“Meine Oma kann nicht schlafen, in ihrem Haus gibt es ein Gespenst”, sagte ein Freund von mir, als ich ihn nach seinem Sonntagsbesuch bei seiner Großmutter fragte. Jede Nacht, wenn die 82-jährige Heike sich schlafen legt, hört sie eine zarte, dünn klingende Melodie – Klaviermusik. Dieser Klang dringt hartnäckig in ihre Ohren, obwohl ihr Hörgerät auf dem Tisch neben ihr liegt, erzählte mir der Freund.
Zuerst war ich erstaunt darüber, wie viele Geschichten und Details er über Heike kannte. Bei seinen Besuchen spielten sie jedes Mal Karten, kochten gemeinsam oder sprachen über vergangene Zeiten. Ein Gefühl von Neid stieg in mir auf, aber gleichzeitig schämte ich mich, denn im Vergleich dazu wusste ich nichts über meine eigene Großmutter. Seit meiner Flucht hatte der Kontakt abgenommen, und ich wusste nicht mehr, wie es ihr wirklich ging. Wenn wir aber versuchten zu facetimen, dauerte es nicht mal fünf Minuten, bis das Internet plagte, der Strom ausfiel und ihr Gesicht verschwand. Immer wieder spürte ich, dass vieles unausgesprochen zwischen uns blieb.
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