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Kampf für Gerechtigkeit – Capoeira in Bildern

Der Sport entsteht aus den Tänzen und der Musik der Sklav*innen, die von der Westküste Afrikas nach Brasilien verschleppt werden. Die Geschichte der Capoeira ist schlecht dokumentiert, da man sie vor allem mündlich weitergab. Sie hängt jedoch mit dem Widerstand gegen die Gewalt der Kolonialist*innen zusammen. Anfangs praktizieren die Sklav*innen Capoeira zur Selbstverteidigung, maskiert als Tanz, denn die Kolonialist*innen verbieten ihnen das Ausüben von Kampfsportarten.
Der Sport entsteht aus den Tänzen und der Musik der Sklav*innen, die von der Westküste Afrikas nach Brasilien verschleppt werden. Die Geschichte der Capoeira ist schlecht dokumentiert, da man sie vor allem mündlich weitergab. Sie hängt jedoch mit dem Widerstand gegen die Gewalt der Kolonialist*innen zusammen. Anfangs praktizieren die Sklav*innen Capoeira zur Selbstverteidigung, maskiert als Tanz, denn die Kolonialist*innen verbieten ihnen das Ausüben von Kampfsportarten.
Capoeira wird Teil der kulturellen Identität der Sklav*innen und ihrer Nachfahren und im Laufe der Zeit auch zur Unterhaltung oder als Freizeitvertreib praktiziert. Lange ist das jedoch nur versteckt möglich, denn Capoeira ist in Brasilien bis weit ins 20. Jahrhundert verboten. Auch nach der Legalisierung 1937 werden Capoeiristas lange kriminalisiert.
Capoeira wird Teil der kulturellen Identität der Sklav*innen und ihrer Nachfahren und im Laufe der Zeit auch zur Unterhaltung oder als Freizeitvertreib praktiziert. Lange ist das jedoch nur versteckt möglich, denn Capoeira ist in Brasilien bis weit ins 20. Jahrhundert verboten. Auch nach der Legalisierung 1937 werden Capoeiristas lange kriminalisiert.
Seit den 1970er Jahren verbreitet sich Capoeira außerhalb von Brasilien, und heute gibt es Capoeira-Schulen in der ganzen Welt. Sie unterrichten meistens Capoeira Regional, im Gegensatz zu Capoeira Angola, das traditionell in Brasilien praktiziert wird. Das traditionelle Capoeira Angola ist langsamer und tiefer am Boden, das Spiel ist weniger kämpferisch und akrobatisch. Capoeira Regional entstand im 20. Jahrhundert durch die Standardisierung des Capoeira Angola: Man führte feste Bewegungssequenzen und Gürtel ein, was bis dato völlig unbekannt war. Capoeira Regional ist wesentlich schneller und enthält mehr Kicks und akrobatische Elemente wie Saltos. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Stilen sind jedoch fließend, und viele Schüler*innen lernen heute sowohl Elemente des traditionellen als auch des zeitgenössischen Capoeira.
Seit den 1970er Jahren verbreitet sich Capoeira außerhalb von Brasilien, und heute gibt es Capoeira-Schulen in der ganzen Welt. Sie unterrichten meistens Capoeira Regional, im Gegensatz zu Capoeira Angola, das traditionell in Brasilien praktiziert wird. Das traditionelle Capoeira Angola ist langsamer und tiefer am Boden, das Spiel ist weniger kämpferisch und akrobatisch. Capoeira Regional entstand im 20. Jahrhundert durch die Standardisierung des Capoeira Angola: Man führte feste Bewegungssequenzen und Gürtel ein, was bis dato völlig unbekannt war. Capoeira Regional ist wesentlich schneller und enthält mehr Kicks und akrobatische Elemente wie Saltos. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Stilen sind jedoch fließend, und viele Schüler*innen lernen heute sowohl Elemente des traditionellen als auch des zeitgenössischen Capoeira.
Doch wie spielt man nun Capoeira? Für ein Spiel (jogo) finden sich alle Capoeiristas in der Roda zusammen: ein Kreis, an dessen Kopf sich die Bateria befindet: die Sänger*innen und die Instrumente. Von dort treten zwei Capoeiristas in das Spiel ein: sie knien vor der Berimbau nieder, geben sich die Hände und beginnen das Spiel gewöhnlicherweise mit einem Aú (einem Radschlag) oder einem Rolê (Drehung um sich selbst).
Doch wie spielt man nun Capoeira? Für ein Spiel (jogo) finden sich alle Capoeiristas in der Roda zusammen: ein Kreis, an dessen Kopf sich die Bateria befindet: die Sänger*innen und die Instrumente. Von dort treten zwei Capoeiristas in das Spiel ein: sie knien vor der Berimbau nieder, geben sich die Hände und beginnen das Spiel gewöhnlicherweise mit einem Aú (einem Radschlag) oder einem Rolê (Drehung um sich selbst).
Die beiden Capoeiristas „spielen“ (jogar) etwa 3-4 Minuten miteinander, bis der*die nächste Capoeirista das Spiel „kauft“ (comprar): er*sie kniet am Eingang der Roda und bringt sich mit ausgestrecktem Arm in das Spiel mit der Person ein, die zuletzt in die Roda eingetreten ist. Klingt kompliziert? Ist es eigentlich gar nicht, ein Beispiel einer Roda könnt ihr euch hier anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=j0wnYgPXjrE
