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Afghanistan: Ein Blick in den Juni und Juli 2024

Was ist in den Monaten Juni und Juli in Afghanistan passiert? Hier gibt Sahar Reza einen Überblick zu wichtigen politischen Ereignisse und Entwicklungen.

Afghanistan: Ein Blick in den Juni und Juli 2024
Fotograf*in: Alisina Qasemi auf Unsplash

Die Monate Juni und Juli 2024 waren ereignisreich für Afghanistan, ein Land, das sich ständig in Turbulenzen und im Übergang befindet. Die Schlagzeilen aus diesen beiden Monaten zeichnen ein Bild von anhaltenden Konflikten, humanitärer Not und politischen Problemen für die Menschen innerhalb Afghanistans.

Anhaltende Sicherheitsprobleme

Die Sicherheit ist nach wie vor das Hauptanliegen in Afghanistan. Die Taliban sind trotz ihrer Kontrolle über das Land einer ständigen Bedrohung durch aufständische Gruppen, insbesondere ISIS-K, ausgesetzt. Mehrere gewalttätige Zwischenfälle haben das Land in diesen Monaten erschüttert:

  1. 10. Juni, Kabul: Ein verheerendes Selbstmordattentat auf einem belebten Marktplatz forderte über 50 Tote und zahlreiche Verletzte. Dieser Anschlag, zu dem sich der ISIS-K bekannte, unterstrich die anhaltende Bedrohung durch terroristische Gruppierungen im Lande.
  1. 5. Juli, Provinz Nangarhar: Eine Reihe von Zusammenstößen zwischen Taliban-Kräften und ISIS-K-Kämpfern führte zu erheblichen Opfern auf beiden Seiten. Durch die Gewalt wurden Hunderte von Familien vertrieben und die Flüchtlingskrise verschärft.

Humanitäre Krise verschärft sich

Die humanitäre Lage in Afghanistan hat ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Die Kombination aus wirtschaftlichem Zusammenbruch, Dürre und anhaltendem Konflikt hat einen perfekten Sturm des Leidens ausgelöst:

  1. Ernährungsunsicherheit: Nach Angaben des Welternährungsprogramms haben bis zu 95 % der Afghan*innen nicht genug zu essen. Die Unterernährungsraten, speziell bei Kindern, steigen rapide an.
  1. Wasserknappheit: Die langanhaltende Dürre hat den Zugang zu sauberem Wasser stark beeinträchtigt. Viele Gemeinden sind auf unsichere Wasserquellen angewiesen, was zu einem Anstieg von durch Wasser übertragenen Krankheiten führt.

Die politische Lage

Die Taliban haben ihre Bemühungen um internationale Anerkennung und wirtschaftliche Entlastung fortgesetzt. In diesen Monaten kam es zu mehreren diplomatischen Kontakten:

  1. 15. Juni, Doha: Taliban-Vertreter führten Gespräche mit Beamten aus Katar, der Türkei und China, um Unterstützung für wirtschaftliche Entwicklungsprojekte zu erhalten. Bei diesen Gesprächen ging es um Infrastrukturinvestitionen und Handelsabkommen.
  1. 20. Juli, Islamabad: Eine hochrangige Delegation besuchte Pakistan, um bilaterale Handelsabkommen auszuhandeln und die Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich zu erörtern. Es wurden zwar einige Vereinbarungen getroffen, eine substanzielle internationale Anerkennung blieb jedoch aufgrund der Menschenrechtslage der Taliban unerreichbar.
  1. Am 30. Juli kündigten die Taliban an, die von Diplomat*innen der früheren Regierung geleiteten diplomatischen Vertretungen Afghanistans in westlichen Ländern abzulehnen. Es wurde erklärt, dass die Taliban nicht die Verantwortung für Dokumente und Beratungsdienste tragen, die von den diplomatischen Vertretungen Afghanistans in London, Belgien, Berlin, Bonn, der Schweiz, Österreich, Frankreich, Italien, Griechenland, Polen, Schweden, Norwegen und Kanada ausgestellt werden.  Zu diesem Zeitpunkt wurde Faizurrahman Attaee zum Berater der Taliban in Mashhad, Iran, ernannt.

Soziale Fragen und Frauenrechte

Die soziale Lage in Afghanistan ist nach wie vor düster, insbesondere für Frauen und Minderheiten:

  1. Bildung und Beschäftigung: Die restriktive Politik der Taliban schränkt die Bildungschancen für Mädchen und die Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben weiterhin ein. Trotz internationaler Verurteilung gibt es kaum Anzeichen für eine Änderung dieser Politik.
  1. Nach Angaben von Amu TV haben sich mehrere Privatschulen in Kabul und verschiedenen Provinzen in Madrassas umgewandelt und nehmen nun auch Schülerinnen ab der neunten Klasse auf, doch wurden Fächer wie Physik und Chemie aus dem Lehrplan gestrichen.
  1. Widerstand und Resilienz: Die afghanischen Frauen leisten jedoch weiterhin Widerstand. Untergrundschulen und Frauenrechtsgruppen arbeiten im Verborgenen und bieten trotz der Risiken Bildung und Unterstützung an. Diese Widerstandshandlungen sind ein Beweis für die Widerstandsfähigkeit und den Mut der afghanischen Frauen.
  1. Gruppenvergewaltigung im Taliban-Gefängnis: Der Guardian und Rukhshana Media berichteten, dass eine afghanische Frauenaktivistin behauptet hat, eine Gruppe Männer hätte sie in einem Taliban-Gefängnis vergewaltigt. In dem am 3. Juli veröffentlichten Bericht heißt es, die Taliban hätten den Übergriff aufgezeichnet und das Video an das Opfer geschickt und sie gewarnt, sie solle schweigen, sonst würden sie das Material veröffentlichen. Das Video wurde von den Medien Guardian und Rukhshana gesichtet und zeigt, dass bewaffnete Männer in einem Taliban-Gefängnis Frauen vergewaltigen und foltern. Die Frauen wurden verhaftet, weil sie an öffentlichen Protesten gegen die Taliban teilgenommen hatten.
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