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fluctoplasma: Wie „in/between“ bist du?

fluctoplasma: Wie „in/between“ bist du?

Das Hamburger Festival „fluctoplasma“ für Kunst, Kultur und Diversität hat dieses Jahr wieder mit seinen vielfältigen Angeboten geglänzt. Besonders spannend war der Research Workshop „in/between“, der sich mit den Themen Identität und Zugehörigkeit von BIPoC auseinandergesetzt hat.

Organisiert und durchgeführt wurde der Workshop von Sun Hee Martischius, die sich mit Macht und Diskriminierung im politischen Kontext, dem Medium Fotografie, Mediation, Tanz und Theater beschäftigt.

Die zentralen Fragestellungen laden zu einer inneren Forschungsreise ein. Menschen, die von Rassismus betroffen sind, rassifizierte, marginalisierte und als migrantisch gelesene Menschen sollen sich in diesem Workshop damit beschäftigen können, wie man sich selbst definiert und was einem von Außen zugeschrieben wird: Wo fühlen wir uns zugehörig und in welchen Räumen werden wir ausgeschlossen? Gleichzeitig soll der Bogen zu Sozialisation und internalisierten Glaubenssätze geschlagen werden. Die Forschung soll dabei nicht nur im Inneren geschehen, sondern auch durch Körperarbeit sollen Gefühle und Glaubenssätze ergründet werden.

Einen passenden Rahmen für die Veranstaltung liefert dabei das Turmzimmer im MARKK. Das Besondere an diesem Raum ist, dass er mit einer Spielwiese und Sitzkissen ausgestattet ist. Schuhe haben auf der Spielwiese nichts verloren, wodurch eine echte Wohlfühlatmosphäre geschaffen wurde.

Sich den Raum zu nehmen und erstmal anzukommen, war für Mentorin Sun Hee besonders wichtig. Durch den gesamten Workshop wurden alle Teilnehmenden ganz organisch, ohne eine strenge Agenda, begleitet. Die Ruhe, mit der Sun Hee uns begleitet hat, hat sich direkt auch auf alle anderen Teilnehmenden ausgewirkt. Mithilfe von Spielkarten, auf denen Sprüche und Gefühle aufgedruckt waren, konnten sich alle im Raum die Zeit nehmen, sich in die Thematik hineinzufühlen.

"Ich bin in/between. Die Summe meiner Teile"

Die Teilnehmenden haben erst über ihre eigenen internalisierten Glaubenssätze nachgedacht und sich dann im Anschluss der Gruppe geöffnet. Alleine fühlen und gemeinsam reflektieren, hat bei einem so tiefen Thema wie Zugehörigkeit und Ausgrenzung eine heilende Wirkung.

Damit gelang auch der Blick in das Innere und die verschiedenen Erfahrungen, die alle Gäste gemacht haben, wodurch gemeinsam neue Perspektiven kreiert wurden. Was verbindet uns und was macht uns einzigartig? Als unterschiedliche Individuen sind wir einzigartig, doch die Räume, für die wir keinen oder nur einen sehr schweren Zugang finden, sind womöglich gleich.

Zugehörigkeit lässt sich auch durch Bewegung ausdrücken und das in/between steht vielleicht auch für die unterschiedlichsten Eigenschaften, die einen Mensch prägen können. Die eigene Komplexität, Paradoxität und innere Diskrepanz wurden in diesem Workshop zelebriert. Als ein Mensch, der zwischen zwei Kulturen aufgewachsen ist, ist eine der wichtigsten Lektionen, zu erkennen, dass mich keine Eigenschaft definiert, ich bin in/between. Die Summe meiner Teile.

Am Ende des Workshops hatte ich persönlich das Gefühl, dass die Zeit viel zu knapp war, um das vielschichtige Thema Identität und Zugehörigkeit ganzheitlich von allen Perspektiven zu beleuchten. Insgesamt stellt „in/between“ allerdings eine Chance dar, sich außerhalb des turbulenten Alltags in Ruhe mit sich selbst und seiner eigenen Wahrnehmung zu beschäftigen.

Eine inspirierende Gelegenheit für eine tiefgehende Selbstreflexion und interaktive Exploration, die von Sun Hee Martischius mit viel Engagement geleitet wurde. Die Veranstaltung fördert somit nicht nur die intellektuelle Auseinandersetzung, sondern schafft auch eine emotionale und körperliche Verbindung zum Thema Identität und Zugehörigkeit. Für mich war „in/between“ die perfekte Gelegenheit, Körper und Geist in Einklang zu bringen und gemeinsam mit anderen Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte auf den Spuren von uns selbst zu sein. Am Ende hatten die Teilnehmenden sogar die Möglichkeit, ihre eigene Reise durch ein Fotoprojekt von Sun Hee festzuhalten.

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