Die beiden Capoeiristas „spielen“ (jogar) etwa 3-4 Minuten miteinander, bis der*die nächste Capoeirista das Spiel „kauft“ (comprar): er*sie kniet am Eingang der Roda und bringt sich mit ausgestrecktem Arm in das Spiel mit der Person ein, die zuletzt in die Roda eingetreten ist. Klingt kompliziert? Ist es eigentlich gar nicht, ein Beispiel einer Roda könnt ihr euch hier anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=j0wnYgPXjrE
Die Ginga, bei der man vor- und zurückschreitet, ist der Grundschritt der Capoeira. Das Spiel besteht jedoch größtenteils aus Kicks, esquivas, den Ausweichbewegungen, und floreiros, also Finten und akrobatischen Elementen, die das Spiel ausschmücken.
Die Ginga, bei der man vor- und zurückschreitet, ist der Grundschritt der Capoeira. Das Spiel besteht jedoch größtenteils aus Kicks, esquivas, den Ausweichbewegungen, und floreiros, also Finten und akrobatischen Elementen, die das Spiel ausschmücken.
Capoeira ist ein größtenteils kontaktloser Sport, in dem es nicht darum geht, den*die Andere*n zu besiegen oder zu Fall zu bringen. An stattdessen möchte man durch Bewegung mit dem Gegenüber kommunizieren, es überraschen, herausfordern oder necken – aber niemals verletzen oder besiegen.
Capoeira ist ein größtenteils kontaktloser Sport, in dem es nicht darum geht, den*die Andere*n zu besiegen oder zu Fall zu bringen. An stattdessen möchte man durch Bewegung mit dem Gegenüber kommunizieren, es überraschen, herausfordern oder necken – aber niemals verletzen oder besiegen.
Das heißt jedoch nicht, dass es nicht auch kämpferische Elemente im Spiel gibt: Je nach Erfahrung und Laune der Capoeiristas kann die Roda auch sehr kämpferisch sein. Die Musik bestimmt die Intensität des Spiels. Sind Rhythmus und Gesang laut und schnell, gleicht das Spiel eher einem Kampf. Wird die Musik langsamer, müssen auch die Bewegungen ruhiger und fließender werden. Da alle Bewegungsabläufe improvisiert werden, muss man die Bewegungen des Gegenübers lesen und in Sekundenschnelle reagieren können.
Das heißt jedoch nicht, dass es nicht auch kämpferische Elemente im Spiel gibt: Je nach Erfahrung und Laune der Capoeiristas kann die Roda auch sehr kämpferisch sein. Die Musik bestimmt die Intensität des Spiels. Sind Rhythmus und Gesang laut und schnell, gleicht das Spiel eher einem Kampf. Wird die Musik langsamer, müssen auch die Bewegungen ruhiger und fließender werden. Da alle Bewegungsabläufe improvisiert werden, muss man die Bewegungen des Gegenübers lesen und in Sekundenschnelle reagieren können.
Das braucht viel Übung - um an einer Roda teilzunehmen, reicht es jedoch längst, die Grundschritte zu beherrschen. Viel wichtiger als perfekte Bewegungsabläufe ist ständiger Augenkontakt mit dem Gegenüber.
Das braucht viel Übung - um an einer Roda teilzunehmen, reicht es jedoch längst, die Grundschritte zu beherrschen. Viel wichtiger als perfekte Bewegungsabläufe ist ständiger Augenkontakt mit dem Gegenüber.
Die Bateria, also das Musikensemble der Capoeira, wird angeführt von der Berimbau. Ihr seht sie weiter hinten im Bild: ein langer Holzbogen, auf den eine Saite aufgespannt wird. Unten befindet sich der Resonanzkörper, die Kalebasse. Der*die Spieler*in der Berimbau darf als Einzige*r den Rhythmus der Musik verändern. Unterstützt wird die Berimbau von der Pandeiro, einem Tamburin, und der Atabaque, einer hohen Trommel (hier vorne im Bild). Abgesehen von diesen Hauptinstrumenten enthalten manche Baterias auch eine Agogo, ein glockenähnliches Instrument, oder ein Rego-Rego. In den Liedern der Capoeira steckt viel Geschichte: Sie erzählen vom Elend der Sklaverei, von der Befreiung der Schwarzen Bevölkerung oder beziehen sich auf Spirituelles wie den Candomblé, eine brasilianische Religion mit Ursprung in Westafrika.
Die Bateria, also das Musikensemble der Capoeira, wird angeführt von der Berimbau. Ihr seht sie weiter hinten im Bild: ein langer Holzbogen, auf den eine Saite aufgespannt wird. Unten befindet sich der Resonanzkörper, die Kalebasse. Der*die Spieler*in der Berimbau darf als Einzige*r den Rhythmus der Musik verändern. Unterstützt wird die Berimbau von der Pandeiro, einem Tamburin, und der Atabaque, einer hohen Trommel (hier vorne im Bild). Abgesehen von diesen Hauptinstrumenten enthalten manche Baterias auch eine Agogo, ein glockenähnliches Instrument, oder ein Rego-Rego. In den Liedern der Capoeira steckt viel Geschichte: Sie erzählen vom Elend der Sklaverei, von der Befreiung der Schwarzen Bevölkerung oder beziehen sich auf Spirituelles wie den Candomblé, eine brasilianische Religion mit Ursprung in Westafrika.

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In unserer aktuellen Printausgabe 06 "In Bewegung: Sportler*innen über Rassismus, Träume und Ankommen" könnt ihr auf den Seiten 10-11 noch mehr über Capoeira lesen. kohero-Redakteurin Emily hat mit Mestre Roxinho, Capoeira-Lehrer aus Salvador, über die Geschichte und Bedeutung der Kampfsportart gesprochen.

Alle Bilder stammen vom Instituto Cultural Bantu.

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