Du trägst gerne deinen silbernen Ring. Dein schwarzer Achat ist das Erste, was mir von der Veranstaltung in Erinnerung geblieben ist. Du hast mir gesagt: „Es ist schön, wenn man in einem fremden Raum jemanden sieht, die genauso schwarze Haare hat.“ Ich habe zugestimmt. Du hast gefragt, wie ich heiße. So weißt du, wo ich herkomme. Dann hast du gefragt, seit wann ich in Deutschland bin. So weißt du, wie ich hierherkomme.
Ich habe alle dieser Fragen nicht gebraucht. Ich habe einen schwarzen Achat in der Luft gesehen, als du mit der Handbewegung mit der Veranstaltungsperson gesprochen hast. Ich weiß, wo du herkommst. Ich fand dich nett. Nein, das stimmt nicht. Ich fand dich mehr als nur nett. Ich fand dich freundlich, schlau, warm und schön. Ich kann nur nicht rüberkommen, zu deiner Gruppe, obwohl sie bestimmt sehr spannend ist, wie du.
Ich war überrascht, als du erzählt hast, aus welcher Provinz du herkommst, beziehungsweise deine Eltern herkommen. Jetzt fühle ich mich nicht mehr wie die einzige Person, die einen für Deutschland viel zu langen Nachnamen trägt. Jetzt weiß ich, es gibt jemanden, der genau wie ich den Deutschen erklärt, in einer Provinz im Iran trägt man den Namen des Vaterdorfes zusätzlich zum Nachnamen. Ich fühle mich dadurch besser.
Andererseits stelle ich mir vor, wir hätten uns da drüben vor Ort treffen können, unsere Vaterdörfer sind so nah zueinander, wenn du da geboren wärst. Vielleicht hätte ich dann Lust, zu dir rüber zu kommen. Vielleicht würdest du deinen Ring nicht mehr tragen. Ich würde so gerne wissen, ob du deinen schwarzen Achat in die Elbe schmeißen könntest, für die Heimat deines Vaters und für „Frau, Leben, Freiheit“, wenn du nur wüsstest, was Männer, die einen silbernen Ring mit schwarzem Achat tragen, mit Frauen machen.