Diese Einleitung habe ich bereits zehnmal überarbeitet, weil sich die Lage schneller entwickelt, als ich erwartet hatte. Die syrischen Rebellen haben die Kontrolle über Hama übernommen, nach heftigen Kämpfen in der Stadt. Andere Quellen berichten, dass russische Flugzeuge Ziele innerhalb der Stadt Hama bombardiert haben. Es gibt Berichte über Tote und Verletzte unter den Trümmern. Berichten zufolge wird die Assad-Regierung von Russland unterstützt, das offenbar ein Signal senden möchte, dass die Regierung – insbesondere gegenüber islamistischen Milizen – nicht destabilisiert werden darf. Dennoch haben die Rebellen es geschafft, Hama unter ihre Kontrolle zu bringen. Aus dem zentralen Gefängnis haben sie Hunderte Gefangene befreit, insgesamt 3000 sind dort untergebracht. Begleitet wurde dies von dem Ruf: „Dank sei Gott, dem Erhabenen.“
Hama ist eine besondere Stadt in der Geschichte Syriens, nicht nur wegen ihrer strategischen Lage: Sie verbindet Homs und Damaskus mit dem Norden sowie den Westen mit dem Osten, wo die Aleviten leben. Sie ist auch bekannt für die tragischen Ereignisse des Massakers von Hama 1982. Mehr dazu liest du weiter unten.
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Das Massaker von Hama 1982Das Massaker von Hama fand im Februar 1982 statt und gilt als eines der brutalsten Ereignisse der modernen syrischen Geschichte.
- Hintergrund: Hama war ein Zentrum des Widerstands gegen das Assad-Regime, wobei die Muslimbruderschaft eine führende Rolle spielte. Der Aufstand war Teil eines größeren Konflikts zwischen islamistischen Gruppen und der säkularen Baath-Partei unter Hafez al-Assad, dem Vater von Bashar al-Assad.
- Ereignis: Am 2. Februar 1982 begann die syrische Armee unter der Leitung von Rifaat al-Assad, dem Bruder des Präsidenten, eine groß angelegte Militäroperation, um den Aufstand der Muslimbruderschaft niederzuschlagen. Die Stadt wurde massiv bombardiert, ganze Stadtteile wurden zerstört.
- Opfer: Schätzungen gehen von 10.000 bis 40.000 Toten aus, darunter viele Zivilist*innen. Tausende wurden verhaftet oder verschwanden spurlos. Hama wurde fast vollständig verwüstet.
- Folgen: Das Massaker unterdrückte die Rebellion der Muslimbruderschaft und festigte die Macht von Hafez al-Assad, hinterließ jedoch ein tiefes Trauma in der syrischen Gesellschaft. Es symbolisiert bis heute die kompromisslose Gewalt des Assad-Regimes gegen jeglichen Widerstand.
Das Massaker wird oft als Wendepunkt in der syrischen Geschichte gesehen, der die Grundlage für die spätere Brutalität des Regimes und die tiefen gesellschaftlichen Spaltungen legte.
Wichtige Entwicklung
Nach Abschluss der Durchsuchungs- und Sicherungsoperationen in der Stadt Aleppo ruft die Leitung der Militäroperationen alle Kämpfer dazu auf, sich den aktiven Frontlinien anzuschließen, um ihre Pflicht zu erfüllen und den Befreiungskampf fortzusetzen. Zudem gibt sie eine Reihe von Anweisungen heraus, die die Stadt Aleppo betreffen. Und das könnte darauf hindeuten, dass es eine Vereinbarung gibt, bei der die Rebellen Aleppo verlassen, während ihre Verwaltung bleibt und die Kontrolle die Stadt übernimmt.
Politische EntwicklungenGleichzeitig zum Krieg gibt es intensive politische Bewegungen. Besonders erwähnenswert sind:
- Verhandlungen zwischen Assad und den USA durch Vermittlung der Vereinigten Arabischen Emirate, bei denen Assad offenbar bereit ist, den Einfluss des Irans zu opfern, um seine eigene Macht zu sichern.
