„Ich möchte durch meine Arbeit Gott näherkommen und andere auf ihrem Weg inspirieren. Kleine Schritte, wie dieses Interview, bereiten mich darauf vor. Daran glaube ich ganz fest.“ Esma Adigüzel, geboren in einer kleinen Stadt nahe Ulm in Deutschland, studiert derzeit International Marketing in Slowenien und ist eine vielseitige Persönlichkeit, die ihre Leidenschaft für Kunst, Kreativität und Spiritualität in allem, was sie tut, zum Ausdruck bringt. Mit ihrem türkischen Hintergrund teilt sie auf Social Media nicht nur ihre persönlichen Erfahrungen, sondern auch ihre Träume, Werte und Überzeugungen.
Esmas kreative Ader erstreckt sich über verschiedene Ausdrucksformen – von Zeichnungen über Gemälde bis hin zur Poesie. „Ich liebe alles auf dieser Welt, was meine Kreativität beansprucht. Ich zeichne, male, fotografiere, erstelle Content auf Social Media und seit zwei Jahren schreibe ich Gedichte.“ Mit dem Verkauf personalisierter Jutebeutel zeigt sie ihren Unternehmer*innengeist und den Wunsch, etwas „Eigenes“ aufzubauen.
Gedichte über Liebe, Gott und das Leben
Ihr erstes Buch, „Poems For The Soul“, das sie im Sommer 2023 veröffentlichte, ist ein beeindruckender Mix aus Kunstformen. „Ich habe über die Jahre meine innere Welt stark durch Kunst ausgelebt und dieses Buch fasst es in Worte.“ Jedes Gedicht wird von einem Gemälde begleitet, was ihre Liebe zur Kunst und die Verbindung von Worten und Farben hervorhebt. In diesem Buch offenbart sie ihre Gefühle, Wünsche und Beobachtungen, primär über Liebe, Gott, Freundschaft und das Leben im Allgemeinen.
„Ich erhoffe mir, dass meine Worte einen Platz in den individuellen Geschichten der Leserinnen finden.“ Esma betont die Kraft von Worten und ihre Fähigkeit, tiefe Verbindungen in den individuellen Geschichten der Leserinnen zu schaffen. „Ich habe schon immer an die Kraft von Worten geglaubt.“
„Ansonsten bin ich ein ziemlich sensibler Mensch, der es liebt zu lachen, andere zum Lachen zu bringen, am Anfang etwas ruhig wirkt, aber sich schnell öffnen kann, wenn ich mich wohlfühle. Ah, und ich liebe es, mich zu overdressen. Fashion wurde mir in die Wiege gelegt. Meine Kindheitsbilder sind teilweise peinlich, aber nie underdressed.“
Glaube und Verbindung
Obwohl Esma noch nicht offiziell in ihre Karriere eingestiegen ist, strebt sie danach, eine berufliche Laufbahn zu wählen, die nicht „monoton“ ist. Ihre Vision ist es, durch Kunst und Herz mit Menschen in Verbindung zu treten, sie zu inspirieren und dabei „meinem Glauben näherzukommen.“ Der Glaube spielt eine zentrale Rolle im Leben von Esma. Ihre Überzeugungen und Werte werden durch ihre Religion geleitet, was sie zu einer motivierten und fokussierten Persönlichkeit macht. Sie behauptet selbst: „Der Grund, wieso ich Dinge unterlasse, teile, kreiere, ist allein und einzig mein Glaube.“
Als Kind von Migrant*innen spiegelt Esma die oft erlebten Herausforderungen wider, nicht „zu versagen“ und den Erwartungen ihrer Eltern gerecht zu werden. „Meine Eltern haben mich immer unterstützt, aber ich empfinde trotzdem den Druck etwas ‚Richtiges‘ zu machen“, sagt Esma, „ich weiß, dass die beiden stolz auf mich sind, ich möchte sie aber noch stolzer, noch glücklicher und noch friedlicher sehen. Sie haben genug geopfert, wofür ich ihnen auch sehr dankbar bin. Das Gleiche gilt auch für meine Schwester. Der Grund, wieso ich eine etwas verträumte Persönlichkeit habe, liegt an ihr. Sie hat mir den Weg als große Schwester „gepaved“, damit ich es leichter haben konnte. Ich liebe sie alle.“
Esma teilt ihre Erfahrungen als Kopftuch tragende Frau und betont die Herausforderungen, denen Menschen mit Migrationsgeschichte gegenüberstehen. „Als ich vor 1,5 Jahren endlich beschlossen habe, mich zu bedecken, stand mir mein Praxissemester bevor. Eines der ersten Dinge, die ich von meiner Mama gehört habe, war Folgendes:
„Ich hoffe dein Kopftuch verspielt dir nicht die Chancen auf eine gute Stelle, jetzt und auch später, wenn du mit dem Studium fertig bist“. Sie hatte recht, denn so ist es nun mal. Meine Chancen in der Arbeitswelt sind nicht die Besten, wenn ich Esma Adigüzel heiße, so aussehe, wie ich aussehe UND dazu ein Kopftuch trage. So sehr ich es nicht wahrhaben wollte, war das ein Fakt“, erklärt Esma.
