Daniela Sepehri, 25 Jahre alt, aus Paderborn und in Berlin lebend, ist eine vielseitige Freiberuflerin. Als Social Media Managerin, Journalistin, Moderatorin, Speakerin und Poetry Slammerin engagiert sie sich nicht nur leidenschaftlich für eine feministische und antirassistische Gesellschaft, sondern setzt sich auch für die Menschen im Iran sowie eine menschenrechtsgeleitete Migrationspolitik ein.
Zusammen mit ihren Kolleginnen Mariam Claren und Mina Khani hat sie bei der NGO HÁWAR.help das Patenschaftsprogramm für politische Gefangene im Iran ins Leben gerufen. „Bisher konnten wir mehr als 440 Patenschaften vermitteln, darunter die Abgeordnete des Bundestags, Landtags und das Europaparlament. Auch zivile Organisationen wie Fridays for Future Deutschland und die ver.di-Jugend haben bereits erste Patenschaften erhalten“, erklärt sie.
Daniela Sepehri wählte den Weg in die Selbstständigkeit als Social Media Managerin, da sie frustriert über die Art war, in der viele Politikerinnen in den sozialen Medien agierten. „Es ärgert mich, dass so viele Politikerinnen eine schlechte Präsenz in den sozialen Medien haben. Transparenz und gute Kommunikation sind heute essenziell, und Kommunikation funktioniert einfach nicht mehr ohne die sozialen Netzwerke“, betont sie. Diese Unzufriedenheit mit der digitalen Repräsentation der Politik trieb sie an, ihre Expertise in der digitalen Kommunikation zu nutzen.
Ihre Fähigkeiten in diesem Bereich setzte sie erfolgreich in ihrem Aktivismus ein, insbesondere bei ihrem langjährigen Einsatz für Menschenrechte im Iran. Dabei liegt ihr Fokus auf der Situation von Christ*innen und Frauen. Seit dem Mord an Jina Mahsa Amini im Jahr 2022 hat sich ihr Engagement weiter intensiviert. „Es ist mir ein Anliegen, im Netz über Themen aufzuklären, die oft zu wenig Beachtung finden. Bereits 2019 erkannte ich Instagram als mein wichtigstes Werkzeug für diese Arbeit. Mein Weg in den digitalen Aktivismus begann damit und hat sich seit der “Frau Leben Freiheit”-Bewegung sowie im Offline-Aktivismus noch weiter vertieft“, berichtet sie.
"Kommunikation funktioniert einfach nicht mehr ohne die sozialen Netzwerke“
Die Bedeutung von Online- und Offline-Aktivismus betont sie, während sie sich gleichzeitig für die Förderung von Bewusstsein über unterrepräsentierte Themen einsetzt. Ihre Haltung zeigt, wie digitale Medien nicht nur als Werkzeug, sondern als zentraler Kanal für sozialen Wandel fungieren können.
Daniela Sepehri sieht im Streben nach „Weltfrieden“ eine treibende Kraft für ihr Engagement. „Das mag zwar utopisch und naiv klingen, aber ich erinnere mich daran, dass ich mit 14 oder 15 Jahren meinen Eltern erklärte: ‚Ich gehe jetzt in die Politik.‘ Schon damals wollte ich einen demokratischen Iran und ein Ende des Rassismus in Deutschland. Das waren hohe Ziele … Auch, wenn ich damals noch nicht genau wusste, was es bedeutet, ‚in die Politik zu gehen‘, hat mich stets der Wunsch nach einer gerechteren Welt motiviert, mich gesellschaftlich zu engagieren“, fügt sie hinzu.
Ihrer festen Überzeugung nach liegt die größte Kraft zur Gestaltung der Politik in der Zivilgesellschaft. „Das bezieht sich nicht nur auf alle vier Jahre an der Wahlurne, sondern auch dazwischen”, betont sie. „Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es unsere Pflicht ist, uns aktiv in die Gesellschaft einzubringen", merkt sie an.
Diese Aussage von Daniela Sepehri unterstreicht ihre Überzeugung von der Verantwortung jedes Einzelnen, sich aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft zu beteiligen. Es zeigt ihr starkes Engagement für soziale Veränderungen und verdeutlicht, dass sie nicht nur denkt, sondern auch handelt, um ihre Vision einer gerechteren Welt zu verwirklichen.
