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4 Min. Lesezeit Kolumne

ADAN Impact-Gründer Alhaji Allie Bangura im Gespräch

In der zweiten Ausgabe von Kultur der Arbeit spricht Alhaji Allie Bangura über Chancengleichheit und Vorbilder für BIPOC im deutschsprachigen Raum.

ADAN Impact-Gründer Alhaji Allie Bangura im Gespräch

Die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt ist für Menschen mit Migrationserfahrung mit besonderen Herausforderungen verbunden. Diese äußern sich z.B. in Form von Diskriminierung aufgrund der Sprachkenntnisse, fehlender Anerkennung der Ausbildung aus dem Herkunftsland und Begegnungen mit strukturellem Rassismus. Viele stellen sich diesen Herausforderungen und finden ihren Weg.

Die Arbeitskultur verändert sich. Die jungen Generationen Y und Z wollen Flexibilität statt Sicherheit, Freiheit statt Wohlstand. Zu ihren Prioritäten gehören Freundinnen, Familie, soziale Gerechtigkeit, Toleranz, Diversität und Umweltbewusstsein. Junge Menschen wollen nicht in kapitalistische Hierarchien gedrängt werden. Unsere Arbeitskultur muss sich den Wünschen und Ansprüchen der Arbeitnehmerinnen anpassen, offen für Vielfalt sein und Kreativität fördern.
Welche Erfahrungen machen Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung auf dem deutschen Arbeitsmarkt? Unterscheiden sich diese Erfahrungen von denen in ihren Herkunftsländern? Und welche Wünsche und Anregungen haben Sie für eine moderne, vielfältige und offene Arbeitskultur?

Alhaji Allie Bangura ist Unternehmer, Visionär und Gründer. Er wuchs in Darmstadt auf, studierte in Deutschland und England und sammelte Arbeitserfahrungen unter anderem in Singapur und Südafrika.
Als Student erkannte Allie Bangura den Wert von Netzwerken und gründete 2014 mit Freunden den Verein ADAN e. V. (Afro Diasporisches Akademisches Netzwerk). Heute ist er Geschäftsführer der ADAN Impact GmbH. Dazu gehört eine Karriereplattform, die Akademiker*innen aus BIPoC-Communities mit zukunftsorientierten Unternehmen zusammenbringt. Zum Career Day am 19. April werden hunderte Besucher erwartet, darunter Personalverantwortliche führender nationaler und internationaler Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen.

Alhaji Allie Bangura, was war deine Vision bei der Gründung von ADAN Impact?

Es gibt noch viele Herausforderungen für Leute mit Migrationsgeschichte – also in unserem Fall spezifisch Black People of Colour – wenn es um den Einstieg in den Arbeitsmarkt geht. Vor allem für sogenannte White Collar Berufe, also Akademiker*innen Berufe. Wir wollten eine Plattform schaffen, auf der sich Menschen austauschen und sich befähigen können, indem sie sich gegenseitig Tipps geben. Das kann sehr hilfreich sein zum Einstieg. Das war vor allem die Idee, dass man ein Netzwerk hat und Türen öffnet, die Menschen mit Migrationsgeschichte sonst verschlossen bleiben. Weil die Eltern in der zweiten oder dritten Generation nicht in bestimmten Berufen arbeiten.

Ihr meint also, dass ein Netzwerk und der Austausch mit Menschen, die ähnliche Herausforderungen und Ziele haben, einen anders befähigt, als wenn man nur das Studium absolviert?

Ja, genau, es gibt diesen netten Satz ‘you can’t be what you can’t see’. Ich glaube, das ist ein Satz, der es ganz gut beschreibt. Weil man so wenig Vorbilder hat, die sichtbar sind, denkt man oft, dass man nur gewisse Sachen machen kann, und deswegen ist es so wichtig, dass man zusammenkommt und miteinander spricht.

Worin besteht die Arbeit von ADAN Impact?

