Schon wieder ist ein Jahr vergangen und viele von uns stellen sich wieder einmal der Herausforderung des Fastens. Heute geht es darum, inwiefern das Fasten im Islam Positives mit sich bringt und wie wir neben des Verzichts auch vor allem Bereicherung erfahren – persönlich, psychisch und auch für das Kollektiv. Vor allem in Krisenzeiten kann dieser Monat der Besinnung uns erden; daran erinnern, wer wir sind und wer wir sein können.
Die letzten Jahre konnten wir uns gesellschaftlich von „Auch kein Wasser?“ zu einer Obsession mit Gesundheitstipps entwickeln und kämpfen dabei stets mit dem Gleichgewicht, der Begriff des Fastens ist den meisten aber immerhin nicht mehr fremd.
Das Trockenfasten, also der komplette Verzicht auf Nahrung, und ja, auch Wasser, zieht sich über eine bestimmte Zeit und hat unter anderem zum Ziel, den Körper zu entgiften und neu zu gewöhnen. Dieser Praxis werden in verschiedenen Formen und Lebensstilen verschiedene Vorteile zugeschrieben, sowohl körperlich als auch psychisch.
Ein wesentlicher Vorteil des Trockenfastens umfasst die Förderung der Autophagie, ein Prozess, bei dem beschädigte Zellen im Körper abgebaut und recycelt werden. Dieser Reinigungsprozess kann dazu beitragen, den Körper zu revitalisieren und das Immunsystem zu stärken. Darüber hinaus wird angenommen, dass das Trockenfasten den Stoffwechsel verbessert und die Regeneration von Gewebe fördert.
In Bezug auf die psychische Gesundheit kann das Trockenfasten eine Reihe von positiven Auswirkungen haben. Erstens kann der Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit die Fokussierung der Gedanken erleichtern und zu einer tieferen mentalen Klarheit führen. Viele Menschen berichten während des Trockenfastens von einem gesteigerten Bewusstsein für ihre eigenen Bedürfnisse und einem verbesserten Fokus auf gegenwärtige Erfahrungen. Achtsamkeit also. Sounds familiar?
Darüber hinaus kann das Trockenfasten eine Form der Selbstdisziplin und Selbstkontrolle fördern, die sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirkt. Die Überwindung von Hunger und Durst kann dazu beitragen, die Fähigkeit zur Bewältigung von Herausforderungen im täglichen Leben zu stärken und ein Gefühl der inneren Stärke zu entwickeln. Stichwort „innerer Schweinehund“, oder, wenn wir einen islamischen, mittlerweile sehr sinnentfremdeten und dadurch polarisierten Begriff einwerfen und klarstellen: Jihad – der heilige Kampf – gegen uns selbst.
"Wer sind wir eigentlich, was können wir tun und was tun wir tatsächlich?"
Jihad, auch kein Wasser, Achtsamkeit, gesund leben – alles Dinge, die uns so bestimmt nicht neu sind. Doch inwiefern stehen die Praxis des Fastens, die psychische Kalibrierung, der Verzicht auf Konsum und der Fokus auf das Wesentliche in Verbindung mit dem Kollektiv?
Wenn wir überlegen, wie normalisiert der übermäßige Konsum von Speisen, Gütern, Entertainment ist und wie wir uns dem schnellen, individualistischen Leben hingeben, kann uns unter anderem der Verlust der Verbundenheit auffallen. Die Verbundenheit mit dem Inneren, mit dem Wesentlichen, mit dem, was uns individuell, aber auch unter- und miteinander ausmacht: Die Realisierung, dass wir im globalen Norden ein teilweise ganz anderes Leben führen (können), während andere Menschen von Nöten betroffen sind, über die sie keine Kontrolle haben. Die Tatsache, dass unser Übermaß hier immer Mangel woanders bedeutet.
Der Monat Ramadan steht für Verzicht, Gemeinschaft, Nächstenliebe, Disziplin und Ergebung. Bescheidenheit, wenn wir wollen. Im Zustand des vermeintlichen Defizits können wir das Bewusstsein für Dinge fassen, die sonst im Konsum untergehen. Wer sind wir eigentlich, was können wir tun und was tun wir tatsächlich? Leben wir im Einklang mit dem, was unsere Seele ausmacht? Unterstützen wir einander, oder sind wir unserem Selbst ergeben? Das Fasten und das, was es zur Folge hat, verbessert im besten Fall unser Bewusstsein – ob temporär oder langfristig, liegt in unserer Hand.
Einen wunderschönen Monat dir!
Falls du auch fastest und/oder gefastet hast, welche positiven Erfahrungen hast du gemacht?
Liebste Grüße
Zara
Weitere Tipps zur Ernährung während des Ramadan findest du hier.
kohero lädt dich außerdem zum gemeinsamen Fastenbrechen am 27. März ab 18 Uhr im kohero Haus ein. Melde dich hier an, wenn du dabei sein möchtest.
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