„Ich beschäftige mich viel mit Iran, unserer Migrationspolitik, Rassismus und Feminismus. Im Grunde beschäftigt mich im Alltag alles Mögliche zum Thema Menschenrechte. Sei es Afghanistan, Gaza, Israel, Belarus, der Genozid an den Uiguren in China, an den Armenier*innen in Bergkarabach oder die Hinrichtungen in den USA.“sagt sie
"Es ist unsere Pflicht, uns aktiv in die Gesellschaft einzubringen"
„Meine Eltern haben mich immer bei allem unterstützt, vor allem mein (gesellschafts-)politisches Engagement. Ich komme aus einer sehr politischen Familie. Meine Eltern mussten ihre Heimat 1997 verlassen, weil mein Vater zum Christentum konvertiert war und deshalb verfolgt wurde. Das hat mich schon sehr früh politisiert.“
Diese persönliche Offenbarung von Daniela Sepehri zeigt, dass ihre Motivation und ihr gesellschaftspolitisches Engagement tief in ihrer Familiengeschichte verwurzelt sind. Die Unterstützung ihrer Eltern und ihre Erfahrungen mit der Flucht aufgrund von religiöser Verfolgung haben Daniala’s politische Sensibilität von frühester Kindheit an geprägt. Sie betont die individuellen Hintergründe, die oft die Triebkraft für Aktivismus und Engagement in der Gesellschaft bilden.
Bereits in der Grundschule erkannte Daniela Sepehri, dass sie anders behandelt wurde, ohne damals den Begriff dafür zu verstehen: Rassismus. „Rassistische Mikroaggressionen begleiteten mich immer und überall, und ich hatte schon immer das Gefühl, ‚mehr leisten zu müssen‘, um gesehen und akzeptiert zu werden", erklärt sie.
Ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus haben sie dazu motiviert, aktiv dagegen vorzugehen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Dabei betont sie, dass eine Migrationsgeschichte eine Bereicherung darstellt. „Eine Migrationsgeschichte zu haben, kann nur bereichern", unterstreicht sie. Diese Einsichten geben Einblick in ihre Motivation, gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben und gegen Diskriminierung anzukämpfen.
Die Themen Flucht und Migration prägen sie persönlich, „da meine Eltern vor meiner Geburt geflüchtet sind.“
„Eine Migrationsgeschichte zu haben, kann nur bereichern"
„Mein Vater ist seit Jahren Pastor einer farsisprachigen Gemeinde in Paderborn, die Mehrheit der Gemeindemitglieder sind geflüchtet und als einzige, die damals fließend Deutsch sprach, habe ich bei Briefen und Behördengängen in der Übersetzung unterstützt. Und dabei ist mir schon sehr früh aufgefallen, wie zutiefst ungerecht und rassistisch unser Migrationssystem ist.“
Die persönlichen Einblicke von Daniela Sepehri, insbesondere durch ihre Unterstützung bei Behördengängen für eine farsisprachige Gemeinde, verdeutlichen ihre kritische Sicht auf das Migrationssystem. Ihr frühes Bewusstsein für Ungerechtigkeiten und Rassismus in diesem System prägt ihre Haltung.
„Statt dass es in Deutschland aber besser wird, erleben wir derzeit, wie rechte Sprache mittlerweile selbst bei Parteien der sogenannten Mitte und selbst ernannten linkeren Parteien Alltag geworden ist, wie unser Bundeskanzler und unsere Bundesinnenministerin rassistische Politik umsetzen und im Grunde den Rechten die Arbeit abnehmen“, sagt sie.
"Die Perspektive der Betroffenen fehlt"
Ihre Besorgnis über die aktuelle Entwicklung in Deutschland, in der rechte Sprache sogar bei als Mitte oder links geltenden Parteien Einzug hält, sowie die Umsetzung rassistischer Politik durch führende politische Figuren, verdeutlichen ihre Kritik an der aktuellen politischen Landschaft. Ihre Worte zeugen von einer klaren Haltung gegenüber der zunehmenden Normalisierung rechter Diskurse und Handlungen in der politischen Mitte.
In den öffentlichen Diskussionen betont Daniela Sepehri, dass ihr „die Perspektive der Betroffenen“ definitiv fehlt. Ihrer Meinung nach sollten die Mitglieder der Bundesregierung sich intensiver mit dem Leben geflüchteter Menschen auseinandersetzen, „indem sie sich beispielsweise einen Monat ehrenamtlich in einer Geflüchtetenunterkunft engagieren“. Sie regt an, den Alltag von Geflüchteten zu erleben, sei es in Unterkünften oder an den europäischen Außengrenzen, wo viele unter oft prekären Bedingungen leiden.
