Wie geht es dir nach der gestrigen Bundestagswahl? Es ist erschreckend, aber leider nicht überraschend, dass rechte Positionen so viel Zuspruch bekommen haben. Die Ergebnisse der Wahl werden wir in den nächsten Tagen noch für dich einordnen, wirf also auch einen Blick in unser Online-Magazin und dein E-Mail-Postfach, wenn du etwa unsere migrationsnews abonniert hast.
Doch unabhängig vom endgültigen Ergebnis bin ich ehrlich gesagt froh, dass der Wahlkampf nun vorbei ist. Die Feindseligkeit gegen Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte hat in letzter Zeit ein solch immenses Ausmaß erreicht, dass für mich nur schwer noch Unterschiede zwischen der sogenannten Mitte und Rechts erkennbar sind. Dazu kommt, dass bei all den Debatten um Migration viele wichtige Themen überhaupt keine Sichtbarkeit im Wahlkampf bekommen haben. Wer will die Klimakrise bekämpfen? Welche Regierungspartei setzt sich für soziale Gerechtigkeit ein?
Ein anderes Thema, das bei all der Migrationshetze im Wahlkampf viel zu kurz gekommen ist, ist Pflege. Bei einem Panel mit den Hamburger Bürgerschaftskandidat*innen, das ich letzte Woche moderiert habe, kamen aus dem Publikum zahlreiche Nachfragen zur Pflegeversorgung. Und auch bei den TV-Duellen und anderen Diskussionsrunden im Wahlkampf hat das Publikum gezeigt, dass sich die Bürger*innen um die Pflege-Situation in Deutschland sorgen. Neben dem Fachkräftemangel und steigenden Kosten für pflegebedürftige Personen sind es auch die Bedingungen im Pflegesektor, für die dringend Lösungen gefunden werden müssen.
Unter dem Titel WHO CARES? setzen wir uns in unserem neusten Magazin deshalb intensiv mit Pflege, Care-Arbeit und Fürsorge auseinander. Migrantische Menschen spielen in diesem Sektor eine bedeutende Rolle, doch bekommen für ihre Tätigkeit als Pfleger*in, Reinigungskraft oder Au-Pair nur selten Anerkennung. In unserem 12. Heft haben wir uns gefragt: Welche migrantischen Perspektiven gibt es auf Sorgearbeit? Wer kümmert sich um wen, und wie gestalten wir ein solidarisches Zusammenleben in Familien und in der Gesellschaft?
Dafür haben wir u. a. mit der Gründerin des ersten kultursensiblen Pflegediensts in Hamburg gesprochen und die Autorin und Aktivistin Emilia Roig nach ihren Vorstellungen einer solidarischen Gemeinschaft befragt. Außerdem kommen viele Autor*innen aus unserer Community zu Wort: Sie berichten, wie sie mit der Pflege von Angehörigen umgehen, welche intersektionalen Perspektiven ihnen rund um Care-Arbeit fehlen und worum sie sich lieber weniger kümmern wollen. Das Heft kannst du ab sofort vorbestellen.