Ich habe mal eine Frage an dich: Wie stehst du eigentlich zum Begriff „Food Porn“? Du weißt schon, die „oftmals glamouröse und spektakuläre Darstellung von Speisen, um sie im Internet zu verbreiten“ (Danke, Wikipedia).
Food Porn hat in Film und Fernsehen natürlich einen festen Platz. Es gibt eine ganze Reihe an Serien, auf Netflix zum Beispiel, die sich genau dieser Philosophie verschreiben und Food Porn als Marketing-Strategie nutzen: „Ugly Delicious“, „Chef’s Table“, „Somebody Feed Phil“, „Master of None“ und viele mehr. Dann gibt es auch Filmklassiker, darunter „Big Night“ oder „Tampopo“ (kann ich beide herzlichst empfehlen), die das Kochen und Essen zelebrieren und in aufwändig inszenierten Szenen einzelne Gerichte ehren.
Das Ganze auf den Kopf stellt wiederum „The Menu“ (auf Disney+ verfügbar), hier wird sich nämlich über all das eher lustig gemacht, in sehr dunkler Art und Weise. Was ich auch verstehen kann, als „The Menu“- Fan, denn es hat schon etwas Prätentiöses, wenn eine menschliche Notwendigkeit wie Essen in manchen Fällen als etwas so Ungewöhnliches dargestellt wird.
Nicht alles ist Food Porn. Aber sag das mal einer den vielen deutschen Food Vloggern auf YouTube oder Tiktok, die jede Woche einen anderen Döner oder Burger zum besten in Deutschland auszeichnen. Wir haben Fachkräftemangel! Nicht jeder von euch muss Food-Tester*in werden und sich durch alle NRW-Döner probieren. Nein, Spaß: Ich gucke mir wirklich jedes einzelne Video von euch an. Hört bitte niemals auf.
Zurück zum eigentlichen: Ich habe mal David Gelb, den Produzenten von Chef’s Table, für VICE interviewt und gefragt, wie er denn zum Begriff Food Porn steht. Seine Antwort hat mir gefallen: „Wir sagen ungern Food Porn, wir sagen viel lieber Food Romance. Weil es um Geschichten, um Charaktere und um den Kontext geht. Wenn man an Pornografie denkt, dann denkt man an grafische Bilder. Unsere Essensbilder sind keine Sexszenen, sondern allesamt romantisch.“
Diese Aussage passt sehr gut zu „Geliebte Köchin“ des in Vietnam geborenen französischen Regisseurs Trân Anh Hùng. Der historische Liebesfilm, der gerade im Kino läuft, handelt von der Köchin Eugenie (gespielt von Juliette Binoche), die jahrelang für den reichen Gastronom Dodin und seine namhaften Gäste kocht. Viel wichtiger geht es in diesem Film um ihre Beziehung, und ob sie zwischen der ganzen Arbeit zueinanderfinden werden. Ob Food Porn oder Food Romance, ich konnte mit der französischen Küche in diesem Film nichts anfangen, deswegen war ich nicht besonders angetan von der Geschichte, aber das alles ist ja bekanntlich auch Geschmackssache. Vielleicht kann Hùng mal eine Version in Vietnam drehen?