„Sie sollten mal für eine Woche an der belarussischen Grenze mit den Geflüchteten den Alltag verbringen, sich einmal Geschichten derer hören, die an den europäischen Außengrenzen in Haftzentren mit Elektroschocks gefoltert wurden. Und damit meine ich nicht die zweistündigen Ausflüge, die sie hier und da mal machen für Pressefotos. Ich meine, sie sollen wirklich die Lage mal nachempfinden.“
Für sie geht es darum, dass politische Entscheidungen nicht über die Köpfe der Menschen hinweg getroffen werden sollten. Sie fordert ein tieferes Verständnis seitens der Entscheidungsträger, indem sie tatsächlich die Lebensrealität der Betroffenen nachempfinden. Ihre Kritik zielt darauf ab, dass die Sicht der Betroffenen in politischen Debatten zu selten Gehör findet und dass mehr Handlungsnähe und Empathie seitens der Verantwortlichen notwendig sind.
"Ich meine, sie sollen wirklich die Lage mal nachempfinden“
„Ich weiß, wie es ist, Kind von Geflüchteten zu sein. Zwar haben meine Eltern immer alles versucht, damit ich ein möglichst unbeschwertes Leben habe und nichts von allem mitbekomme, aber ich habe gesehen, wie die Abschlüsse meiner Eltern nicht anerkannt wurden und sie sich jahrelang in Leiharbeit für einen Hungerlohn erkämpfen mussten, was sie jetzt haben. Ich weiß, wie es ist, jeden Cent dreimal umdrehen zu müssen.
Ich habe meine Mutter leiden gesehen, die ihre Familie verlassen musste, die ihre Heimat vermisst. Ich habe gesehen, wie mein Vater beruflich komplett von vorne anfangen musste. Ich kenne die Geschichten, die mein Vater aus seiner Heimat erzählt. Wie er verfolgt, inhaftiert, gefoltert wurde. Ich kenne die Geschichten meiner anderen Familienmitglieder, die fliehen mussten. Freund*innen, die fliehen mussten. Ich kenne ihre Geschichten und weiß, dass die Lage in ihren Heimaten unfassbar brutal war. Dieses Wissen reicht, um mit einer Selbstverständlichkeit mich für eine menschenrechtsgeleitete Migrationspolitik einzusetzen.“ fügt sie hinzu.
"Ich weiß, wie es ist, Kind von Geflüchteten zu sein"
Die persönlichen Erfahrungen von Daniela als Kind von Geflüchteten geben ihrem Einsatz für eine menschenrechtsgeleitete Migrationspolitik eine tiefgreifende Bedeutung. Die Schilderung der Herausforderungen, die ihre Eltern meistern mussten, verleiht ihrer Stimme eine Authentizität, die weit über theoretische Konzepte hinausgeht. Ihr Engagement ist durch ein tiefes Verständnis geprägt, das auf realen Geschichten von Verfolgung, Leid und Neuanfang beruht.
Deshalb setzt sie sich leidenschaftlich für Menschenrechte ein, „unabhängig von deren Herkunft, Ideologie, Geschlecht, sexueller Orientierung oder eventuellen Beeinträchtigungen“. Ihr Engagement erstreckt sich auf jeden, der für seine Rechte eintritt.
Die Motivation für ihren fortwährenden Kampf schöpft sie aus der Stärke der Betroffenen. „Die Kraft von Betroffenen", wie sie betont, inspiriert sie dazu, nicht nachzulassen. Besonders beeindrucken sie die Jugend im Iran und die Frauen, die trotz der drohenden Gefahren von Inhaftierung, Folter und Mord weiterkämpfen. „Wenn jemand sein Leben aufs Spiel setzt, um grundlegende Menschenrechte zu erkämpfen, dann ist es meine Pflicht, von meinen Rechten Gebrauch zu machen, um sie zu unterstützen. Ich habe dieses Privileg, und das muss ich nutzen“, erklärt sie.
"Die Kraft von Betroffenen inspiriert mich"
Mit Blick auf die Herausforderungen, die mit ihrem Engagement einhergehen, gibt sie einen Rat fürs Leben: „Wenn du Hater hast, liegt das nicht an dir als Mensch, sondern an deinem Erfolg. Wenn du dich für Menschenrechte einsetzt und dafür angegriffen wirst, hast du mit großer Wahrscheinlichkeit alles richtig gemacht.“ Diese klaren Worte zeugen von ihrer Entschlossenheit und ihrem Standpunkt.
Abschließend lässt sich sagen, dass Daniela Sepehri nicht nur eine engagierte Aktivistin ist, sondern auch eine Stimme für diejenigen ist, die oft ungehört bleiben. Ihr vielseitiges Wirken und ihre Beharrlichkeit spiegeln sich in ihrem unermüdlichen Einsatz für eine gerechtere Welt wider.