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Islamophobie abseits des Fußballfeldes – die migrationsnews von kohero

Im wöchentlichen Nachrichtenüberblick zu den Themen Flucht und Migration schreibt Chefredakteur Hussam über Islamophobie und wie rechte Medien Hetze schüren.

Islamophobie abseits des Fußballfeldes – die migrationsnews von kohero

Durch soziale Medien werden wir mit einem Tsunami von Meinungen konfrontiert, die sich dann rasend schnell verbreitet. Diese Meinungen werden oft ohne Wissen oder Überlegung weiterverbreitet, etwa über Plattformen wie Facebook oder Twitter.

Am 2. Tag des muslimischen Fastenmonats Ramadan hat der deutsche Fußballnationalspieler Antonio Rüdiger ein Bild veröffentlicht, auf dem er komplett in Weiß gekleidet (Jalabiya) zu sehen ist. Er betet auf einem Gebetsteppich, trägt die traditionelle Gebetskappe und schaut in die Kamera, während er mit der rechten Hand den Zeigefinger nach oben streckt. In seinem Post schreibt er „Ramadan Mubarak an alle Muslime auf der ganzen Welt. Mögen die Mächtigen unser Fasten und unsere Gebete annehmen.“ Das Bild erhielt mehr als 1,9 Millionen Likes. Doch zahlreiche Menschen und Medien beschuldigen ihn, auf Instagram den „Islamisten-Gruß“ zu zeigen. Mit solchen Gesten sei der Pfad eines spirituellen Glaubensbekenntnisses längst überschritten worden.

Auch auf Twitter/X war das gestern ein großes Thema, weil rechte Medien es entdeckt haben und nun auch großes Aufsehen darüber machen. Sie behaupten, „Es ist der Islamisten-Gruß, den spätestens seit dem Grauen der ISIS -Terroristen die ganze Welt kennt“, wie nius.de berichtet, dessen Chefredakteur der ehemalige BILD-Chefredakteur Julian Reichelt ist.

Daraufhin gab es viele Kommentare, wie zum Beispiel den von Paul Bressel, einem Top-Kandidaten für die EU von der FDP: „Es entstand eine große Diskussion über die Bedeutung des erhobenen Fingers, insbesondere von Seiten, die es als Symbol für den Islamismus interpretierten. Viele wissen möglicherweise nicht oder wollen es nicht wissen, dass der erhobene Zeigefinger während des Gebets im Islam die Einheit mit Gott symbolisiert und für die Aussage steht, dass es nur einen Gott gibt, auch bekannt als Tauhid-Finger.“

Diese Angriffe gegen Fußballnationalspieler Antonio Rüdiger sind eine Mischung aus Rassismus und Islamophobie – obwohl Antonio Rüdiger doch deutscher Fußballnationalspieler ist. Leider passiert sowas häufiger: Ein Bild oder Zitat wird in einen anderen Kontext gestellt, und so werden muslimische Symbole dann mit ISIS-Symbolen verbunden. Obwohl wir alle wissen, dass Islam nicht gleich ISIS bedeutet. Muslimische Menschen werden immer dafür verantwortlich gemacht. Das wurde auch deutlich, als es am Wochenende einen terroristischen Angriff auf Russland gab, bei dem mehr als 130 Menschen getötet wurden. Infolgedessen wurden viele Muslime fälschlicherweise mit dem sogenannten „Islamischen Staat“ in Verbindung gebracht und angegriffen.

Ich schreibe über dieses Thema, weil wir uns im Ramadan befinden, den viele Muslim*innen jetzt feiern, und auch, weil sich die Schwerpunkt-Redaktion diesen Monat mit der Thematik des antimuslimischen Rassismus und Islamophobie beschäftigt. Ich will aufzeigen, wie rechte und rechtsextreme Medien das aktuelle Thema nutzen, um mehr Angst und Hetze gegen Muslim*innen zu schüren. Erstens durch den Angriff in Russland und zweitens durch die Diskussion um Antonio Rüdiger und das Fußballspiel zwischen Deutschland und Frankreich, das gestern stattfand und bei dem Deutschland mit 2:0 gewann. Und das sind keine Einzelfälle, wie eine Studie zu antimuslimischem Rassismus zeigt.

PS: Du bist muslimisch und möchtest deine Erfahrungen dazu teilen? Dann melde dich gerne bei meiner Kollegin Sarah, die gerade unseren nächsten Schwerpunkt zum Thema „Antimuslimischer Rassismus“ plant.

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