Ich bin zutiefst beunruhigt über den Aufstieg der extremen Rechten. Dieser Trend bedroht die Grundpfeiler des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Deutschland. Besonders fürchte ich eine Zunahme von Diskriminierung, Extremismus und politischer Gewalt, die durch Hass auf Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund geschürt werden. Der Erfolg der extremen Rechten stellt einen erheblichen Rückschritt dar und erinnert uns an eine Zeit, in der Extremismus Deutschland in eine Tragödie führte. Es besteht die Gefahr, dass viele Errungenschaften verloren gehen und eine dunkle Vergangenheit, die wir hinter uns lassen wollten, wieder auflebt.
Trotz der fremdenfeindlichen Politik der AfD fühle ich mich in Deutschland willkommen. Meine persönlichen Erfahrungen zeigen, dass Deutschland viel mehr ist als nur die Ansichten einer Partei. Viele Eingewanderte, darunter auch ich, haben hier enge Freundschaften und familiäre Bindungen geknüpft und erleben täglich die Offenheit und Großzügigkeit vieler Deutscher. Diese Menschen – sei es Familie, Freundinnen, Nachbarinnen oder Kolleg*innen – geben uns nicht nur das Gefühl, willkommen zu sein, sondern auch, zuhause zu sein.
Natürlich gibt es auch Stimmen, die sich gegen die Anwesenheit von Ausländer*innen aussprechen, und diese Stimmen können sehr laut und eindringlich sein. Sie nutzen terroristische Vorfälle, um Fakten zu verdrehen und Hass gegen Menschen mit Migrationsgeschichte zu schüren. Der von einem muslimischen Terroristen in Solingen verübte Terroranschlag wird beispielsweise mit derselben Entschlossenheit zurückgewiesen und verurteilt wie der Terroranschlag vor 30 Jahren in derselben Stadt, bei dem eine ganze Familie von vier rechtsextremen Terroristen verbrannt wurde. Extremismus ist keine politische Meinung und in keiner Form akzeptabel, egal wer ihn praktiziert.
In Zeiten wie diesen ist es entscheidend, dass die Mehrheit der Gesellschaft die Grundsätze der Verfassung respektiert und dafür sorgt, dass die Demokratie stark bleibt. Wenn demokratische Werte und Gesetze nicht verteidigt werden, könnten die Folgen für alle – Deutsche und Eingewanderte gleichermaßen – sehr gravierend sein.
Vor acht Jahren bin ich aus Syrien nach Deutschland gekommen, um dem Krieg, der Gewalt und der Verfolgung durch das diktatorische Regime zu entkommen. Mein Mann und ich lebten in ständiger Angst vor Verhaftungen und Bombenanschlägen. Als die Situation unerträglich wurde, nutzten wir die Gelegenheit, in Deutschland Asyl zu beantragen, nachdem mein Mann hier an einer politischen Konferenz teilgenommen hatte. Nach anderthalb Jahren konnten unsere Kinder und ich die Familie wieder vereinen.
Wir leben hier glücklich, trotz des hektischen Lebens in kapitalistischen Ländern, doch ich bin dankbar für die Sicherheit und die Möglichkeiten, die uns Deutschland bietet. Ich konnte lernen, arbeiten, Steuern zahlen und schließlich die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen. Kurz gesagt, ich bin nach Deutschland gekommen, um dem Tod zu entkommen und ein neues Leben zu beginnen, aber die guten Ergebnisse der extremen Rechten bei den Wahlen geben Anlass zur Sorge. Ich habe ein Land aufgrund von Gewalt und Extremismus verloren und möchte nicht noch ein weiteres Land aus demselben Grund verlieren.