Heute freu’ ich mich, dir Nasirah vorzustellen. Nasirah sagt über sich selbst: „Meine große afghanische Familie und meine Freunde bedeuten mir sehr viel, und ich liebe es, Zeit in geselliger Runde zu verbringen. Und natürlich liebe ich meinen Mann, mit ihm lebe ich in einer deutsch-afghanischen Ehe – allein dieser Umstand schreibt jeden Tag neue Geschichten und bereichert mein Dasein“. Nasirah arbeitet im Marketing, macht gerne Sport und begeistert sich für gesundes Essen. Heute teilt sie das Rezept von einem Gericht, was sie als einen „kulinarischen Zeitreisenden“ bezeichnet: Kabuli Palau.
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Jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren!
Deine Natalia
Kabuli Palau – kulinarisches Erbe aus Afghanistan
Manchmal können Düfte und Geschmäcker uns auf eine Reise in die Vergangenheit mitnehmen. Für mich ist "Kabuli Palau", ein traditionelles Reisgericht aus meiner Heimat Afghanistan, genau das, ein kulinarischer Zeitreisender. Es ist mehr als nur ein Gericht – es ist ein Stück Heimat, eine Verbindung zu meinen Wurzeln und eine Quelle wunderschöner Erinnerungen.
Ein Samstagmorgen voller Vorbereitungen
Ich hörte schon meine Mutter in der Küche klappern. „Das gute Geschirr!“,
rief sie meiner großen Schwester zu, während sie die riesigen Töpfe aus der Abstellkammer zog. Mein Vater war wie immer schon früh unterwegs, um die letzten Besorgungen zu machen. Wir Kinder wurden nicht gerade liebevoll, sondern eher energisch und streng geweckt. „Aufstehen, es gibt viel zu tun!“
Wollten wir nicht – nahm mein ältester Bruder die Gunst der Stunde wahr und zog uns die Decken weg – meine Wut und sein teuflisches Lachen sitzen noch tief in meiner Erinnerung. Staubsaugen, Schnibbeln, Putzen – in einer afghanischen Großfamilie lernt man, dass Gastgeben Vorrang hat. Lernen, Freunde treffen und Kindsein dann, wenn kein Besuch erwartet wurde.
Die Festtafel und ihre Bedeutung
Besonders erinnere ich mich daran, wie edel und festlich alles wirkte, wenn wir die Tafel mit Kabuli Palau gedeckt haben. Der Anblick des farbenfrohen Reisgerichts, garniert mit Karottenstreifen, Rosinen und Mandeln, war ein Fest für die Augen. In unserer Familie essen wir – sehr traditionell – auf dem Boden sitzend. Das Essen wird auf einem Dastarkhan serviert, einer Tischdecke, die auf dem Boden ausgebreitet wird.
Für uns Kinder war es ein Zeichen dafür, dass der Tag etwas ganz Besonderes war. Die aufwendige Zubereitung des Gerichts verlieh dem Anlass eine besondere Bedeutung und eine festliche Atmosphäre. Es war nicht nur das Essen selbst, sondern das ganze Ritual rund um die Zubereitung und das gemeinsame Essen, das diese Momente unvergesslich machte.
Unverzichtbare Aufgaben und kleine Frechheiten
Wir Kinder hatten alle unsere Aufgaben, und es war nicht immer einfach. Während fremde Menschen stundenlang die Köstlichkeiten genossen, die meine Mutter zwei Tage lang zubereitet hatte, ärgerte ich mich, dass mich niemand lobte für das viele Spülen, Putzen oder Schnibbeln. Frechheit, dachte ich damals! Heute lache ich darüber. Diese Tage waren ein wahrer Kraftakt an Anstrengung, und oft brodelte ich vor Frust darüber, dass ich erneut auf meine Freunde verzichten musste.
Doch wenn ich heute zurückblicke, erkenne ich, dass diese Zeit auch eine wertvolle Lektion in Gastfreundschaft und Zusammenhalt war. Wer hätte gedacht, dass ich eines Tages mit einem Lächeln an die endlosen Stunden des Schnibbelns und Putzens zurückdenken würde? Wenn man meine Schwestern von damals fragen würde, käme ein schmunzelndes „Du hast dich doch immer schön aus dem Staub gemacht, bevor alles fertig war – das war ja schon fast ein geheimer Berufsplan!“
Aber auch wenn sie mir diesen Streich spielen, weiß ich, dass die gemeinsame Erfahrung uns Schwestern alle näher gebracht hat. Man könnte sagen, es war eine Zeit, in der ich gelernt habe, dass Zusammenhalt nicht nur durch das gemeinsame Schaffen, sondern auch durch das gemeinsame Lachen bei der Zubereitung entsteht.
Für Freunde und Familie: Die Tradition weiterführen
Heute koche ich Kabuli Palau selbst zu besonderen Anlässen, um diese Tradition am Leben zu erhalten und die Erinnerungen wachzuhalten. Mein deutsch-finnischer Ehemann liebt dieses Gericht so sehr, dass er einmal scherzte: „Das wäre meine Henkersmahlzeit, wenn ich die Wahl hätte!“ Er übernimmt dabei natürlich das sorgfältige Schnibbeln der Möhren, denn ich hasse es wirklich
abgrundtief! Das ist die Schattenseite dieses ansonsten wunderbaren Gerichts. Jedes Mal, wenn ich diesen Reis zubereite, fühle ich mich wie das kleine Kind, das fasziniert zusieht, wie die Mutter liebevoll die Möhren und Rosinen auf dem glänzenden, goldenen Reis verteilt. Wenn ich es heute zubereite, denke ich an all die Male, die wir auch heute noch als Familie zusammenkommen erzählen und genießen.
