Weißt du, wo Gambia liegt?
Als mir unsere Praktikantin Kady von ihrem Heimatland – und dem Gericht, über das sie in der heutigen Ausgabe von nelken & nostalgie schreibt – erzählt hat, musste ich ehrlich gesagt auf Google Maps nachschauen. Zugegeben, Erdkunde war nie mein Lieblingsfach, aber über Afrika weiß ich noch immer wenig. Oft habe ich den Kontinent als großes Ganzes betrachtet, statt die Vielfalt seiner Länder wahrzunehmen.
Auch Kady, die in Gambia geboren ist und dort ihre ersten Lebensjahre verbracht hat, ist aufgefallen, wie wenig differenziert Afrika im deutschen Schulunterricht vermittelt wurde. Auf meiner Leseliste ist das Buch „Afrika ist kein Land“ jedenfalls wieder ganz nach oben gerutscht. Vielleicht verändert es auch dein Bild des Kontinents – und hilft, uns mit der Vielfalt der einzelnen Länder auseinanderzusetzen. Kennst du weitere Bücher oder Formate, die ich den anderen Leser*innen im nächsten Newsletter hierzu empfehlen kann?
Kady gibt in ihrem heutigen Beitrag bereits einen sehr persönlichen Einblick in die (Ess-)Kultur Gambias. Sie erzählt von ihrer Verbindung zu ihrem Geburtsland, von Erinnerungen, die sich verändert haben, und von einem Geschmack, der geblieben ist. Mit ihrem Bericht über das traditionelle Dessert Chakry zeigt sie, wie eng Essen und Identität miteinander verwoben sind – und wie ein einfaches Gericht zum Symbol für Heimat und Gemeinschaft werden kann.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen von Kadys Beitrag und beim Nachkochen!
Deine Natalia
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Wenn ich an mein Heimatland Gambia denke, spüre ich oft eine leichte Melancholie. Die Erinnerungen an meinen Geburtsort und die Heimat meiner Eltern sind verblasst – die Menschen, die Sprache, die Kultur. Doch eines ist geblieben: der Geschmack der gambischen Küche, der mich wie ein roter Faden durch meine Verbindung zu meinen Wurzeln führt.
Die Küche Gambias – und Westafrikas im Allgemeinen – ist ein Fest für die Sinne, aufgebaut auf einigen wenigen Grundzutaten, die fast in jedem Gericht zu finden sind: Reis, Couscous, Fleisch, Fisch und natürlich Gewürze, die den Speisen einen besonderen und unerklärlich wichtigen Akzent verleihen. Westafrikanische Gerichte sind geprägt von der Vielfalt ihrer Geschichte – indigene Kochtraditionen, Einflüsse arabischer Händler, aber auch von den dunklen Spuren der Kolonialzeit.
Auf den ersten Blick mag die Küche des kleinsten Festlandes auf dem afrikanischen Kontinent unscheinbar wirken, so wie das Land selbst. Doch wer sich darauf einlässt, wird von einer Fülle an Aromen und Texturen überrascht, die ganz besonders in Erinnerung bleiben. Ein Gericht, das für mich diese Erinnerung und Verbindung besonders lebendig hält, ist Chakry.
Chakry ist eine traditionelle, cremige Süßspeise, die Couscous mit einer leichten, joghurtartigen Soße kombiniert. Eigentlich wird dieses Dessert in Gambia vor allem zu besonderen Anlässen serviert – Geburtstage, Feste oder Feiern. Doch in meiner Familie war es anders: Meine Mutter bereitete es uns Kindern oft auch einfach so zu, besonders an Tagen, die schwer waren, um uns wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Für mich ist Chakry somit mehr als nur ein Gericht. Es ist ein Stück Heimat, ein Hauch von Geborgenheit, der trotz tausender Kilometer Entfernung immer noch erreichbar scheint. Es erinnert mich an das Gefühl vom Beisammensein, an den Zusammenhalt meiner Familie. In Gambia ist Essen ohnehin weit mehr als bloße Nahrungsaufnahme. Es ist ein Ritual, ein Moment des Genusses und der Gemeinschaft. Traditionell wird gemeinsam aus einem Teller gegessen, respektvoll mit der rechten Hand – ein Ausdruck von Nähe und Verbundenheit.
Chakry bildet hier eine Ausnahme: Wegen seiner cremigen Konsistenz wird es oft in Schichten in Plastikbechern serviert. Das tut dem Geschmack und der Freude daran jedoch keinen Abbruch. Diese Süßspeise ist für mich der Inbegriff von Nostalgie und Sehnsucht von Land, Familie und Gemeinschaft.
Denn wie meine Mutter immer so schön auf Mandinka sagt: „Essen ist nicht nur, was uns nährt – es ist das, was uns verbindet.“
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Deine Kady
Das Rezept: Chakry
Zutaten:
- 2 mittelgroße Becher Couscous (roh)
- 60 g Joghurt
- 30 g Zucker
- 1 Päckchen Vanillezucker
- 1 Teelöffel Vanillepaste
Zubereitung:
- Couscous vorbereiten: Gib den rohen Couscous in eine große, mikrowellengeeignete Schüssel. Füge zwei Tassen heißes Wasser hinzu, decke die Schüssel ab und lasse den Couscous 5 Minuten quellen. Sobald das Wasser aufgesogen ist, stelle die Schüssel in die Mikrowelle und koche den Couscous 5 Minuten bei hoher Leistung. Du kannst den Couscous auch nach der Beschreibung auf der Packung in einem Topf zubereiten, wenn du keine Mikrowelle hast. Lasse ihn anschließend mindestens 10 Minuten ruhen.
- Joghurt-Mischung herstellen: Während der Couscous ruht, gib Joghurt, Zucker, Vanillezucker, Vanillepaste und die Kokosraspeln in eine Rührschüssel. Verrühre die Zutaten vorsichtig, bis sie gut vermischt sind.
- Zusammenfügen: Gib den abgekühlten Couscous in die Joghurt-Mischung und rühre alles gründlich durch.
- Chakry kühlen: Lasse das fertige Chakry für etwa 30 Minuten im Kühlschrank ziehen, bis es angenehm kühl ist.
- Servieren: Serviere Chakry in Schüsseln. Du kannst es nach Belieben mit Kokosraspeln, Nüssen oder Rosinen garnieren – traditionell wird Chakry jedoch ohne Garnierung serviert.