„Ich habe mich daran erinnert JEDEN TAG, dass ich nicht in einem Unternehmen arbeiten wollen würde, das mich aufgrund einer Oberflächlichkeit ausgeschlossen hat, ohne auf meine Talente und Know-how zu schauen.“ Esma Adigüzel beschäftigt sich eingehend mit einer Vielzahl von Themen, darunter Marketing, Entrepreneurship, Persönlichkeitsentwicklung, psychische Gesundheit, sowie aktuellen politischen Angelegenheiten, wobei ihr besonderes Augenmerk auf Palästina, Kongo, Sudan und Rojava liegt. Zusätzlich fließt ihre Kreativität in allgemeinen Gesundheitsaspekten in ihre Interessensgebiete mit ein.
Wahrheit und Authentizität
In öffentlichen Diskussionen zu Flucht und Migration fehlen ihr „die Perspektiven von den Menschen, die flüchten mussten. Und dass sie ernst genommen werden, anstatt nur als Alibi für Diversitätsquoten zu dienen.“ Ihr eigener kultureller Hintergrund macht Esma „empathischer“ gegenüber den Herausforderungen von Geflüchteten und Migrant*innen. „Man regt sich mehr auf, weil die Menschen, die Unrecht erleiden, einem ähnlich sind. Man ist vielleicht auch lauter als der Rest, weil wir das Schweigen satthaben.“
Esma setzt sich für Wahrheit und Authentizität ein, sowohl in ihrer persönlichen als auch in ihrer beruflichen Entwicklung. Und sie würde immer „für alles, was wahr ist und nicht von der Gesellschaft gefiltert und verändert wurde“ einstehen. Ihr Glaube motiviert sie, weiterzukämpfen.
Esmas Lehren und Ratschläge spiegeln ihre Überzeugung wider, dass Kommunikation, Offenheit und die Verfolgung von Träumen entscheidend für ein erfülltes Leben sind. „Es gibt ein türkisches Sprichwort, welches mich dazu motiviert, mich in gewissen Dingen durchzusetzen: Ağlamayan bebeğe meme vermezler. Übersetzt heißt es 'Man gibt einem Baby, das nicht weint, keine Brust'.“
Dieses Sprichwort wird oft metaphorisch verwendet, um darauf hinzuweisen, dass man oft nur das bekommt, was man braucht oder will, wenn man danach fragt oder auf bestimmte Weise darauf aufmerksam macht. Es betont die Bedeutung der Kommunikation und des Ausdrucks von Bedürfnissen.
Hier teilt Esma Adigüzel einige inspirierende Ratschläge:
„Omar Suleiman sagte einmal: „You don't need to live an extraordinary life to be an extraordinary person.“ Man muss keine außergewöhnlichen Dinge im Leben erreichen, um ein guter Mensch zu sein, besonders im Kontext des Muslim-Seins.“ Esma betont die Wichtigkeit, die Wahrheit zu sprechen, ein treuer Mensch zu sein und sich für die richtigen Dinge einzusetzen, und versichert, dass dadurch alles gut wird.
Sie empfiehlt, sich von Menschen fernzuhalten, die ständig am Meckern sind, da sie mit der Zeit „Energie rauben“. Esma ermutigt dazu, Träume ernst zu nehmen und täglich kleine Schritte zu unternehmen, um Ziele näherzukommen. Gleichzeitig betont sie die Wertschätzung des Prozesses.
"Es ist okay, Schwäche zu zeigen"
Ein weiterer Ratschlag ist, „sich Zeit zu nehmen, einen Gang runterzuschalten und das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten.“ Esma legt nahe, bewusst mehr Zeit für Dinge zu investieren, die der Seele guttun, und jede Gelegenheit zu nutzen, die eigene Energie aufzuladen, um sich für andere einzusetzen.
Sie unterstreicht die Bedeutung, Emotionen vollständig zu leben – zu weinen, zu lachen, um Hilfe zu bitten, zu trauern und sich aufrichtig zu freuen. Esma ermutigt dazu, Traumata zu verarbeiten und den Zyklus zu durchbrechen, da Menschen komplexe Wesen sind, in ihren Augen wahre „Miracles“ auf zwei Beinen. „Es ist okay, Schwäche zu zeigen, das macht uns stark.“
Abschließend sagt sie „Wenn mich etwas nervt, dann: It is not that deep. Wenn mir etwas unangenehm ist: It is okay.“
Esma Adigüzel ist eine inspirierende Persönlichkeit, deren Lebensweg durch Kreativität, Glauben und den Wunsch, einen positiven Einfluss zu hinterlassen, geprägt ist. Ihr Buch und ihre Kunst sind nicht nur Ausdrücke ihrer inneren Welt, sondern auch Einladungen, sich mit den tiefen Themen des Lebens auseinanderzusetzen.