Wir Menschen suchen oft nach Zugehörigkeit – sei es zu einer Gemeinschaft, einer Idee oder einem „Stamm“. Damit meine ich nicht nur den traditionellen Stamm, der durch Blutsverwandtschaft verbunden ist. In unserer Zeit suchen wir bewusst oder unbewusst nach Gruppen, die unsere Werte, Überzeugungen oder Interessen teilen.
Genau das wissen viele Unternehmen zu nutzen. Sie schaffen Identitäten durch Marken, sodass Menschen sich einer „Apple-Community“ oder einer „Mercedes-Familie“ zugehörig fühlen.
Ähnlich funktioniert es auch in den sozialen Medien. Wir bewegen uns in sogenannten Bubbles, kleinen Gruppen mit einer oft einseitigen Sichtweise, in denen wir uns wohlfühlen, weil sie unsere Meinungen bestätigen. Diese Bubbles sind wie moderne „Stämme“, in denen bestimmte Überzeugungen dominieren – und andere Meinungen kaum Raum finden.
Warum erzähle ich das?
Weil ein Bild oft mehr sagt als tausend Worte: im Foto weiter unten siehst du, wie unser kohero Magazin – als Printausgabe unserer Plattform für migrantische Perspektiven – neben unterschiedlichsten Magazinen in einem Bahnhofskiosk liegt. Direkt neben unserem Magazin ist das Magazin „Ketzerbriefe“, mit dem Titelthema „Remigration“ und Martin Sellner. Ketzerbriefe bezeichnet sich selbst als Magazin, das auf „klassischer Psychoanalyse und orthodoxem Marxismus“ basiert, und seine Titel deuten auf kontroverse Inhalte hin.
Das Spannende daran: Dieses Bild zeigt die Vielfalt und Gegensätze in unserer (Print-)Gesellschaft – von kohero, das migrantische Stimmen stärkt, bis hin zu Magazinen, die konservative, oder sogar klar rechte Perspektiven vertreten. Mir zeigt dieses Bild, wie wichtig es ist, miteinander im Gespräch zu bleiben, selbst wenn wir auf den ersten Blick in ganz unterschiedlichen „Stämmen“ leben.
Aber hier ist das Problem: Wie sollen wir miteinander diskutieren, wenn grundlegende Menschenrechte nicht anerkannt oder respektiert werden? Wie kann ich mit jemanden ins Gespräch kommen, der meine Würde oder meine Existenz, mein Dasein in diesem Land nicht wahrhaben möchte?
Wir haben den Inhalt des Ketzerbriefe-Magazins nicht gelesen, da uns nur die Titelbilder und Schlagzeilen vorliegen. Ich möchte also glauben, dass zwischen unseren Redaktionen, oder auch uns und der Cicero-Redaktion, ein Dialog noch möglich wäre. Wir müssen raus aus unseren Bubbles – oder Stämmen – und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft stärken.
Deshalb möchte ich dich einladen:
Falls du Freund*innen oder Familie hast, die eine andere Meinung zu Migration und Flucht vertreten, schick ihnen doch unser Magazin. Vielleicht entdecken sie neue Perspektiven und verstehen, warum migrantische Stimmen in unserer Gesellschaft gehört werden müssen.
Gemeinsam können wir Brücken bauen und unsere Gesellschaft offener, respektvoller und vielfältiger gestalten. Bist du dabei?
Herzliche Grüße
Hussam und das Team von kohero
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