In einer ruhigen Ecke Berlins sitzt Ömer-Kaan, 28 Jahre alt, vor seinem Kanun – einer orientalischen Kastenzither. Im Alter von neun Jahren hat er begonnen, sie zu spielen. Mit flinken Fingern entlockt er dem Instrument sanfte Klänge, die von seiner tiefen Verbundenheit zur türkischen Musiktradition zeugen. Doch Ömer-Kaan ist weit mehr als nur ein talentierter Musiker – er ist ein Brückenbauer zwischen Kulturen, ein Bewahrer musikalischen Erbes und ein engagierter Bildungsarbeiter.
„Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, die Musik meines türkischen Hintergrunds in Deutschland spielen zu dürfen und sie hier weiterhin am Leben zu erhalten“, erklärt er. Als Enkel einer Gastarbeiterin, die in den 1960er Jahren nach Deutschland kam, ist sich Ömer-Kaan seiner Wurzeln sehr bewusst. „Solche Geschichten prägen einen. Sie machen einem klar, dass ich Gastarbeiter-Enkel bin und kein, wie man so sagt, 'Bio-Deutscher'“, reflektiert er nachdenklich.
Doch anstatt sich von dieser Erkenntnis einschränken zu lassen, nutzt Ömer-Kaan seine bikulturelle Identität als Stärke. Neben seiner musikalischen Karriere engagiert er sich in der Demokratiebildung an Berliner Schulen. „Mir ist es wichtig, die Kinder und Jugendlichen für gesellschaftliche Themen zu sensibilisieren, wie zum Beispiel Diskriminierung und Rassismus“, betont er. Sein türkischer Hintergrund verschafft ihm dabei oft einen besonderen Zugang zu Schülern mit Migrationshintergrund.
Ömer-Kaans Weg ist geprägt von Werten wie Verbundenheit, Menschlichkeit und Toleranz. Diese Grundsätze spiegeln sich nicht nur in seiner Musik wider, sondern auch in seinem Engagement für eine gerechtere Gesellschaft. „Was für mich an allererster Stelle steht und wofür ich mich immer wieder einsetzen würde, ist die Gerechtigkeit. Es ist das Fundament für ein lebenswertes Leben“, erklärt er mit Überzeugung.
Trotz seines jungen Alters hat Ömer-Kaan bereits viele wertvolle Lebenslektionen gesammelt. „Wer es nicht versucht, hat schon verloren!“ und „Fehler sind die besten Lehrer!“ sind nur einige der Weisheiten, die ihn auf seinem Weg begleiten. Diese Einstellung hilft ihm, Herausforderungen mit Optimismus und Entschlossenheit anzugehen.
Während er von seinen Erfahrungen und Zielen erzählt, wird deutlich, dass Ömer-Kaan ein vielseitig interessierter junger Mann ist. Er setzt sich nicht nur mit Musik auseinander, sondern auch mit Politik, Wirtschaft und einem gesunden Lebensstil. Im November wird er an einem internationalen Kanun-Festival in Ankara teilnehmen – eine Chance, sein Wissen zu erweitern und sich mit anderen Musikern zu vernetzen.
Ömer-Kaans Geschichte zeigt, wie kulturelle Vielfalt eine Gesellschaft bereichern kann. Mit seinem Kanun in der Hand und seinem Engagement im Herzen baut er Brücken zwischen Traditionen und Generationen, zwischen Ost und West. Er verkörpert eine neue Generation von Deutsch-Türken, die selbstbewusst ihre Identität leben und aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft mitwirken.