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Die weiße Blume

Die weiße Blume - entdeckt zwischen Bahngleisen. Eine Heimat? Eine Sehnsucht? Greifbar noch immer? Mit Poesie und Erinnerungen an das Vertraute und Verlorene erzählt Sorour Keramatboroujeni in ihrer Geschichte davon.

Die weiße Blume

Ich schlich mich heimlich in die Küche. Ich war zehn. Meine Mutter kochte. Ich war noch nie so leise gewesen wie damals. Dann rief sie meinen Namen mit ihrer netten, mütterlichen Stimme. „Wie hast du verstanden, dass ich es bin, Mama?“ Sie sagte: „Eine Mutter kann ihr Kind immer erkennen, auch wenn es leise und unsichtbar ist.“

Es ist jetzt neun Jahre her. Letzte Woche lief ich auf der Straße nach Hause. Meine Mutter war erst hinter mir und dann lief sie an mir vorbei, ohne auf mich zu reagieren. Ich erinnerte mich an meine Kindheit. Wie kann das sein, dass sie mich auf der Straße nicht erkannte? Sie gab mir dasselbe Gefühl, das ich ständig von den anderen bekomme. Man erkennt mich nicht; man erinnert sich nicht an mich.

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Autorengruppe
Sorour-Keramat
Sorour war 16 als sie in Deutschland ankam. Die ersten zwei Jahre in Deutschland wohnte sie in mehreren Flüchtlingsunterkünften. Dort beobachtete sie das Unglück anderer Flüchtlinge, die aus verschiedenen Ecken dieser Welt in Deutschland Schutz suchten. Dass die anderen Menschen genau wie sie unter Heimatlosigkeit leiden und jeden Tag ein Stück von ihrer Identität verlieren, versetzte sie in tiefe Melancholie. Sie sah, wie schamlos Deutschland und andere europäischen Länder die Asylsuchenden abschieben und durch Europa treiben. Alle Herausforderungen, die die Geflüchteten in Deutschland und auf der Flucht haben, tragen dazu bei, dass sie heute Literatur als eine Form des Ausdrucks nutzt, um über das ganze Elend zu berichten.
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