeichnete UN-Abkommen darstelle. UN-Sprecher Stéphane Dujarric erklärte, die für die Überwachung des Waffenstillstandsabkommens zuständige UN-Truppe (UNDOF) habe der israelischen Führung mitgeteilt, dass diese Handlungen einen Verstoß gegen das Entflechtungsabkommen von 1974 darstellt. Er wies zudem darauf hin, dass die israelischen Kräfte, die in die Pufferzone eingedrungen sind, weiterhin an drei Orten präsent seien.
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