Als ich im ersten Semester meines Studiums war, hatte ich mich dazu entschlossen, nach einem Minijob zu suchen, um meine Lebenshaltungskosten etwas aufzufangen. Zu meiner großen Freude entdeckte ich im Internet eine Stellenausschreibung eines Professors meiner Universität, der für sein Institut auf der Suche nach einer studentischen Hilfskraft war. Die Inhalte der Beschäftigung haben mich interessiert und die Rahmenbedingungen schienen ebenfalls in Ordnung zu sein; also entschloss ich mich dazu, meine Bewerbungsunterlagen einzureichen.
Wenige Tage später wurde ich auch schon zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Empfangen wurde ich vor Ort vom Professoren selbst und seiner Sekretärin. Im Verlauf des Gesprächs unterhielten wir uns zunächst über die Tätigkeit als solche, bevor es um einzelne ausgewählte Punkte meines Lebenslaufs ging, zu denen einige Nachfragen gestellt wurden.
Zunächst ging es um mein Abitur und meine Noten in den einzelnen Schulfächern. Danach tastete sich der Professor vorsichtig an die Frage heran, weshalb genau ich der russischen Sprache mächtig bin. Locker entgegnete ich ihm, dass es sich dabei um meine Muttersprache handeln würde, was seine anfängliche Verwirrung nicht wirklich aufzulösen schien.
„Und Ihr Vater?“, fragte er und überschlug dabei seine Beine. „Der kommt aus dem Irak“, antwortete ich ihm, ohne mir Größeres dabei zu denken. „Aha, deshalb Ihr dunkler Teint“. Während der Mann zufrieden grinste, machte sich in mir das Gefühl breit, dass es sich vorliegend möglicherweise doch nicht um das beste Arbeitsklima handeln könnte.
Klima ist an dieser Stelle ein gutes Stichwort, denn diese Tragödie an Vorstellungsgespräch ging noch weiter. Nachdem alle Fragen beantwortet waren, bat der Professor seine Mitarbeiterin, mir mein potenzielles zukünftiges Büro zu zeigen, welches sich im Dachgeschoss befand.
Da das Vorstellungsgespräch in einem Sommermonat stattfand, war dementsprechend mit hohen Temperaturen zu rechnen. Auf diese Umstände wies mich die Dame auch freundlicherweise hin und scherzte, dass ich mich nicht erschrecken solle, wie warm es im Zimmer sei. Sofort grätschte der Professor rein „Aber das sind Sie da, wo Sie herkommen, ja schon gewöhnt“, zwinkerte er mir zu. „Ja, in Karlsruhe kann es auch sehr heiß werden“, versuchte die Mitarbeiterin sofort zu entschärfen. Ich rollte nur mit den Augen – und habe im Übrigen nie wieder etwas von den beiden gehört.
Es ist enttäuschend zu sehen, dass selbst Menschen mit den höchsten akademischen Graden nicht von diskriminierenden Einstellungen und Verhaltensweisen frei sind. Trotz ihrer umfassenden Bildung und ihres intellektuellen Wissens scheinen einige Individuen nicht in der Lage zu sein, über Vorurteile und Diskriminierung hinauszuwachsen. Dies zeigt, dass Rassismus tief in allen Schichten unserer Gesellschaft verankert ist und dass Bildung allein oft nicht ausreicht, um dieses Problem zu lösen.
Es ist jedoch wichtig, sich solche Aussagen nicht zu Herzen zu nehmen. Sie spiegeln nicht den wahren Wert eines Menschen wider, sondern offenbaren lediglich die Ignoranz und Intoleranz derjenigen, die sie äußern. Statt uns von diesen negativen Äußerungen entmutigen zu lassen, sollten wir unsere Stärke und unseren Wert aus unseren eigenen Errungenschaften und unserer Gemeinschaft ziehen.
Obwohl ich von diesem Erlebnis sehr enttäuscht war und das Verhalten des Professors meine Motivation zunächst gedämpft hat, habe ich gelernt, solche Menschen und ihre Einstellungen nicht zu viel Macht über mein Leben haben zu lassen. Letztendlich handelte es sich nur um einen möglichen Job von vielen – und das nächste, bessere Angebot kommt immer.