Zum Inhalt springen
4 Min. Lesezeit Kultur

Ausstellung “THANK YOU FOR THANKING ME NOW” – über die ausbleibende Anerkennung Schwarzer Frauen

In der Ausstellung “Thank you for thanking me now" im Altonaer Museum geht es um die Wertschätzung von Schwarzen Frauen. Wie werden sie in unserer Gesellschaft wahrgenommen und was müssen sie tagtäglich leisten? Ein Interview mit Creative Director Mimi Harder

Ausstellung “THANK YOU FOR THANKING ME NOW” – über die ausbleibende Anerkennung Schwarzer Frauen
Fotograf*in: Cane Çağlar

Am Donnerstag, den 03.07 hat die Ausstellung “Thank you for thanking me now (TYFTMN)” feierlich in der Säulenhalle des Altonaer Museums in Hamburg eröffnet. Zwischen den warmen Tönen analog wirkenden Fotos und in Glaskästen ausgestellten Blumenbuketts entstand auf der Vernissage ein Austausch über viele Fragen: Wer erhält eigentlich Wertschätzungen in unserer Gesellschaft und was passiert mit dieser Wertschätzung über die Zeit?

Mimi Harder ist Produzentin, Kuratorin, Creative Director und Anti-Rasissmus Beauftragte . In Kooperation mit diversen Organisationen und dem Künstler:innen-Kollektiv FORMATION** NOW setzt sie Projekte um, die zur Stärkung der Visibilität von Schwarzen Menschen und People of Color beitragen. Mit ihrer Arbeit kreiert sie Plattformen, von Ausstellungen bis hin zu Festivals die zur Förderung des interkulturellen Dialogs beitragen und organisiert ‘Safer Spaces‘ für BIPoC’s, sozial ’sichere' Räume für marginalisierte Personen, um sich frei auszudrucken, vernetzen und empowern. Zu ihren letzten Arbeiten gehört die Co-Produktion des Kaleidoskopsawards auf Kampnagel, wo sie zuletzt auch in der Produktion ‘Opera of Hope’ assistierte, die im Januar 2025 Premiere feierte. Zudem ist sie Mitglied im Beirat für den Fond Migrantisches Engagement der Bürgerstiftung Hamburg.

Foto: Canê Çağlar

Liebe Mimi, magst du mir etwas mehr über die Ausstellung “Thank you for Thanking me now” und die Idee dahinter erzählen?

Mimi: Die Idee der Ausstellung ist es, sich damit zu befassen, wie wir Schwarze weiblich gelesene Körper in der Gesellschaft und in der Community wahrnehmen. Nehmen wir sie nur durch ihre Aktionen und ihre Arbeit wahr, die sie zur Gesellschaft beitragen oder nehmen wir sie auch als vollkommene Individuen wahr, mit Träumen, Verlusten, Ideen und Identitäten. Wenn wir sie nur durch ihre Arbeit wahrnehmen, schätzen wir diese Arbeit überhaupt? Gibt es überhaupt Acts of Gratitudes – also bewusste Auseinandersetzungen mit der geleisteten Arbeit, die mit einem Dank kompensiert wird? Darunter verstehe ich universelle Gesten wie zum Beispiel Schokoladengeschenke, das Aussprechen eines Dankeschöns oder, wie in der Ausstellung dargestellt, die Blumenübergaben. Schwarze Frauen geben etwas auf, um wiederum etwas in der Community zu erreichen: Wird das überhaupt adressiert?

Du bist Produzentin, Creative Director, Anti-Rassismus-Beauftrage und Kuratorin: Was war deine Rolle in der Ausstellung (TYFTMN) und wer war noch alles beteiligt?

Ich habe das Projekt als Creative Director geleitet, kuratiert und fotografiert. Inspiriert ist die Idee von Schwarzen Frauen, die ich immer in Bewegung wahrgenommen habe und die selbst nicht einen Moment inne genommen haben, um zu realisieren, wie wichtig ihre Beiträge tatsächlich sind. Durch dieses ständige Konzentrieren auf die Arbeit, habe ich mich dann irgendwann gefragt, ob eine eigenständige Wertschätzung überhaupt stattfindet. Bei der Umsetzung hat Holly Itodo assistiert und das Projekt entstand in Kooperation mit Black Girl Magic. Das ist ein Kollektiv von Schwarzen Mädchen, die sich mit den Fragen auseinandersetzen, inwiefern sie sich selbst außerhalb von diskriminierenden und rassistischen Dynamiken definieren können.

Gab es bei der Umsetzung bestimmte Herausforderungen?

Bei der Umsetzung selbst gab es keine großen Herausforderungen. Es war ein traditionelles Fotoshoot, eine Szenendarstellung mit verschiedenen Situationen, die vorgestellt werden. Schwierig war eher der kreative Prozess und sich damit auseinanderzusetzen, was Dankbarkeit wirklich bedeutet und inwiefern man diese Dankbarkeit erwarten kann für Arbeit, die gemacht werden muss. Insbesondere, wenn es um die Schwarze Community geht, war es herausfordernd. Inwiefern muss da eine Wertschätzung stattfinden und wie kann diese überhaupt dargestellt werden? Gibt es Raum und Zeit speziell für Schwarze Frauen, trans Frauen und Menschen, die sich als Frauen definieren, um Stille zu halten und die Arbeit wertzuschätzen?

Mimi Harder und Holly Itodo (Assistenz für Projekt und Ausstellung). Foto: Canê Çağlar

Es sind nicht nur Porträts und Blumen ausgestellt, sondern auch ein Briefkasten. Was hat es damit auf sich?

Beim Briefkasten geht es darum, aktiv Raum einzunehmen – für Pausen, fürs Innehalten und für den Akt der Artikulation der Wertschätzung. Gerade beim kontinuierlichen Kräften sammeln für Beiträge für die Community und zur Gesellschaft braucht es Momente der Ruhe, um zu definieren, was man bereits geschafft hat. Durch das Aufschreiben ermutige ich Personen, sich außerhalb ihrer Position in der Community wahrzunehmen und festzusetzen. Die Wertschätzungen einer Person, die Wertschätzung eines Körpers und die Wertschätzung eines Lebens sollten nicht aus den dargebotenen Arbeiten definiert werden, sondern auf einfache Präsenz. Hier kann der Dank an andere, aber auch an sich selbst aktiv ausgeschrieben werden, um den eigenen Wert nicht mehr nur von außen zu definieren. Die Briefe können direkt geschrieben, adressiert und in den Briefkasten geschmissen werden. Da es sich um einen öffentlichen Ort handelt, sind wir aber verpflichtet, alle Briefe einmal zu öffnen, um sicherzustellen, dass da keine verletzenden Inhalte drinstehen, sondern empowernde. Die Inhalte werden nicht veröffentlicht, sondern nur von mir und meiner Assistenz gelesen und dann nach der Ausstellung verschickt. Das Porto geht auf uns.

Gibt es etwas, was du dir für oder durch die Ausstellung wünschst?

Ich wünsche mir, dass wir uns durch die Ausstellung als Schwarze Frauen davon wegbewegen, unsere Arbeit und Produktivität als Maßstab für unseren Wert zu verwenden. Wir sind mehr als die Arbeit, die wir tun.

Die Ausstellung “Thank you for thanking me now (TYFTMN)” läuft noch bis zum 08.09.2025 in der Säulenhalle des Altona Museums. Der Eintritt ist kostenlos. Die Finissage, zu der alle herzlich eingeladen sind, findet am Freitag, den 05.09.2025, statt.

Teilen Teilen Teilen Teilen