In meiner neusten Kolumne Hamburg, aber Halal bei der taz, die heute veröffentlicht wird, habe ich über meine persönlichen Gedanken zur deutschen Flagge bei der Fußball-EM und mein anfängliches Angstgefühl geschrieben. Ich möchte keine Werbung für meine Kolumne machen, aber ich will auch nicht genau dasselbe wiederholen, was ich dort geschrieben habe.
Die deutsche Flagge wird oft mit Nationalismus und Rechtsextremismus in Verbindung gebracht, was ich falsch finde. Ich werde wahrscheinlich bald deutscher Staatsbürger, ein Teil meiner Familie ist bereits deutsch. Ich sollte als Mensch mit Migrationsgeschichte ebenfalls für meinen Platz in dieser Gesellschaft kämpfen. Das bedeutet, dass ich auch Teil der deutschen Gesellschaft bin und die deutsche Flagge auch meine Flagge ist. Genauso wie mein Neffe, der vor zwei Jahren deutscher Staatsbürger wurde und gerade Deutschland bei der Europameisterschaft unterstützt.
Das Thema ist jedoch kompliziert, da viele Migrant*innen Rassismus und Diskriminierung in Deutschland erleben und rechtes und nationalistisches Gedankengut tief in der Geschichte dieses Landes verwurzelt ist. Es ist daher verständlich, dass Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte Angst bekommen, wenn überall Deutschlandflaggen wehen, besonders in diesen Zeiten, in denen der Nationalismus und rassistische Diskurse hoch im Kurs stehen. Diese Angst hat Fatma Aydemir in ihrer Kolumne im Guardian beschrieben, worin sie schreibt, dass sie sich das Scheitern der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft wünscht.
Migrant*innen sind aber Teil Deutschlands und haben ebenso das Recht, die deutsche Flagge zu tragen wie Deutsche ohne Migrationsgeschichte. Deutschland ist ein Einwanderungsland und wir sollten dies anerkennen. Sport sollte uns als Gesellschaft zusammenhalten und Zusammenhalt ist ja auch das, was wir mit kohero erreichen möchten.
Aber dabei können wir nicht vergessen, dass der Sport natürlich nicht alle Probleme lösen kann. Viele Menschen erleben auch im Sportbereich Rassismus und Diskriminierung. In unserer sechsten Printausgabe, die 2021 veröffentlicht wurde, haben viele Menschen mit Migrationsgeschichte ihre Erfahrungen im Sport beschrieben. Diese Ausgabe kannst du hier bestellen (aktuell haben wir anlässlich des Weltflüchtlingstag 50 % Rabatt auf alle unsere Printmagazine – gib einfach den Code „kohero2024“ ein).
Außerdem haben wir in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Sportbund eine vierteilige Podcast-Reihe „Hamburg in Bewegung“ erstellt, in der wir Vereinsstrukturen untersucht haben und recherchiert haben, wie diese für Menschen mit Migrationsgeschichte aussehen.
Am Ende spiegelt die deutsche Nationalmannschaft die Gesellschaft wider, mit 9 von 29 (43,6 %) Spielern, die eine Migrationsgeschichte haben. Sie alle möchten für Deutschland Erfolge erzielen – ein Land mit migrantischer Geschichte.