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Menemen: Verbundenheit in einer Pfanne

nelken & nostalgie ist der Newsletter für kulinarische Entdecker*innen, die Essen nicht nur genießen, sondern auch dessen Wurzeln und persönliche Geschichten von Menschen aus aller Welt verstehen möchten.

Frisch zubereitetes Menemen

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe nelken & nostalgie! Heute teilt Michelle Knabe ein Rezept, was sie an Freundschaft und Verbundenheit erinnert. Michelle macht gerade ein Praktikum bei kohero, interessiert sich für Politik, Feminismus und soziale Themen. Sie ist halb Tunesierin, beim Aufwachsen hatte sie jedoch wenig Bezug zu ihrer tunesischen Seite.

Michelle sagt dazu: „Ich habe lange nicht bemerkt, dass ich in manchen Situationen anders behandelt wurde. Erst später verstand ich, dass mein Aussehen oder meine Herkunft für andere oft eine Rolle spielten. Eine meiner engsten Freundinnen, Mariya, half mir dabei, diesen Teil meiner Identität besser zu verstehen“.

Bei Mariyas Familie aßen die beiden Freundinnen am liebsten Menemen. Warum das Gericht auch heute noch ein Gefühl von Zugehörigkeit bei Michelle auslöst, kannst du unten nachlesen.

Ich wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen und beim Nachkochen!

Deine Sarah

PS: Inzwischen haben schon mehrere Menschen aus unserem kohero Team und der Community ihre Geschichten und Lieblingsrezepte geteilt. Wenn auch du deinen Beitrag für diesen Newsletter schreiben möchtest, schick mir deine Idee gerne hier.


Menemen – Verbundenheit in einer Pfanne

Ich erinnere mich gerne daran zurück, wenn während der Schulzeit eine Stunde ausgefallen ist. Statt in der Schule herumzusitzen, lief ich gemeinsam mit meiner Freundin Mariya zu ihr nach Hause. Mariyas Mutter Hasret hatte oft schon eine Pfanne auf dem Herd stehen, in der Paprika in Öl brutzelte. Dann kamen Tomaten hinzu, später Eier. Menemen war schnell gemacht, warm und sättigend.

Wir saßen zusammen, redeten über den Unterricht, über unsere Lehrer*innen, über Pläne für das Wochenende. Es waren Momente, in denen es egal war, woher wir kamen oder welche Sprache unsere Eltern sprachen.

Heute erinnert mich Menemen an diese besondere Freundschaft und an das Gefühl, dass es Orte gibt, an denen man sich nicht erklären muss. In diesen Stunden in Mariyas Küche fühlte ich mich meiner tunesischen Seite näher. Auch wenn Mariya Kurdin ist, war es bei ihr zu Hause anders als bei meiner deutschen Mutter – nicht besser, aber vertrauter auf eine Weise, die ich vorher nicht kannte.

Wir saßen laut lachend am Tisch, alle redeten durcheinander und Mariyas Mutter füllte immer wieder unsere Teller nach. Dort zu sein und gemeinsam zu essen, erinnerte mich an das, was ich aus Erzählungen über die tunesische Kultur kannte. Hier fühlte ich mich nicht so anders – alle sahen aus wie ich, mit dunklen Haaren und vertrauten Gesten. Menemen ist ein Gericht, das für mich nicht nur nach Tomaten und Gewürzen schmeckt, sondern nach Verbundenheit.

Genau diese Verbundenheit zeigt sich auch darin, dass es ein Gericht wie Menemen in sehr vielen Kulturen gibt. In Tunesien heißt es Shakshuka, in anderen Ländern gibt es ähnliche Varianten. Anstatt darüber zu streiten, wem es „gehört“, sollten wir uns darauf konzentrieren, was es bewirken kann: Es bringt Menschen zusammen, schafft Gemeinschaft und zeigt, dass wir oft weniger unterschiedlich sind, als wir denken. Essen verbindet – Menemen ist für mich das passendste Beispiel dafür.


Das Rezept: Menemen

Zutaten für 4 Personen:

Zubereitung:

  1. Die Spitzpaprika klein schneiden und in einer Pfanne mit etwas Öl anbraten, bis sie weich geworden sind.
  2. Die gehackten Tomaten hinzufügen und weiter braten, bis die Flüssigkeit verdunstet ist.
  3. Die Eier aufschlagen und in die Pfanne geben. Nicht sofort umrühren, sondern leicht stocken lassen.
  4. Sobald die Eier durch sind, mit Salz würzen und servieren.

Das Geheimnis

Die Qualität der Tomaten macht den entscheidenden Unterschied für ein besonders gutes Menemen. Reife, aromatische Tomaten sorgen für die perfekte Süße und Säure. Manche fügen noch etwas Butter hinzu, um den Geschmack abzurunden. Ein wenig Pul Biber (türkische Chiliflocken) gibt dem Ganzen eine angenehme Schärfe. Wichtig ist, die Eier nicht komplett zu verrühren, damit sie eine angenehme Textur behalten. Und natürlich schmeckt Menemen mit frischem Fladenbrot oder Simit am besten.

Die Spitzpaprika

Spitzpaprika ist in der türkischen, kurdischen und mediterranen Küche weit verbreitet. Sie ist milder und süßer als die klassische Blockpaprika und verleiht Gerichten eine angenehme Fruchtigkeit. Sie wird oft in Pfannengerichten, Eintöpfen oder gegrillt verwendet. In Menemen sorgt sie für die typische, leicht süßliche Note und rundet das Gericht geschmacklich ab.

Spitzpaprika, wie sie ihn Menemen verwendet wird
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