Zum Inhalt springen
2 Min. Lesezeit Newsletter

Arabische Tweets vom Auswärtigen Amt? – die migrationsnews

Im wöchentlichen Nachrichtenüberblick zu den Themen Flucht und Migration schreibt Chefredakteur Hussam über die Tweets des Auswärtigen Amts auf Arabisch – und die negative Reaktion darauf.

Arabische Tweets vom Auswärtigen Amt? – die migrationsnews

Ende März veröffentlichte das Auswärtige Amt auf der Nachrichtenplattform X eine Meldung auf Arabisch zu dem neuen deutschen Staatsangehörigkeitsrecht. Es sollte wohl ein einfacher Informationspost werden: Eine Grafik zeigte zwei deutsche Pässe vor einer schwarz-rot-goldenen Flagge. Dazu ein Text über die neuen Einbürgerungsgesetze: „Viele haben darauf gewartet und endlich ist es soweit … ab dem 26. Juni tritt das neue Staatsbürgerschaftsgesetz in Kraft“.

Allerdings löste der Tweet eine Welle Kritik und Spott aus, auch gegen die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Denn sowohl der Inhalt als auch die Grafiken enthalten mehrere Fehler, auf Deutsch und auf Arabisch. Zum Beispiel wurde im Arabischen bei einigen Worten der erste Buchstabe vergessen, und auch auf den Reisepässen in dem Bild sind offensichtliche Fehler. „Bundesrepubik Deutshland“ steht da. Natürlich dauerte es nicht lange, bis sich andere User auf X darüber lustig machten oder sich ärgerten.

Der Informationsgehalt des Postings wurde komplett von den sprachlichen Fehlern überschattet. Medien reagierten spöttisch oder kritisch. Und einige haben diesen Tweet zum Anlass genommen, die politische Debatte über die Reform des Staatsbürgerschaftsgesetzes in Zusammenhang mit der Migrations- und Flüchtlingspolitik in Deutschland zu setzen. So kritisierte die BILD das Ganze als Aufforderung zum Erhalt des deutschen Reisepasses, „als ob es zuvor keine Flüchtlingskrise gegeben hätte“, und verwies auf die Zahl von Asylanträgen im vergangenen Jahr.

In einem zweiten Artikel forderte die BILD dann Ministerin Baerbock dazu auf, die „Werbung“ für den deutschen Reisepass auf Arabisch zu beenden. Der Spiegel widmete dem Thema ebenfalls einen Bericht und zitierte Politiker*innen verschiedener Parteien, die den Post kritisch ablehnten. Alexander Dobrindt (CSU) sagte: „Das Staatsbürgerschaftsgesetz, das die Regierungskoalition angekündigt hat, ist ein weiterer Anreiz für illegale Einwanderung und ermutigt sie deutlich“.

Und so eignet sich ein schlecht gemachter Post in den sozialen Medien also auch für Ampel-Kritik und dazu, die Sorge vor der „unkontrollierten“ Migration zu dramatisieren. Die Diskussion zeigt auch mal wieder, wie wenig sich die Politiker*innen auf die Realitäten der Migration beziehen. Haben sie alle vergessen, dass viele Medien schon lange über dieses neue Gesetz in allen Sprachen berichtet haben, und Menschen aus arabischen Ländern nicht auf einen Tweet warten, um nach Deutschland zu kommen?

Wenn deutsche Ministerien arabischsprachige Menschen, die hier in Deutschland leben, erreichen möchten, wäre es passender, wenn das Innenministerium das übernimmt. Der Versuch vom Außenministerium, eine gute Nachricht über deutsche Gesetzesänderungen auf Arabisch im Ausland zu verbreiten, ist wohl eher schiefgegangen.

Denn neben der innenpolitischen Diskussion hat dieser Beitrag auch zu vielen Hasskommentaren von rechts geführt, die ihren Hass dank online Übersetzern auch auf Arabisch verbreiten. Ein User schrieb: „Kommen Sie nicht nach Deutschland, weil es massive Angriffe geben wird“, und ein anderer: „Die AfD wird Deutschland regieren, und sie werden alle Migranten vertreiben“. Sieht so ein modernes Einwanderungsland aus?

Hier kannst du unsere Newsletter abonnieren

Teilen Teilen Teilen Teilen