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2 Min. Lesezeit Persönliche Geschichten

Saliha Soylu: Kreativität als Brücke der Verständigung

Saliha Soylu ist Illustratorin und Eventzeichnerin – und unsere Person der Woche. Woher sie ihre Kraft nimmt und woraus sie Inspiration schöpft, kannst du hier lesen.

Saliha Soylu: Kreativität als Brücke der Verständigung
Fotograf*in: Meryem Bercin Vamin

In Ludwigsburg geboren, trägt Saliha Soylu eine inspirierende biografische Erzählung in sich. Aufgewachsen mit zwei Geschwistern und Eltern aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen – ein Elternteil deutsch-schwäbisch-katholisch, der andere türkisch-kurdisch-muslimisch – verkörpert sie bereits in ihrer Familiengeschichte die Idee von Vielfalt und Verbindung. Sie hat eine Ausbildung zur Verlagskauffrau und ein Studium in Kulturwissenschaften (Liberal Arts) abgeschlossen und ist seit 2021 selbständig in der Kreativbranche tätig.

„Das weiße Deutschland kam mit meiner sichtbar muslimischen Identität und meinem divers geprägten Elternhaus nicht zurecht“, erinnert sie sich an ihre Jugend, besonders in den Jahren nach dem 11. September. Diese Zeit prägte ihre Suche nach Identität und Zugehörigkeit.

Schon als Kind war Saliha von Kreativität umgeben. „Ich habe als Kind sehr viel gelesen, gezeichnet und gebastelt. Umgeben von Büchern und Bildern fing ich daher schon bald an, selbst kreativ zu werden und meine Sicht auf die Dinge in eigenen Gedichten, Bildern und Kunsthandwerk auszudrücken.“ Ihr Kindheitstraum war es, Kinderbuchautorin und -illustratorin zu werden. Vorbilder wie Soufeina Hamed (Tuffix) bestärkten sie darin. Heute ist Saliha selbständige Illustratorin, Eventzeichnerin und bietet Kreativworkshops an.

„Ich will Spuren des Guten hinterlassen, wie Samenkörner, die man aussäht und wachsen lässt“

Der Glaube ist für Saliha mehr als nur eine Privatsache. „Als spiritueller, gläubiger Mensch versuche ich mit meiner Arbeit etwas Positives zum Lauf der Welt beizutragen und Spuren des Guten zu hinterlassen – wie Samenkörner, die man aussät und wachsen lässt.“ Ihr Logo, ein Granatapfel, symbolisiert diese Haltung. „Er repräsentiert für mich Wertschätzung gegenüber meinen Vorfahren und Verantwortung für mein direktes Umfeld und zukünftige Generationen.“

Aktuell beschäftigt sie sich intensiv mit Konzepten von Arbeit: „Ich denke viel darüber nach, was Arbeit ist, unter welchen Bedingungen wir arbeiten und wie viel davon selbstbestimmt ist.“ Besonders am Herzen liegt ihr dabei der Umgang mit Emotionen. „Ich glaube, dass in unseren Gefühlen eine unbewusste Form des Wissens steckt, zu der wir als westliche Gesellschaft den Zugang eher verloren haben“, sagt Saliha.

Ihr multidimensionales kulturelles Erbe versteht Saliha als Privileg und Herausforderung zugleich. „Ich habe gelernt, dass Lebensrealitäten immer sehr vielschichtig sind und es essenziell ist, eine intersektionale, wertschätzende Perspektive einzunehmen.“

Die Kraft dafür schöpft sie aus verschiedenen Quellen: „Am meisten aus meinem Glauben an Allah – er ist die Liebe meines Lebens. Wenn ich sein Licht nicht hätte, hätte ich bestimmt schon längst aufgegeben.“ Daneben sind es ihre Familie, Freund*innen und kleine Erfolge, die sie motivieren. „Eine Person, die ich inspirieren konnte, ein Herz, das ich berühren konnte, solche Ereignisse sind für mich ein sehr starkes Zeichen für (Selbst-)Wirksamkeit.“

„Nur Mut!“

Saliha Soylu lächelt, wenn sie Lebensmut verbreitet. „Nur Mut!“, sagt sie und meint es ernst. Mut ist für sie keine Heldentat, sondern eine kleine Entscheidung jeden Tag. Es ist das Wagnis, authentisch zu sein, auch wenn es unbequem ist. Ihre Botschaft vom Zusammenhalten klingt fast revolutionär: „Kooperieren statt konkurrieren.“ Sie glaubt, dass Menschen gemeinsam stärker sind als individuell. Nicht naiv, sondern klug und strategisch.

„Viele verschiedenen Dinge können gleichzeitig wahr sein“ – dieser Satz ist mehr als ein Satz. Er ist ihre Lebensphilosophie. Und er passt zu ihr: zur Künstlerin mit deutschen und türkischen Wurzeln, zur Muslimin, Unternehmerin und Friedensstifterin. Am wichtigsten ist ihr, die eigenen Grenzen zu kennen und schützen, eine Weisheit, die sie selbst schmerzlich und liebevoll gelernt hat.​​​​​​​​​​​​​​​​

Mit ihrer Arbeit will sie Gerechtigkeit, Solidarität und Empowerment schaffen. „Ich möchte neugierig und empathisch bleiben, möglichst nicht zu urteilen und verschiedene Perspektiven halten zu können.“ Durch ihre Kunst und ihr Engagement baut Saliha Soylu metaphorische Brücken – zwischen Kulturen, Erfahrungen und Perspektiven. Sie ist mehr als eine Illustratorin: Sie ist eine Geschichtenerzählerin, die die Welt ein Stück bunter und verständnisvoller macht.​​​​​​​​​​​​​​​​

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