Ahmed al-Schar' (Anführer der HTS) traf sich mit Mohammed al-Baschir – Medienberichten zufolge soll Letzterer mit der Bildung einer Übergangsregierung beauftragt worden sein. Ziel des Treffens war es, klare Übergaberegelungen festzulegen, um zu verhindern, dass Syrien im Chaos versinkt.
Wer ist Mohammed al-Baschir?
Al-Baschir wurde 1983 in Dschabal az-Zawiya im Süden der Provinz Idlib geboren. Er erhielt 2007 einen Abschluss in Elektro- und Nachrichtentechnik an der Universität Aleppo. Im Jahr 2011 arbeitete er als Leiter der Abteilung für Feinmessgeräte in einer Gasfabrik der Syrischen Gasgesellschaft.
Außerdem war er zweieinhalb Jahre lang Direktor für religiöse Bildung im Ministerium für Awqaf (Stiftungen), Daʿwa und Erziehung. Laut seines Profils in der „Rettungsregierung“ besitzt er zudem einen Abschluss in Scharia-Recht und Rechtswissenschaft mit Auszeichnung von der Universität Idlib (2021) sowie ein Zertifikat in Grundsätzen von Planung und Verwaltungsorganisation. In den Jahren 2022 und 2023 war Mohammed al-Baschir Minister für Entwicklung und humanitäre Angelegenheiten in der Rettungsregierung.
Was ist die Rettungsregierung?
Die Rettungsregierung wurde am 2. November 2017 unter Mitwirkung der HTS mit elf Ministerien unter dem damaligen Premierminister Mohammed asch-Scheich gebildet. Sie kontrollierte seinerzeit die administrativen und dienstleistungsbezogenen Bereiche des Lebens in der Provinz Idlib, im nördlichen Umland von Hama, das damals unter Kontrolle der Opposition stand, sowie Teile des westlichen Umlandes von Aleppo.
Wie andere syrische politische Gruppen darauf reagieren werden, ist unklar. Wer Syrien kennt, weiß, dass es ein vielfältiges Land mit vielen verschiedenen Gruppen, Nationalitäten und Ethnien ist. Seit den letzten 13 Jahren Krieg haben sich zudem zahlreiche politische Gruppierungen gebildet – etwa die Istanbul-, die Kairo-, die Riad- und sogar eine Moskau-Gruppe, die ebenfalls gegen Assad war.
Wie ich im ersten Newsletter erwähnt habe, gibt es in Syrien vier unterschiedliche Regierungen sowie zahlreiche verschiedene Milizen und militärische Gruppen. Ob es Kontakte zwischen diesen unterschiedlichen Gruppierungen mit ihren politischen Hintergründen gibt, weiß ich nicht. Ich hoffe es jedoch, damit sie eine neue technokratische Regierung bilden können, die die Übergangsphase organisiert – vielleicht für etwa ein Jahr, um eine neue Verfassung und anschließende Wahlen vorzubereiten.
Die syrischen Städte kehren langsam zur Normalität zurück. Viele Personen, die in der Verwaltung arbeiten, sind heute wieder bei der Arbeit, wenn auch nicht alle, da es kaum öffentlichen Nahverkehr gibt. Aber es wird sich allmählich einpendeln.
Endlich ist ganz Syrien frei, bis auf die Golanhöhen, von wo ich stamme. Ich schreibe dies, weil die israelische Armee gestern nicht nur Positionen der syrischen Armee angegriffen hat, sondern auch mehr als 14 Kilometer tief nach Syrien vorgedrungen ist. Was auch immer Israel damit bezweckt: Es zeigt, wie sensibel die ganze Region in puncto Sicherheit ist. Dies ist einer von tausenden Gründen, warum es keinen Frieden im Nahen Osten gibt.
Abonniere hier den Newsletter „syrien update“ und bleibe über aktuelle Geschehnisse in Syrien auf dem Laufendem