Dieses Rezept erinnert mich daran, wie bedeutsam es ist, Traditionen zu bewahren und sie an die nächste Generation weiterzugeben. Es steht als Symbol für Gemeinschaft, das Feiern besonderer Augenblicke und die tiefe Liebe, die meine Mutter in jede Mahlzeit gesteckt hat und immer noch steckt. Bei Mama schmeckt es einfach immer am besten! Ihre Kochkünste sind unübertroffen und jedes Mal, wenn ich Kabuli Palau koche, fühle ich die gleiche Wärme und Fürsorge, die sie uns immer vermittelt hat.
Kabuli Palau ist für mich ein Stück Heimat, das ich in meine kleine diverse Welt hinaustrage. Es ist eine Erinnerung an schöne Zeiten und ein festlicher Genuss, der immer wieder neue, wertvolle Erinnerungen schafft.
Deine Nasirah
Kabuli PalauKabuli Palau trägt den angesehenen Titel des Nationalgerichts Afghanistans aufgrund seiner kulturellen Bedeutung und weit verbreiteten Beliebtheit. Die komplexe Mischung aus Gewürzen, duftendem Reis und der Wahl des Fleisches spiegelt das vielfältige kulinarische Erbe des Landes wider und macht es zu einem Symbol der Einheit und gemeinsamen Traditionen unter den Afghanen.
Zutaten:
4 Tassen Reis
500 g Lammfleisch
2 Zwiebeln (eine fein gehackt, eine grob geschnitten)
4 Knoblauchzehen, gehackt
1 Stück Ingwer, gehackt
3 Karotten, in Streifen geschnitten
60 g Rosinen
50 g Mandeln gehobelt
50 g Pistazien
5–6 EL Zucker
1 Liter Wasser
Salz nach Geschmack
Punjabi Yakhni Palau Mix von @shanfoodsglobal
1 TL gemahlener Kardamom
1 TL Gemüsebrühe (optional)
Garam Masala und Pfeffer (variabel)
Kümmel
Öl
Zubereitung
- Reis vorbereiten: Den Reis waschen und für zwei bis drei Stunden in Wasser einweichen.
- Zwiebeln und Fleisch im Schnellkochtopf: Eine fein gehackte Zwiebel in etwas Öl im Schnellkochtopf goldbraun anbraten. Das Lammfleisch dazugeben und rühren, bis die Poren sich schließen.
- Gewürze und Wasser hinzufügen: Knoblauch, Ingwer und Punjabi Yakhni Palau Mix (außer Kardamom und Kümmel) hinzufügen. Die grob geschnittene Zwiebel und ca. 1 Liter Wasser dazugeben. Den Deckel schließen und das Fleisch kochen, bis es durch ist. Im Schnellkochtopf dauert es etwa 30–40 Minuten, im normalen Topf etwa ein bis anderthalb Stunden.
- Brühe abseihen: Das Fleisch herausnehmen und beiseite stellen. Mindestens 300–400 ml Brühe im Topf lassen. Die Brühe abseihen und bereitstellen.
- Reis kochen: In einem ausreichend großen Topf den Reis in Salzwasser bissfest kochen und absieben.
- Karotten und Rosinen vorbereiten: In einer Pfanne die Karottenstreifen in etwas Öl auf mittlerer Stufe anbraten, bis sie weich werden. Die Rosinen und 2 EL Zucker dazugeben und leicht karamellisieren. Herd abschalten und gemahlenen Kardamom hinzufügen. Bereitstellen.
- Brühe karamellisieren: In einer antihaftbeschichteten Pfanne 3–4 EL Zucker karamellisieren und mit der Brühe ablöschen. Optional 1 TL Gemüsebrühe hinzufügen.
- Reis und Fleisch schichten: Den abgesiebten Reis zur Hälfte in einen großen Topf geben. Das Fleisch darauf legen. Garam Masala und Pfeffer darüber streuen und mit der anderen Hälfte Reis bedecken.
- Karotten-Rosinen Mischung und Brühe: Die Karotten-Rosinen-Mischung auf eine Seite des Reises legen und die karamellisierte Brühe darüber geben.
- Dämpfen: Den Topf mit einem Handtuch und Deckel schließen. Zunächst auf höchster Stufe, dann, wenn es dampft, auf niedrigster Stufe 10 Minuten garen.
- Öl und Kümmel hinzufügen: Vor dem Servieren etwas Öl in einer Pfanne erhitzen und den Kümmel hinzufügen. Den Deckel des Reises vorsichtig öffnen (Achtung, Dampf) und das heiße Öl darüber geben. Nochmals 5 Minuten ziehen lassen.
- Servieren: Die Karotten-Rosinen-Mischung auf einen Extrateller geben. Den Reis mit dem Fleisch kurz aufmischen und auf ein Servierteller geben. Die Karottenmischung darüber verteilen und mit Pistazien und Mandeln garnieren.
Das Geheimnis
Was macht das Rezept besonders gut? Ich füge am Ende von Schritt 6 noch Piment und ein wenig Zimt hinzu, das duftet so herrlich und gibt der Mischung eine wunderbare Note.
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