Khalil Talash, auch bekannt als Khalil Kry, ist ein 30-jähriger Songwriter, Rapper, Sänger und Coach für Songwriting, Rap und Gesang aus Hamburg. Seine Reise in die Welt der Kunst begann früh und führte ihn zu einer vielseitigen Karriere, die von tiefen persönlichen Erfahrungen und einem starken sozialen Engagement geprägt ist.
"Meine Textdichterrolle und meine Sängerrolle sind kollidiert"
Schon im Alter von fünf Jahren entdeckte Khalil seine Leidenschaft für das Singen. „Meine Motivation zur Kunst kam früh. Ich hab schon mit 5 gerne und oft gesungen“, erinnert er sich. Mit zwölf begann er, sich für das Dichten von Texten zu interessieren. Die Gedichte, die er in der Schule las, spiegelten seine Lebenswelt nicht wider. So begann er, eigene Texte zu schreiben, die seine Realität widerspiegelten. Diese Gedichte entwickelten sich schließlich zu Liedern.
„Mit 19 sind dann meine Textdichterrolle und meine Sängerrolle miteinander kollidiert. Das war so das Beste, was mir passieren konnte“, erzählt Khalil. Die Rolle als Freestyle-Rapper kam erst viel später, im Jahr 2021. Seine Coaching-Karriere begann, als er gebeten wurde, Rap zu unterrichten, was ihn dazu brachte, selbst mit dem Freestylen zu beginnen.
"Wär damals jemand zu uns gekommen, ich hätte nicht ein Angebot verpasst"
Khalils Rolle als Coach entwickelte sich organisch aus seiner Leidenschaft für Musik und seinem Wunsch, anderen zu helfen. „Mit 19 hab ich angefangen, alles musikalisch zu erklären und beizubringen, was ich auch selbst wirklich gut verstand.“ Er betont die Bedeutung von niedrigschwelligen Angeboten im Musikunterricht. „Leute, die ein Instrument lernen, früh, Gesangsunterricht haben, früh, oder irgendwas musikalisch anfangen, früh, haben auch sozial die Räume dafür. Das bedeutet, sie sind oft privilegiert.“
Khalil setzt sich dafür ein, dass jeder Zugang zu musikalischer Bildung hat, unabhängig von den sozialen und finanziellen Umständen. Besonders in Geflüchtetenunterkünften ist ihm dies ein Anliegen. „Wenn ich in Flüchtlingsunterkünften unterrichte, dann denke ich mir auch jedes Mal: Damn, wär damals jemand zu uns gekommen, ich hätte nicht ein Angebot verpasst.“
„Ich will so empathisch wie möglich durchs Leben gehen"
Khalil legt großen Wert auf Empathie und intersektionalen Feminismus. „Ich will so empathisch wie möglich durchs Leben gehen. Das heißt nicht, dass ich auf Krampf alles verstehen will. Aber ich will, wenn ich was nicht verstehe, empathisch drauf reagieren können.“ Diese Werte treiben ihn an, gegen Queerfeindlichkeit, Rassismus und Islamophobie zu kämpfen und dafür zu sorgen, dass niemand, den er liebt, absichtlich verletzt wird.
"Knowledge aus der sozialen Arbeit hilft"
Khalils Mutter unterstützte ihn, obwohl sie anfangs wollte, dass er eine akademische Karriere einschlägt. „Meine Mom, hat mich … irgendwo supportet? Also, meine Mom ist ultracool und ich bin nur ein Samen, den sie aufgezogen hat. Aber sie wollte schon, dass ich an einer akademischen Karriere festhalte.“ Die schwierige finanzielle Lage der Familie und der Migrationshintergrund prägten ihre Sichtweise. Dennoch akzeptierte sie Khalils Entscheidung, seinen eigenen Weg zu gehen und ist heute stolz auf seine Erfolge in der Musik.
Als Person mit Migrationshintergrund hat Khalil viele Herausforderungen gemeistert, die seine Karriere beeinflusst haben. „Also, ich mach orientalismuskritische Musik. Inhalt sind Erfahrungen mit Islamophobie und mit Rassismus. Einfach geprägt durch strukturellen- und Alltagsrassismus.“ Diese Erfahrungen haben ihn dazu motiviert, niedrigschwellig zu coachen und sich für marginalisierte Gruppen einzusetzen.
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit studiert Khalil Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kulturarbeit. „Systemrelevanz, Dominanzgesellschaft, das sind auch Probleme, die meine Workshops bedingen, die Rahmen beeinflussen. Da hilft Knowledge aus der sozialen Arbeit gut.“
"Versuch, Kunst aus verschiedenen Perspektiven zu verstehen"
Khalil versteht die Ängste und Herausforderungen von Geflüchteten und Migrantinnen aus eigener Erfahrung. „Ich verstehe Angst vor der Abschiebung, ich verstehe Angst vorm Alltag in einer weißen Gesellschaft.“ Diese Perspektiven machen ihn zu einem empathischen Coach und Mentor, der sich für die Rechte und das Wohlbefinden von Geflüchteten und Migrantinnen einsetzt.
Khalil würde sich immer wieder gegen Abschiebungen und für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen. „Ich würde mich immer für Kunst und Kreativität einsetzen, in Rahmen, wo nicht dran gedacht wird. Oder halt nicht oft. In Flüchtlingsunterkünften, in der Arbeit mit Wohnungslosen und so.“
Khalil hat im Laufe seines Lebens wertvolle Lektionen gelernt, die er gerne an andere weitergibt:
„Immer weitermachen.“ Er betont, wie wichtig es ist, nicht aufzugeben, egal welche Hindernisse auftreten. Er sagt auch: „Versuch, Kunst aus verschiedenen Perspektiven zu verstehen, damit du dich immer wieder daran erfreuen kannst.“ Diese Perspektivenvielfalt ermöglicht es, Kunst stets neu zu entdecken und zu genießen. Ein weiterer Ratschlag von ihm lautet: „Versuch nicht alles nachzuvollziehen. Akzeptier’ manchmal, dass es so ist. Man muss nicht alles verstehen, manchmal reicht es, die Dinge einfach so hinzunehmen.“