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Bin ich hier noch in Deutschland? – die migrationsnews von kohero

Die migrationsnews von kohero sind ein wöchentlicher Nachrichtenüberblick zu den Themen Flucht und Migration. Diesmal schreibt Chefredakteur Hussam zum Thema Armut in deutschen Städten.

Bin ich hier noch in Deutschland? – die migrationsnews von kohero
Fotograf*in: Pascal Salewski auf Unsplash

Letztes Wochenende war ich kurz im Ruhrgebiet, um ein paar Freunde und Bekannte zu besuchen. Zuerst war ich in Köln, wo die Stadt ihre Arme für alle öffnete, mit viel Lachen und herzlichen Begrüßungen. Danach wollte ich von Köln nach Gelsenkirchen fahren, was aufgrund zahlreicher Verspätungen und Ausfälle im Regionalverkehr über drei Stunden dauerte.

Eine besonders interessante Erfahrung machte ich bei einer Kontrolle, bei der ich mit einem Kontrolleur sprach, der selbst hier geboren wurde, aber arabische Wurzeln hat. Er erzählte mir, wie er vielen älteren Menschen hilft.

In Gelsenkirchen stellte ich mir dann die Frage, ob ich mich tatsächlich noch in Deutschland befinde. Die Hauptstraße wirkte mit vielen verlassenen Häusern und Geschäften sehr heruntergekommen. Gelsenkirchen hat eine der höchsten Kinderarmutsraten in Deutschland, 2017 waren es über 35,8 %, und es wird erwartet, dass diese Zahl bis 2027 auf 41 % steigen könnte.

Gelsenkirchen ist eine sehr interessante Stadt, in der Armut und Migration eine große Rolle spielen. Über 35 % der Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund, in vielen Schulen sind es sogar über 95 %. Ein Freund sagte zu mir, Gelsenkirchen sei wie ein Loch, das Menschen anzieht. Den Themen Städte, Räume und deren Macht haben wir bei kohero übrigens eine ganze Printausgabe gewidmet.

Die Geschichte von Gelsenkirchen ist eng mit dem Kohle- und Stahlbergbau verbunden. Der Niedergang dieser Industrie führte dazu, dass die Stadt seit 2012 über 150.000 Einwohnerinnen verloren hat. Viele Wohnungen stehen leer und wurden von unbekannten Personen gekauft, die damit begannen, Menschen aus Rumänien und Bulgarien, insbesondere Sintizze und Rom*nja, dort unterzubringen.

Klar ist, dass die Lösung komplex ist. Ein Teil der Lösung könnte darin bestehen, dass die Stadt die Häuser kauft, renoviert und dann vermietet. Aber die eigentliche Lösung liegt darin, in die Infrastruktur zu investieren und die Arbeitsstruktur zu vereinfachen. Das wird jedoch leider nicht alle Probleme lösen. Und Gelsenkirchen ist nicht die einzige Stadt, die mit solchen Herausforderungen zu kämpfen hat; auch viele andere Städte in Deutschland stehen vor ähnlichen Problemen.

Welche Gedanken hast du zu Armut in deutschen Städten? Welche Lösungen fallen dir ein?

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