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roots&reels #6: Kida Khodr Ramadan

In seinem Newsletter roots&reels schreibt Schayan über Film, Fernsehen, Kino und Co. Diesmal teilt er seine Meinung zu Kida Khodr Ramadan und seiner Arbeit.

roots&reels #6: Kida Khodr Ramadan

Was haben die Serien „4Blocks“, „Asbest“ und „German Genius“ gemeinsam? Richtig: Kida Khodr Ramadan. Das Gangster-Drama „4 Blocks“ machte den im Libanon geborenen Schauspieler und Regisseur praktisch über Nacht zum Star in Deutschland. Mit „Asbest“ lieferte er der ARD mit über drei Millionen Streams den besten Mediathek-Start aller Zeit und in „German Genius“ durfte er Ricky Gervais Idee „Extras“ für den deutschen Markt adaptieren und sogar mit dem britischen Komiker drehen.

Diese drei Projekte haben leider noch eine weitere Sache gemeinsam: Ich bin überhaupt kein Fan. „4Blocks“ fand ich unerträglich. Klar, es handelt sich hier um eine fiktive arabische Großfamilie in Berlin und die Macher, darunter auch Ramadan, haben niemals behauptet, eine Dokumentation zu drehen. Doch meiner Meinung nach werden konsequent rassistische Stereotypen über Araber und Muslime darin reproduziert. Die Drehbuchautoren von „4 Blocks“ sind alles weiße Männer.

„Asbest“ ist da nicht viel besser, und im Gegensatz zu „4 Blocks“ wird in dieser Geschichte, die größtenteils im Gefängnis spielt, kaum Spannung erzeugt. „4 Blocks“ war trotz der vielen Klischees niemals langweilig – das kann Ramadan bei keiner einzigen Folge von „Asbest“ behaupten. Wem das alles doch gefallen hat, kann sich jetzt freuen: Eine zweite Staffel wird es auf jeden Fall geben. Deutschland liebt und belohnt eben Mittelmäßigkeit. Der deutsche Film und das deutsche Fernsehen sind Paradebeispiele dafür.

„Und was ist dein Problem mit German Genius?“, höre ich dich jetzt fragen. Für eine Komödie waren die acht Folgen einfach nicht lustig genug. Das wäre das Mindeste gewesen …

Warum aber erzähle ich hier so ausführlich über meine Antipathie gegenüber den Arbeiten von Kida Ramadan? Erstens, weil er meiner Meinung nach als Schauspieler zu talentiert ist, um solche schlechten Stoffe zu produzieren. Zweitens, weil er überall für Diversität und Repräsentation steht, als „Migrant, der es geschafft hat“, in der Praxis aber nur bestimmte Vorurteile bestätigt und Migranten hauptsächlich als Drogendealer und Gangster inszeniert. Und drittens, weil er jetzt bekannt gegeben hat, dass seine neue Serie „Testo“ ab dem 2. Februar in der ARD Mediathek starten wird.

Er selbst nennt „Testo“ auf Instagram bereits eine „Kultserie“, über die „ganz Europa“ reden wird. Marketingtechnisch ist das sehr interessant: Erst vergangenen Sommer hatte Ramadan eine Auszeit angekündigt, nachdem er zugegeben hatte, Kolleg*innen am Set würden sein Verhalten „mitunter als bedrohlich“ empfinden. Gegen seine Wutausbrüche habe er eine Therapie gemacht. Doch das dazugehörige Statement ist auf Instagram nicht mehr zu finden. Ersetzt wurde das Ganze mit der Werbung für „Testo“. In der Serie geht es um einen „Banküberfall, um Geiseln, Adrenalin, Chaos, offene Rechnungen“.

Ich mache mir da also keine allzu großen Hoffnungen … Oder, was denkst du?

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