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Krieg, Flucht, Neustart: Ruslanas Weg in den deutschen Pflegeberuf

Als der Krieg in der Ukraine begann, musste Ruslana ihre Heimat und ihren Beruf als Arzthelferin hinter sich lassen. Im Gespräch mit kohero Autorin Marejke Talea Tammen erzählt sie, wie sie in Deutschland vor großen Herausforderungen stand. Nach einem langen Prozess kann sie heute wieder in ihrem Tr

Krieg, Flucht, Neustart: Ruslanas Weg in den deutschen Pflegeberuf
Fotograf*in: privat

Wenn ich meinen Job in drei Worten beschreiben müsste, dann mit diesen: Teamarbeit, Hilfe und Verantwortung. Für mich ist Pflegearbeit eine Tätigkeit, die sich auf die Unterstützung anderer Menschen konzentriert. Dabei geht es nicht nur um medizinische, sondern auch um emotionale Unterstützung. Es ist wichtig, all das zu tun, damit sich eine Person wohl und sicher fühlen kann und das Gefühl hat, in den Händen von Fachleuten zu sein, die gerne helfen. Und das tue ich.

Aus diesem Grund bin ich Arzthelferin geworden. Dass ich meinem Traumjob einmal in Deutschland nachkommen müsste, hätte ich nie gedacht. Doch dann kam der Krieg.

Ich komme aus Charkiw, einer Großstadt im Nordosten der Ukraine. Dort bin ich geboren und aufgewachsen. Vier Jahre lang habe ich das medizinische College in Charkiw besucht und anschließend fünf Jahre als Arzthelferin bei einem Hausarzt gearbeitet. Doch seit dem 23. Februar 2022, dem Tag, als Russland die Ukraine angriff, ist das Leben in meiner Heimatstadt zu gefährlich geworden.

“Ich wollte nicht gehen und habe viel geweint”

Eine Zeit lang hofften meine Familie und ich noch, dass der Krieg schnell vorbeigehen würde, aber das war eine trügerische Hoffnung. Eines Tages sagte mein Vater daher zu mir, dass ich das Land verlassen müsste. Der Gedanke, meine Familie alleine zurückzulassen, machte mir große Angst. Ich wollte nicht gehen und habe viel geweint. Im Nachhinein glaube ich, dass ich zu der Zeit einen echten Nervenzusammenbruch hatte.

Doch mein Vater ließ nicht locker und so machte ich mich auf den Weg. Eine Weile habe ich im Westen der Ukraine in einem Lager für Geflüchtete gelebt, bevor ich mich entschied, ins sichere Ausland zu gehen. Glücklicherweise hat mein Freund Verwandte in Deutschland, die mich aufnahmen. Sie haben mir viel geholfen – sowohl bei dem Papierkram als auch bei der Suche nach einer eigenen Wohnung.

“Letztendlich dauerte es insgesamt zwei Jahre”

Etwas komplizierter war es dann, einen Job zu finden. Denn mir stand ein langer Integrationsprozess bevor: Das Jobcenter erklärte mir, was ich tun musste, um in Deutschland als Arzthelferin arbeiten zu dürfen. Dazu gehörte der Erwerb eines B2-Sprachzertifikats sowie eine Prüfung zur Anerkennung meines medizinischen Diploms. Ich stimmte sofort zu und setzte alles daran, dieses Ziel zu erreichen. Doch letztendlich dauerte es insgesamt zwei Jahre.

Sobald ich alle erforderlichen Dokumente hatte, fand das Jobcenter eine Stelle für mich in einem Krankenhaus. Die Mitarbeiter*innen des Jobcenters organisierten das Vorstellungsgespräch und ich wurde glücklicherweise direkt eingestellt. Ich machte mir keine Sorgen wegen des Arbeitsvertrags, da das Jobcenter alles, was ich unterschrieb, sorgfältig prüfte und den Prozess überwachte.

Rückblickend würde ich sagen, dass die Jobsuche relativ einfach war, auch wenn der Weg dorthin –  der Integrationsprozess – sehr lang und teils holprig war. Vermutlich habe ich aber auch Glück gehabt, dass ich den Beruf der Krankenschwester gelernt habe, denn schließlich werden diese aufgrund des Fachkräftemangels in Deutschland sehr gebraucht.

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