Auf dem Weg ins kohero Büro fuhr ich heute an einer besprühten Wand vorbei. In großen Buchstaben prangte dort „HANAU IST ÜBERALL“. Dieser Satz steht an vielen Wänden in ganz Deutschland. Und er beschreibt, was viele Menschen, die von Rassismus betroffen sind, seit dem 19. Februar 2020 empfinden.
Für viele von uns war der rassistische Anschlag von Hanau eine Zäsur. Nicht nur, weil neun unschuldige Menschen von einem rechtsextremen Täter ermordet wurden. Sondern auch, weil die Polizei und die Politik nicht zur vollständigen Aufklärung beigetragen haben. Die Angehörigen von Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov kämpfen noch immer um Gerechtigkeit.
Vor ein paar Wochen durfte ich einige der Angehörigen bei der Aufführung des Theaterstücks „And Now Hanau“ von Tuğsal Moğul erleben. In dem Theaterstück werden die Geschehnisse in Hanau bis ins Detail nachkonstruiert. Auch wenn ich mich schon viel mit dem Attentat auseinandergesetzt hatte, trafen mich diese geballten Fakten und Worte mit einer immensen Wucht. Die Stärke, Trauer, Wut und die Forderungen der Angehörigen hallten noch lange bei mir nach.
In wenigen Tagen jährt sich der Anschlag in Hanau zum vierten Mal. Wenn du es noch nicht getan hast, dann nutze jetzt die Gelegenheit, um dich über die Einzelheiten zu informieren, den Betroffenen zuzuhören und ihre Forderungen weiterzutragen. Denn es liegt an uns allen, dass das, was in Hanau und anderen Schauplätzen rassistischer Gewalt passiert ist, sich nicht wiederholt.