Wir haben ein Netzwerk geschaffen, in dem Akademikerinnen zusammenkommen können. Jetzt geht es darum, sie mit potenziellen Arbeitgeberinnen zu vernetzen und diesen einen Zugang zu einer Community zu geben, die sie vorher vielleicht nicht auf dem Schirm hatten. Diese Arbeitgeberinnen rekrutieren oft von gewissen Universitäten und gehen auf ganz bestimmte Karriere-Messen. Das führt dazu, dass immer ähnlichen Absolventinnen ein guter Berufseinstieg gelingt. Auch Unternehmen wünschen sich, von anderen Netzwerken und Orten zu rekrutieren. Deswegen kommen sie beispielsweise auch auf unsere Karriere-Messe.

Welche Rolle spielen Communities und Netzwerke in unserer postmigrantischen Gesellschaft?

Das ist ein Safe Space. Ein Ort, an dem man sich und die Herausforderungen, die man hat, versteht. Das ist sehr bestärkend für viele Menschen und gibt ihnen Hoffnung. Es befähigt sie, die Herausforderungen und Barrieren, die ihnen tagtäglich begegnen, zu durchbrechen.

Warum ist dir das Thema Arbeit so wichtig?

Wir arbeiten alle. Wir müssen ja von etwas leben. Die Arbeit ist eben der Lebensmittelpunkt. Da ist es wichtig, dass alle Menschen die gleichen Chancen bekommen, der Arbeit nachzugehen, der sie nachgehen möchten. Das ist heute nicht so, dafür gibt es viele Gründe. Unter anderem die Migrationsgeschichte, der Zugang zu Bildung, die Kontakte, die man hat. Das gilt es zu demokratisieren. Dass jeder Zugang zu der Arbeit hat, die er oder sie haben möchte, und sich entsprechend ausleben kann, den eigenen Träumen nachgehen kann.

Was kann man auf dem ADAN Career Day am 19.4.2024 in Frankfurt erleben?

Als Erstes kann man vielen Unternehmen begegnen, die divers rekrutieren möchten. Das Zweite ist, dass man sich für seinen Karriereweg inspirieren und empowern lassen kann, zum Beispiel durch interessante Panel-Diskussionen, Workshops und Impulse Speeches.

Worum geht es darin thematisch?

Einen Workshop gibt es zu dem Thema ‘Wie gehe ich mit Rassismus auf der Arbeit um?’. Dann gibt es einen Panel-Talk zu dem Thema ‘Wie komme ich in Führungspositionen?’. Auch gibt es Impulse Speeches von erfolgreichen Leuten mit Migrationsgeschichte, dieses Mal kommt einer von drei Schwarzen Bundestagsabgeordneten. Armand Zorn und spricht darüber, wie ihm der Quereinstieg in die Politik, gelungen ist. Und zu guter Letzt ist da auch Community. Man trifft Menschen aus der Community, die ähnliche Geschichten haben.

Jeder, der sich von den Themen angesprochen fühlt, ist herzlich eingeladen, den Career Day zu besuchen.

Hast du eine persönliche Arbeitserfahrung, die dich dazu gebracht hat, den ADAN e. V. zu gründen?

Im Grunde bin ich einer anderen Person begegnet, die einen ähnlichen Background wie ich hatte, also auch afrikanische Migrationsgeschichte in der ersten Generation. Diese Person hatte bis dato einen sehr beeindruckenden Karriereweg eingeschlagen. Das war für mich ein Aha-Moment: Das könnte ja auch ich sein! Das hat mich motiviert. Wer weiß, wie viele andere Leute es da draußen gibt, die berufliche Chancen ergreifen würden, wenn sie wüssten, dass es möglich ist.

Was wünschst du dir für den deutschen Arbeitsmarkt?

Gleiche Chancen für alle. Egal, welche Migrationsgeschichte man hat. Sie darf keine Rolle spielen auf dem Arbeitsmarkt. Jede*r sollte die Chance bekommen, jeden Job zu erreichen, den man möchte.
Ich empfehle zu dem Thema das Buch 'The Opportunity Index' von Gavin Lewis. Lewis zeigt, wie man Chancen für alle Menschen unabhängig von Herkunft oder Hautfarbe demokratisch gestalten kann.

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