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Auseinanderdriftende Welten

Valeria ist vor ungefähr fünfzehn Jahre zusammen mit ihrem Bruder, ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, nach Deutschland migriert. Ihr Vater und ihre erweiterte Familie leben in Ecuador. Den Kontakt aufrecht zu halten war immer schon schwierig. Skypen und Whatsapp Anrufe gehören zum Alltag, aber manchmal braucht es mehr als eine App, um Nähe und Liebe zu nähren

Während ich mir unbequem mein Handy vors Gesicht hielt, schaute ich meine Großmutter an, die auf ihrer Veranda auf der anderen Seite des Planeten saß. Sie trug einen Hut und die Farben ihrer geblümten Bluse wirkten blass unter der Sonne. Ihre opulente Sonnenbrille bedeckte ihre Augen, und das Lächeln, das ich aus Millionen von Skype-Gesprächen kannte, fühlte sich falsch an. Es war Muttertag, und meine Mutter verbrachte ihren in Bonn bei meinem Stiefvater – weit weg von meiner Großmutter, die in Quito (Ecuador) lebt.

Gespräch mit der Großmutter

Meine Großmutter fragte mich, wie es mir gehe. Ich muss schrecklich ausgesehen haben, denn eine Stunde nach unserem Gespräch schrieb sie, voller Sorge um meine psychische Gesundheit, mit meiner Mutter. Sie erinnerte sich an eine fröhlichere Version ihrer Enkelin. Aber anstatt ihre Bedenken während unseres Gesprächs zu äußern, lobte sie meinen neuen Haarschnitt. In letzter Zeit ist es schwierig, die Kommunikation am Leben zu halten. Noch schwieriger ist es, ehrlich zu bleiben. Die Technologien, die unsere Beziehungen am Leben erhalten sollten, ließen uns im Stich. Als ich einen Blick auf meinen Großvater, meine Tante, meinen Onkel und meine Cousine erhaschte, die an diesem sonnigen Tag an unserer Skype-Sitzung teilnahmen, sehnte ich mich nach ihrer Anwesenheit und der Vertrautheit, die einmal zwischen uns herrschte.

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Autorengruppe
Valeria kommt aus Ecuador und wohnt in Hamburg. Sie ist Kriminologin und arbeitet zurzeit als Sozialpädagogin in der Drogenhilfe. Das Schreiben ist für sie sowohl ein Rückzugsort, als auch ein Weg ihre Erlebnisse als Migrantin in Deutschland aufzuzeichnen. „Ich habe lange nach einer Plattform wie Kohero gesucht, für die keine Geschichte zu unwichtig ist und BIPoC Stimmen Gehör finden können. Die Erfahrungen im Schreibtandem und die Unterstützung meiner Tandempartnerin haben mich dazu ermutigt weiter zu schreiben.“
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