Hier kannst du dir das ganze Interview mit Samer anschauen.
Samer Fahed wurde in Südsyrien, in der Stadt Suez, geboren und studierte an der Universität Damaskus Wirtschaftswissenschaften, bevor er 2015 nach Deutschland geflüchtet ist. Dort schloss er 2021 seinen Master in Finance und Controlling ab. Doch trotz seines Lebens in der Diaspora ist seine starke Verbindung zu Syrien geblieben. „Am 8. Dezember war ich nicht nur emotional, sondern auch politisch tief bewegt“, sagt Samer. Er erinnert sich an seine Kindheit unter dem Assad-Regime, das geprägt von Propaganda und Unterdrückung war, und beschreibt, wie der Tag ein Gefühl von Befreiung brachte.
Der Sturz als Wendepunkt
Plötzlich war eine lang ersehnte Hoffnung zurück: der Sturz des Assad-Regimes. „Die Hoffnung, die wir lange verloren hatten, ist wieder da. Wir können nun unser Land aufbauen – basierend auf Demokratie, Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit“, erklärt der Wirtschafts- und Finanzexperte.
Die vergangenen Jahre waren geprägt von Resignation. Die Normalisierung des Assad-Regimes durch arabische und europäische Länder hatte viele Aktivist*innen entmutigt. Doch Samer betont auch, dass er immer daran geglaubt habe, dass Assad nicht für immer an der Macht bleiben könne. „Er hat sein Volk und seine Anhänger verloren. Es war nur eine Frage der Zeit.“
Herausforderungen und Chancen
Samer analysiert die aktuelle Lage jedoch auch mit Vorsicht. Die Rolle der arabischen Länder, die präsenten Botschafter*innen in Damaskus, sieht er weniger als Anerkennung Assads, sondern als strategischen Schritt, um Druck auf das Regime und den Iran auszuüben. Gleichzeitig warnt er vor den Herausforderungen, die nun auf die syrische Opposition zukommen. Insbesondere die Rolle der Hayat Tahrir al-Scham (HTS) und ihre dominierende Stellung in Teilen Syriens sorgt für Kontroversen.
Er plädiert für eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Oppositionsgruppen und eine verstärkte Rückkehr von Politiker*innen aus der Diaspora nach Syrien. „Ein demokratisches Syrien kann nicht aus der Entfernung aufgebaut werden. Diejenigen, die sich für Politik interessieren, müssen zurückkehren und vor Ort arbeiten.“
Eine unabhängige syrische Zukunft
Eine der größten Herausforderungen bleibt die Abhängigkeit Syriens von ausländischen Mächten. Samer kritisiert sowohl die syrische Regierung als auch die Opposition für ihre Passivität und ihre Abhängigkeit von Entscheidungen externer Akteure. „Unsere Entscheidungen werden noch immer von anderen Ländern getroffen. Doch ein unabhängiges Syrien kann nur durch syrische Initiative und Eigenverantwortung entstehen.“
Ein vorsichtiger Optimismus
Der Weg Syriens bleibt weiterhin unklar, aber der 8. Dezember hat gezeigt, dass Hoffnung nicht vergeblich ist. Für Samer Fahed und viele andere Syrer*innen weltweit ist dieser Tag ein Symbol für die Möglichkeit eines neuen Anfangs. Mit einer klaren Vision von Demokratie und Gerechtigkeit sowie der Rückkehr engagierter Syrer*innen in ihrer Heimat sieht er eine Chance für den Wiederaufbau eines freien und unabhängigen Syriens.