- Gespräche zwischen Assad und Erdoğan, die von Russland und dem Iran unterstützt werden. Assad scheint mittlerweile bereit zu sein, mit Erdoğan zu verhandeln.
- Berichte aus arabischen Medien legen nahe, dass konkrete Vereinbarungen in Arbeit sind.
Abu Mohammed al-Jolani und die HTS:Der Anführer der Hayat Tahrir al-Sham (HTS), Abu Mohammed al-Jolani, erklärte, dass eine Übergangsverwaltung die Angelegenheiten von Aleppo übernehmen werde, das kürzlich von Oppositionsgruppen eingenommen wurde.
Unter der Kontrolle der HTS wird Idlib von einer „Rettungsregierung“ verwaltet. Es gibt jedoch Berichte über Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung.
Laut der International Crisis Group kündigte al-Jolani an, dass die Kämpfer, einschließlich derjenigen von HTS, in den kommenden Wochen die zivilen Gebiete verlassen werden. Gleichzeitig sollen „Bürokraten“ eingeladen werden, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Er fügte hinzu: „Die einzigartigen sozialen und kulturellen Traditionen der Stadt, sowohl für Muslime als auch für Christen in ihrer ganzen Vielfalt, werden respektiert.“
Al-Jolani erklärte weiter, dass HTS darüber nachdenke, sich aufzulösen, um „eine vollständige Integration der zivilen und militärischen Strukturen in neue Institutionen zu ermöglichen, die die Vielfalt der syrischen Gesellschaft widerspiegeln“, so seine Worte.
Wer ist Abu Mohammed al-Jolani?
- Anführer der Dschihadistenorganisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS), der wichtigsten Rebellengruppe im Nordwesten Syriens
- Kontrolliert weite Teile der Provinz Idlib sowie Gebiete in Aleppo, Latakia und Hama
- Seine Region beherbergt etwa 3 Millionen Vertriebene und gilt als Hochburg der syrischen Opposition
Ein umstrittener und mysteriöser Anführer
- Identität: Sein Name, Geburtsdatum und Herkunft sind Gegenstand widersprüchlicher Berichte
- Laut PBS heißt er Ahmad Hussein al-Sharaa, geboren 1982 in Saudi-Arabien
- Andere Berichte legen nahe, dass er 1981 in Deir ez-Zor, Syrien, geboren wurde
- Werdegang: Studierte angeblich Medizin, bevor er sich 2003 al-Qaida anschloss
Aufstieg in der Dschihadistenbewegung
- Enger Vertrauter von Abu Musab al-Zarqawi, Gründer von al-Qaida im Irak
- Führte 2011 im Auftrag des späteren IS-Anführers Abu Bakr al-Baghdadi die Gründung der Jabhat al-Nusra in Syrien
- 2013 brach er mit dem IS und schwor al-Qaida die Treue
Die Entwicklung von HTS
- 2016: Al-Jolani gab die Trennung von al-Qaida bekannt und benannte die Gruppe in Jabhat Fatah al-Sham um
- 2017: Führte die Gründung von HTS an, die zunehmend auf lokale Verwaltung und Diplomatie setzt
- Fokus von HTS liegt offiziell auf der Bekämpfung des Assad-Regimes und der Errichtung einer islamischen Herrschaft in Syrien
Herrschaft in Idlib
- HTS kontrolliert Idlib mit eigenen Gerichten, Polizeikräften und einer „Rettungsregierung“
- Kritik: Menschenrechtsverletzungen wie Folter und Unterdrückung oppositioneller Stimmen
Ein international gesuchter Mann
- Trotz seiner Bemühungen, sich als pragmatischer Führer zu präsentieren, bleibt al-Jolani umstritten
- Die USA stufen ihn weiterhin als Terroristen ein und haben eine Belohnung von 10 Millionen Dollar für Informationen zu seiner Ergreifung ausgesetzt.Abonniere hier den Newsletter „syrien update“ und bleibe über aktuelle Geschehen in Syrien auf dem Laufenden