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2 Min. Lesezeit Kolumne

Goodbye, Niedersachsen, hello Nordrhein-Westfalen!

In ihrer Kolumne „Randnotizen“ berichtet Maria von ihren Erfahrungen als Lehrerin. Diesmal geht es um den Wechsel von Niedersachsen nach Nordrhein-Westfalen und das damit verbundene Durcheinander.

Goodbye, Niedersachsen, hello Nordrhein-Westfalen!
Fotograf*in: Penelope Thomas

Von der Grundschule über das Gymnasium und die Uni zurück zur Schule. Diesen Kreislauf bin ich komplett in Niedersachsen durchlaufen. Und nun wollte ich mal in die große weite Welt, beziehungsweise nach Nordrhein-Westfalen. Ganz easy, oder? Von wegen!

Als Beamtin hat man viele Vorteile, doch Flexibilität gehört nicht dazu. Um in das deutsche Ausland zu können, bewirbt man sich für das Tauschverfahren und hofft, dass sich eine Person findet, die aus deinem Wunschbundesland in deins möchte. Dann kann getauscht werden.

Doch kaum hatte ich mich beworben, kam die Ernüchterung: Ganz so einfach war das dann auf einmal doch nicht. Denn Bildung ist Ländersache. Von Niedersachsen nach Nordrhein-Westfalen ist ein kleiner geografischer Sprung, doch überraschenderweise ein nicht so kleiner kultureller und bürokratischer Umbruch.

Während ich mich an Nibis – den niedersächsischen Bildungsserver – mit seinem dem Norden entsprechend nüchternen Layout und an ein sogenanntes Schulverwaltungsblatt, welches alle Stellenanzeigen alphabetisch und geografisch sortiert aufzeigte, gewohnt hatte, musste ich mich nun LEO, VERENA, STELLA – tatsächlich heißen so die Stellenportale in NRW – widmen. Was für NRW-ler übersichtlich erscheint, ist aus der niedersächsischen Sicht ein kompletter Kuddelmuddel.

Das bedeutet 16 Bundesländer, also 16 Systeme. Im System angemeldet und auf die ersten Stellen beworben, erhielt ich einen Brief, dass ich meine niedersächsischen Zeugnisse zwecks Anerkennung in beglaubigter Kopie in Münster abgeben sollte. Warum? Weil die „ausländischen“ Dokumente eine Überprüfung und Anerkennung erfordern. Gesagt, getan. Dem Lehrkraftmangel in meinen Fächern sei Dank, konnte ich schließlich „Goodbye“ zu Niedersachsen sagen.

Mit dem Wechsel nach Nordrhein-Westfalen betrat ich Neuland, das mich mit vielen kleinen, aber bedeutsamen Unterschieden überraschte. Nach einigen Jahren Dienst in Niedersachsen lief alles wie am Schnürchen. Ich war an die Rahmenrichtlinien gewöhnt, konnte Unterricht fast im Schlaf planen und die Feiertage fest im Blick behalten. Doch in NRW fühlte ich mich zunächst wie ein Neuling. Begriffe wie „Arbeitskreise“ statt AGs und „Elternpflegschaftsabende“ anstelle von Elternabenden machten mir klar, dass ich vieles neu lernen musste.

Eine weitere Überraschung bot der Kalender. Vor Kurzem redeten Kolleg*innen über ihre Pläne für die freien Tage im März. „Freie Tage im März?“, fragte ich überrascht. Das Leuchten meiner Augen erhellte den gesamten Raum, als ich erfuhr, dass Ende Februar bis Fastnachtsdienstag die Schulen in Nordrhein-Westfalen geschlossen bleiben. Unerwartete freie Tage! Eine schöne Überraschung!

In diesem katholischen Bundesland gibt es keinen freien Reformationstag, dafür aber Fronleichnam. Ein freier Tag mitten im Sommer. „Wir feiern hier alles“, wurde mir von einer Kollegin angekündigt. Die Feiertage prägen den Schulalltag viel mehr, als ich zuvor erwartet hatte. Das erfordert sicherlich einiges an Planung. Gott sei Dank habe ich aber noch einige Monate, um mir Gedanken über ein Kostüm für Rosenmontag machen.

Die beeindruckende bergische Landschaft war einer der Aspekte, die mich hergelockt haben. Nun, hier angekommen, merkte ich schnell, dass das nordische Flachland mich sehr verwöhnt hatte. In Hannover konnte ich stundenlang durch die Eilenriede spazieren, doch hier im Bergischen Land merkte ich schnell, dass die ständigen Steigungen mich schnell erschöpften. Selbst die Schule scheint gefühlt zu 80 Prozent aus Treppenstufen zu bestehen!

Ein einfacher Jobwechsel kann bereits eine Herausforderung darstellen: Da jeder Betrieb andere interne Strukturen und Prozesse hat. Der Lehrberuf ist geprägt von sozialen Beziehungen und Interaktionen. In meinem Falle kommen zum Schulwechsel, Ortswechsel, damit zusammenhängende räumliche Trennung vom Freundeskreis und einige andere private Veränderungen. All diese neuen Eindrücke und Reize, so schön sie auch sind, sind sehr fordernd.

Nach vier Wochen kann ich sagen, der Wechsel war komplizierter als erwartet, aber der Schritt hat sich gelohnt. Langsam komme ich an und ich freue mich auf alles, was mich noch erwartet. Eines ist gewiss: Ob Niedersachsen oder NRW – der Schulalltag bleibt immer voller Überraschungen und Herausforderungen, und es wird nicht langweilig!

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