Lamis Elwan (24) ist eine von vielen, die sich nach ihrer Flucht aus Syrien in Deutschland eine Zukunft aufgebaut haben. Sie studiert Lehramt für Sozialpädagogik und islamische Religionslehre und ist überzeugt, dass Bildung der Schlüssel zum Wiederaufbau Syriens ist. „Die meisten syrischen Studierenden kommen gut zurecht in Deutschland. Viele haben die deutsche Sprache gelernt und schaffen es, sich gut in die Universitäten zu integrieren. Natürlich gibt es auch Herausforderungen wie die Sprache, finanzielle Probleme und Heimweh. Aber trotz dieser Schwierigkeiten zeigen sie sehr gute Leistungen und erzielen auf jeden Fall Erfolge“, so Lamis. Ihre eigene Erfahrung zeigt, dass Syrer*innen in Deutschland nicht nur akademische Fähigkeiten entwickeln, sondern auch wertvolle soziale und kulturelle Kompetenzen erlangen, die sie später in Syrien einbringen können.
Herausforderungen der Integration und die Rolle der syrischen Studierenden
Als Vorsitzender der Syrischen Studierenden Union (SSUD) hat Quasi Shikh Suliman (28) die Herausforderungen der syrischen Studierenden hautnah miterlebt. Er beschreibt, wie die syrische Gemeinschaft trotz der Schwierigkeiten, die mit der Integration einhergingen, in Deutschland aktiv und erfolgreich geworden ist. „Eine der größten Herausforderungen war, dass wir zwar in Deutschland leben, aber trotzdem direkt oder indirekt durch unsere Familien und Verwandten in Syrien bedroht waren. Dies hat unsere Integration erschwert. Trotzdem kämpfen wir bis heute, um ein aktiver Part der Gesellschaft zu werden, und das haben wir zum großen Teil geschafft“, erklärt der Vorsitzende der SSUD. Besonders betont er, dass die Erfahrungen, die syrische Studierende in Deutschland machen, für den Wiederaufbau in Syrien von großer Bedeutung sind.

Nicht nur ihre akademische Laufbahn haben die syrischen Studierenden in Deutschland fortgesetzt, sondern sie spielen auch eine bedeutende Rolle als Botschafter*innen der Gesellschaft. Qusai hebt hervor: „Indem wir die Zivilgesellschaft stärken und gleichzeitig die Integration der Menschen aus Syrien in Deutschland fördern, können wir auch Unterstützung leisten. Gleichzeitig muss auch die Zivilgesellschaft in Syrien wieder aktiviert werden.“
Praktische Unterstützung und internationale Zusammenarbeit
Insbesondere ist der Wiederaufbau Syriens eine immense Herausforderung, die internationale Zusammenarbeit erfordert. Qusai verweist auf die wichtige Rolle von Organisationen wie den „Weißhelmen“, die im Bereich des Bevölkerungsschutzes tätig sind. „Es gibt bereits Organisationen, die sowohl im Bildungsbereich als auch im Bereich des Wiederaufbaus tätig sind. Ein Beispiel sind die Weißhelme, die große Hilfe beim Wiederaufbau leisten. Hier können Fachkräfte aus Deutschland wie Bauingenieure, Ingenieure im Allgemeinen, Forscher und Wissenschaftler zur Entwicklung von Städten und der Planung neuer Wohngebiete beitragen“, erklärt der 28-Jährige. Diese Expertise könne nicht nur bei der Wiederherstellung von Infrastruktur, sondern auch bei der Bereitstellung von Hilfe für Rückkehrer*innen nach Syrien von Nutzen sein.
Außerdem stehen die syrischen Studierenden in Deutschland in engem Kontakt mit Partner*innenorganisationen, die sich im Bildungsbereich und im Bereich der humanitären Hilfe engagieren. „Wir sind in engem Kontakt mit Partnerorganisationen und arbeiten mit anderen Ländern zusammen, die Bildungshilfe für Kinder und Flüchtlinge in Syrien leisten, insbesondere in Flüchtlingslagern“, so der Vorsitzende der SSUD weiter. „Bildung, Gesundheit und Technik sind besonders wichtig. Diese Bereiche spielen eine entscheidende Rolle beim Wiederaufbau des Landes. Vor allem Technik ist von großer Bedeutung, um die Infrastruktur zu entwickeln und das Land wieder aufzubauen“, betont auch Lamis.
Rückkehr nach Syrien: Eine Frage der Sicherheit und Stabilität
Trotz ihrer erfolgreichen Integration in Deutschland bleibt die Frage der Rückkehr nach Syrien für viele syrische Studierende ein wichtiges Thema. Der Wunsch, eines Tages in ihre Heimat zurückzukehren, ist nach wie vor präsent – doch die Umstände in Syrien machen diese Entscheidung alles andere als einfach. „Ich bin der Meinung, dass viele auf jeden Fall gerne zurückkehren würden, aber nur, wenn es in Syrien sicher und stabil ist“, sagt Lamis.
Darüber hinaus stellt Qusai fest, dass die Rückkehr von Studierenden nach Syrien von vielen Faktoren abhängt – besonders von der Sicherheit und der Infrastruktur des Landes. „Die Rückkehr von Studierenden und Menschen im Allgemeinen nach Syrien ist abhängig von der Lage und der Sicherheit, von der Infrastruktur, aber gerade auch von der emotionalen Lage“, erklärt er. Viele Studierende hätten den Wunsch, zurückzukehren, doch die Realität sei, dass das Land derzeit nicht genügend Infrastruktur für eine sichere Rückkehr biete.
Hingegen könnten sich einige syrische Studierende vorstellen, zwischen Deutschland und Syrien zu pendeln, insbesondere im Bereich der Wissenschaft und Technologie. Qusai beschreibt das Potenzial einer solchen Zusammenarbeit: „In Deutschland haben wir auch in der Syrischen Studierenden Union eine große Zahl von Studierenden, die in diesem Bereich studieren. Es gibt Tausende von IT-Experten unter uns Syrern in Deutschland. Das ist schon eine große Chance für Zusammenarbeit. Man könnte Partnerschaften gründen, man könnte aus Syrien Projekte starten oder auch Menschen für Projekte hier in Deutschland einstellen.“
Gemeinsame Botschaft für die jungen Syrer*innen
Lamis und Qusai richten eine Botschaft an junge Menschen aus Syrien, sowohl im In- als auch im Ausland. Lamis ruft dazu auf, jede Chance zu nutzen: „Bleibt motiviert und nutzt jede Gelegenheit, die sich euch bietet. Syrien braucht eure Ideen und euer Wissen, um eine bessere Zukunft zu schaffen.“ Qusai fügt hinzu: „Dies ist ein neuer Anfang. Jeder von uns hat die Möglichkeit, einen Beitrag zu leisten, und dieser Beitrag kann die Zukunft Syriens verändern. Jede Hilfe ist notwendig, und jede Erfahrung zählt. Lasst uns zusammenarbeiten, um eine bessere Zukunft für unser Land zu schaffen.“
Die syrischen Studierenden in Deutschland haben eine wichtige Rolle im Wiederaufbau ihres Heimatlandes. Ihre Erfahrungen, ihre Bildung und ihre internationale Vernetzung bieten enorme Chancen, sowohl für Syrien als auch für Deutschland. Trotz der Herausforderungen und derzeitigen Ungewissheiten sind der Wille zur Zusammenarbeit und der Glaube an eine bessere Zukunft für Syrien bei vielen stark.