Vergangene Woche sah ich einen Post auf Instagram, wo Opfern eines Brandanschlages in Solingen gedacht wurde. Vermutlich jährt sich der Anschlag von 1993 gerade, dachte ich. Vor mehr als 30 Jahren setzten vier Rechtsextremisten in Solingen das Haus der türkischstämmigen Familie Genç in Brand und töteten damit fünf Menschen aus rassistischen Motiven.
Doch als ich weiterlas, musste ich mit Erschütterung feststellen, dass es um einen Anschlag ging, der sich erst letzte Woche Montag ereignet hat. Wieder brannte es in Solingen, wieder wurde Brandbeschleuniger gefunden und wieder ist eine migrantische Familie getötet worden. Zwei Kinder im Alter von fünf Monaten und drei Jahren und ihre Eltern, Bulgar*innen mit türkischer Herkunft, sind in ihrer Wohnung verstorben. Weitere 16 Personen wurden verletzt, das Haus ist komplett zerstört.
Trotz der vielen Parallelen verkündete die Staatsanwaltschaft schnell, dass man bisher nicht von einem „fremdenfeindlichen Motiv“ ausgehe. Eine Mordkommission ist eingerichtet, man ermittle „in alle Richtungen“.
Zurecht – wie ich finde – sind damit insbesondere Migrant*inneninitiativen und Verbände wie die Amadeo Antonio Stiftung, die zu Rechtsextremismus arbeiten, nicht beruhigt. Über 700 Menschen gingen am Wochenende auf die Straße, um der Familie zu gedenken und Aufklärung zu fordern. Die Vergangenheit hat schon so oft gezeigt, dass rassistische Taten nicht als solche wahrgenommen und Angehörige der Opfer nicht ernst genommen werden. Das war in Hanau der Fall und auch bei den NSU-Morden.
Aus diesen fatalen Fehlern gilt es jetzt zu lernen. Die Ermittlungsbehörden sollten die Ängste und Expertise von Betroffenen und ihren Vertretungen ernst nehmen. Nur so kann Aufklärung gelingen und Vertrauen wiederhergestellt werden.
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