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3 Min. Lesezeit Persönliche Geschichten

Semiha Değirmenci: Kreativität und kulturelle Vielfalt

Die 26-jährige Semiha Değirmenci lässt ihrer Kreativität als Fotografin und Filmemacherin freien Lauf. Die Themen Identität und Repräsentation liegen ihr besonders am Herzen.

Semiha Değirmenci: Kreativität und kulturelle Vielfalt
Fotograf*in: Memorix

Semiha Değirmenci, 26 Jahre alt, stammt aus Heilbronn und lebt derzeit in Stuttgart, wo sie Gestaltung, Kunst und Medien studiert. Ihre kreative Reise hat sie zu einer Fotografin und Filmemacherin gemacht, deren Werke von Authentizität und einem tiefen Verständnis für kulturelle Vielfalt geprägt sind. „Seitdem ich klein war, hatte ich immer eine Kamera in der Hand und liebte es, mich visuell auszudrücken“, erzählt sie. Ihre Leidenschaft und Hingabe für die Kunst sind in jedem ihrer Projekte spürbar.

Ihr Karriereweg war alles andere als geradlinig. Schon früh zeigte sie vielseitige Interessen und Talente. Zunächst spielte sie intensiv Fußball und plante eine Karriere im Sportbereich. Später begann sie eine Ausbildung als Schreinerin, um Innenarchitektur zu studieren. Ihre Liebe zum Handwerk und zur Kreativität führte sie schließlich zum Studium der Gestaltung, Kunst und Medien. „Ich bin sehr froh, dass ich diesen Studiengang für mich entdeckt habe und mich kreativ ausleben kann. Ich glaube daran, dass ich von Allah geschaffen wurde, um Kreatives zu erschaffen“, sagt sie rückblickend.

Semiha glaubt fest daran, dass jeder Mensch ein einzigartiges Talent besitzt und dass es wichtig ist, dieses zu entdecken und zu fördern. „Meine Leidenschaft für Kreativität und Ausdruckskraft treibt mich in allem an, was ich tue“, betont sie. Authentizität und Originalität sind für sie essentiell; sie strebt danach, in ihrer Arbeit stets ehrlich und echt zu bleiben. Kontinuierliches Lernen und Weiterentwicklung sind für sie Schlüsselkomponenten, um ihre Fähigkeiten zu perfektionieren und neue Perspektiven zu gewinnen.

Mit ihrer Migrationsgeschichte sieht sie es als ihre Pflicht an, neue Perspektiven zu zeigen und Geschichten aus ihrer Sichtweise zu erzählen. „Es motiviert mich, Vielfalt in meiner Arbeit zu repräsentieren und dadurch einen Beitrag zu einer inklusiven und vielfältigen Gesellschaft zu leisten“, erklärt sie. Ihre Werke sollen nicht nur ästhetisch ansprechend sein, sondern auch gesellschaftliche Themen ansprechen und zum Nachdenken anregen.

Ein wichtiger Faktor für Semihas Erfolg ist die Unterstützung ihrer Mutter. „Meine Mutter, die alleinerziehend ist, hat mich in allen Bereichen immer unterstützt und tut dies bis heute“, sagt sie dankbar. Diese Unterstützung gab ihr die nötige Kraft und Selbstvertrauen, um ihren kreativen Weg zu verfolgen und ihre Träume zu verwirklichen, sagt sie heute. Als erste in ihrer Familie, die das Abitur gemacht hat und studiert, war ihr Weg oft übersät mit Hindernissen. „Meine Erfahrungen als Person mit Migrationshintergrund sind geprägt von Herausforderungen und Stolz“, erzählt sie. Sie musste viele dieser Hürden alleine bewältigen, ohne familiäre Vorbilder, gerade wenn es um akademische Fragen ging. Diese Erfahrungen haben ihre Entschlossenheit und ihren Willen gestärkt, für ihre Träume zu kämpfen und trotz aller Widrigkeiten nicht aufzugeben.

Privat und beruflich setzt sich Semiha intensiv mit den Themen Zugehörigkeit und Identität auseinander. Diese Themen sind von großer Bedeutung für sie und spiegeln sich auch in ihrer akademischen Arbeit wider. Ihre Thesis plant sie über Repräsentation in der Medienbranche zu schreiben, insbesondere über Medienschaffende mit Migrationshintergrund. Ihr Ziel ist es, durch ihre Arbeit und Forschung einen Beitrag zu einer inklusiveren und vielfältigeren Medienlandschaft zu leisten, in der unterschiedliche Perspektiven und Geschichten Gehör finden.

Themen wie Flucht und Migration haben Semiha persönlich tief geprägt. „Mein Großvater kam als Gastarbeiter nach Deutschland, ohne zu wissen, dass er eines Tages Enkelkinder haben würde, die hier geboren und aufgewachsen sind“, erzählt sie. Diese Geschichten haben in ihr ein starkes Bewusstsein für die Bedeutung von Zugehörigkeit und Identität geweckt. Sie haben ihr gezeigt, wie wichtig es ist, unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und Empathie für die Erfahrungen anderer zu entwickeln.

Semiha setzt sich leidenschaftlich gegen Mobbing und Diskriminierung ein und möchte Vorurteile über den Islam abbauen. „Ich werde mich immer dafür einsetzen, dass Respekt, Toleranz und Gleichberechtigung gefördert werden“, betont sie. Für sie ist es wichtig, falsche Darstellungen in den Medien zu korrigieren und ein differenziertes Bild des Islam zu vermitteln. Sie möchte zeigen, dass der Islam eine vielfältige und respektvolle Religion ist, die Frieden, Toleranz und soziale Gerechtigkeit fördert.

Was Semiha motiviert, gegen Herausforderungen anzukämpfen, ist der Glaube an die Möglichkeit von Veränderung und der Wunsch, einen positiven Einfluss zu haben. „Es ist eine erfüllende Erfahrung, zu wissen, dass meine Bemühungen dazu beitragen können, dass Menschen sich verstanden fühlen oder dass Vorurteile und Missverständnisse abgebaut werden“, sagt sie. Die emotionale und persönliche Verbindung zu Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder ähnliche Herausforderungen meistern, ist für sie eine Quelle der Motivation.

Zu den wichtigsten Ratschlägen, die Semiha erhalten hat, gehört die Bedeutung von Authentizität und Geduld. Sie ezählt von einem Zitat von Mevlana (Rumi), das sie besonders inspiriert. Es lautet: „İstediğin olmuyorsa üzülme, ya daha iyisi olur ya da hayırlısı budur.“ („Wenn das, was du dir wünschst, nicht passiert, sei nicht traurig; entweder wird etwas Besseres passieren oder das, was geschieht, ist für dich besser.“) Sie betont die Wichtigkeit, Beziehungen zu pflegen, geduldig zu bleiben und empathisch zu sein. „Sei immer authentisch, sei immer du selbst und stehe zu deinen Überzeugungen“, rät sie.

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