Vorurteile gegen Sintizze und Romnja gibt es zahlreiche – oftmals herrscht in der Gesellschaft das Vorurteil, dass sie kriminelle und heimatlose Nomaden seien, die nicht bereit seien, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Rassismus gegen Sintizze und Romnja reicht bis ins deutsche Kaiserreich zurück und mündete schließlich in der Ermordung von rund 500.000 Sinti und Roma während des NS-Regimes. Eine wirkliche Aufarbeitung dieses Völkermordes habe noch immer nicht stattgefunden, kritisiert auch Dr. Mehmet Daimagüler, welcher 2022 als erster Antiziganismus Beauftragter durch die Bundesregierung berufen wurde.
Wie kann ich mir Hilfe suchen, wenn ich Opfer von antiziganistischer Gewalt werde?
Wenn du Opfer von gewalttätigen Attacken geworden bist, egal ob diese verbal oder körperlich waren, hast du die Möglichkeit, diese auf der Homepage der MIA (Melde – und Informationsstelle Antiziganismus) zu melden. MIA ist eine Anlaufstelle für Sinti*zze und Romn*ja, die Diskriminierung erleben. Der Fokus liegt darauf, die Rechte von Betroffenen zu stärken und sich für Chancengleichheit einzusetzen.
Die MIA-Bundesgeschäftsstelle führt außerdem Sensibilisierungsmaßnahmen und Empowerment-Angebote wie Workshops und Regionalkonferenzen durch. Diese richten sich sowohl an zivilgesellschaftliche Organisationen als auch an Betroffene und staatliche Akteure. Wenn du dich generell für die Arbeit der MIA interessierst und wissen willst, wie der Zentralrat der Deutschen Sinti & Roma arbeitet und vielleicht selbst sogar aktiv werden möchtest, kannst du hier vorbeischauen.
Auch die Berliner Jugendselbstorganisation Amaro Foro e.V. engagiert sich gegen diese Form von Rassismus und für Teilhabe und Chancengerechtigkeit. Das Team besteht aus Romnja und Nicht-Romnja, aus Politologinnen, Sozialwissenschaftlerinnen, Pädagoginnen und Sozialarbeiterinnen. Ihr Ziel ist es, durch Bildungsarbeit die Gesellschaft für antiziganistisch motivierte Vorfälle zu sensibilisieren und Betroffenen eine Plattform zu geben. Wenn du in Berlin lebst, dich informieren und an Projekten teilnehmen und/oder unterstützen möchtest, kannst du hier vorbeischauen.
Örtliche Beratungsstellen für Rassismus und Diskriminierung können gute erste Anlaufstellen sein, die dich zur Not weiterverweisen. Natürlich solltest du, wenn du Opfer oder Zeuge eines solchen Vorfalls geworden bist, auch immer überlegen, ob du diesen nicht auch bei der örtlichen Polizei oder Staatsanwaltschaft melden möchtest. Auch kannst du dir anwaltliche Hilfe suchen, wenn du Unterstützung für den Gang zu den Strafermittlungsbehörden benötigst.
Wir orientieren uns am Glossar der Neuen Deutschen Medienmacherinnen, die die Bezeichnung „Rassismus gegen Romnja und Sinti*zze“ empfehlen. Es gibt jedoch auch weitere Begriffe, die Betroffene zum Teil selbst nutzen, wie zum Beispiel „Antiziganismus“, „Antiromaismus“, „Antisintiismus“ oder „Gadjé-Rassismus“.