Endlich! Aufmerksame Leser*innen werden bemerkt haben, dass der letzte Newsletter schon eine Weile zurückliegt, vor über einem Monat. Manchmal wird man eben vom eigenen Leben und der eigenen Gesundheit eingeholt. Jetzt aber geht es munter weiter mit „roots & reels“ und hoffentlich genauso erfolgreich wie mit „Dune“ (sorry für diese billige Überleitung):
„Dune 2“, die Fortsetzung des Science-Fiction-Films von Denis Villeneuve aus dem Jahr 2021, regiert derzeit alle Film-Schlagzeilen und auch Social Media. Tiktok ist überflutet mit Content von Sandwürmern, von der Droge „Spice“, von der Liebesgeschichte zwischen Paul Atreides und seiner Geliebten Chani. Und von den vier jungen Talenten Timothée Chalamet, Zendaya, Austin Butler und Florence Pugh, die neben der älteren Schauspiel-Riege Stellan Skarsgård, Javier Bardem, Josh Brolin und weiteren das Ensemble des Films ausmachen. Es scheint, als hätte Hollywood in diesem Jahr noch keinen weiteren Film produziert.
Die Geschichte von „Dune“ basiert auf Frank Herberts gleichnamigem Roman von 1965. Der junge Fürst Paul Atreides (Chalamet) verteidigt nach dem Tod seines Vaters (Teil 1) mithilfe der indigenen Bewohner*innen den Wüstenplaneten Arrakis gegen imperiale Truppen. Schon in den 80ern wurde Herberts Bestseller vom Filmemacher David Lynch verfilmt, doch nicht so bildgewaltig und episch wie vom Kanadier Villeneuve. Doch Lynch brauchte nicht zwei ganze Filme dafür.
Ich war ehrlich gesagt kein großer Fan des ersten Dune-Films, den zweiten habe ich noch nicht gesehen. Was ich persönlich interessanter finde als die Filme selbst, sind die Analysen und Interpretationen drumherum. Wenn man den Roman gelesen hat, dann weiß man, wie sehr Herbert von monotheistischen Religionen wie dem Islam inspiriert wurde. Nachträglich Ramadan Mubarak an alle Leser*innen an dieser Stelle!
Paul Atreides gilt für die Fremen, die indigenen Bewohner*innen des Wüstenplaneten, als langersehnter „Mahdi“, als „Lisan al Gaib“. Hier kann man sehen, dass Herbert ein Faible fürs Arabische, aber auch für das Muslimische hatte. Denn der Glaube an das Erscheinen eines Propheten, der in der Endzeit das Unrecht auf der ganzen Welt beseitigen wird, ist ein zentraler Bestandteil einiger islamischer Konfessionen.
Man muss aber auch festhalten, dass im Koran selbst der sogenannte Mahdi und sein Kommen nicht ausdrücklich erwähnt werden. Und das zeigt, dass Herbert keine rein islamische Geschichte wiedergibt, sondern dass er sich eher von der Kultur hat inspirieren lassen, sich hier und da an Ideen und Wörtern vergriffen hat, die er spannend fand, vor allem bei den indigenen Ethnien Nordafrikas wie den Amazigh, und daraus seine Science-Fiction-Story geschrieben hat. Ihm geht es weniger um die Religion selbst, vielmehr schreibt er über falsche Propheten und wie sie Religion als Werkzeug nutzen, um Strategien zu formulieren und ihre Kriege zu führen.
Ob man nun „Dune“ gesehen oder gelesen hat, hier noch eine Empfehlung in der ARTE-Mediathek (weil wir auch intellektuell unterwegs sind und nicht nur Hollywood-Blockbuster schauen): Die faszinierende Doku „Jodorowskys Dune“ über den misslungenen Versuch des chilenischen Filmemachers Alejandro Jodorowsky, Frank Herberts „Dune" in den 70ern zu verfilmen, ist wirklich sehenswert. Der Film lehrt uns so viel über Kreativität, Kunst, Kommerz.
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