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2 Min. Lesezeit Persönliche Geschichten

Meine Diaspora

Bäume im Nebel

Es öffnet sich Dir

Nicht, als würdest Du die Tür an einem Tag voller Donner öffnen, wenn Dir der Wind ins Gesicht schlägt und deinen Schal davon bläst, und doch ist die Erde unter deinen Füßen

Es ist mehr wie ein schwarzes Loch, ähnlich denen, die wir in unseren Alpträumen sehen, doch wir können nicht entkommen, so sehr wir auch brüllen

In diesem schwarzen Loch erhängen sich Kinder, weil sie kein Smartphone haben

Nicht, um damit Spaß zu haben, nein nein nein nein

sondern um in Tagen der Pandemie die Schule zu besuchen

und jetzt haben diese Engel ihren Weg ins Grab gefunden!

Wo sie Mutter und Tochter als Strafe für ihre Entscheidung einsperren,

Weil sie frei sein wollen, wie Schwalben, fliegen und nicht fliehen

Weil sie den Wind in den Haaren wollen, und dass die Sonne furchtlos scheint!

In der Abwärtsspirale höre ich Schreie einer Frau und ihrer Kinder – eines ist so jung wie das meine–

Wenn die Beamten ihre Hütte ruinieren, in Schutt und Asche legen, was sie ihr „Haus“ nennen,

Keine Bulldozer, nicht einmal Hammer, nur ein Stoß der Hand reichte aus, die Ziegel niederzureißen, und ihr Leben zerschellte

Und dann plötzlich, bin ich sicher, hoch und trocken und meinem Sohn geht es gut; und Judith Butler spricht zu uns von „The force of Nonviolence“

Den ganzen November wagte ich nicht nur, auf das Blut zu sehen, das auf den jungen Gesichtern blühte – manche so jung wie dreizehn – die mich mit Leben in ihren Augen anstarrten

Gewiss nach einem Jahr und vielen, die noch folgen werden

Ich rannte davon vor der Wärme ihrer Körper, die auf der Straße lagen, auf der Leute rannten, der Wärme, die sich aus meinem Bildschirm und noch so viel weiter ergoss

Und ihren Namen, die über meine Heimatstadt glitten

In der die Luft verschmutzt ist und so auch der Geist von allen

Und wie das Alles stoppen? Mit einem Fingerdruck!

Drück nur auf des x in der oberen Ecke!

Doch wie stoppt man den Finderdruck auf dem Abzug all dieser Waffen?

Das wird nicht verblassen, aber jetzt ist es eh Zeit, aufzuwachen!

Ach, Willkommen in Hanau[1]!

Willkommen im Leben in meiner Diaspora!

[1] Im Februar 2020 tötete ein rassistischer Amokläufer neun Menschen in zwei Shisha-Bars in der deutschen Stadt Hanau.

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