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“Absurd” und “menschenverachtend” – Abschiebung von zehn Pflegekräften

Die migrationsnews sind dein wöchentlicher Nachrichtenüberblick zu den Themen Flucht und Migration. Diese Woche schreibt Sarah über ein Pflegeheim für Demenzkranke, dem die Schließung droht: Ein Drittel der dort beschäftigten Pflegekräfte sollen abgeschoben werden.

“Absurd” und “menschenverachtend” – Abschiebung von zehn Pflegekräften
Fotograf*in: Jsme Mila pexels.com

Einem Pflegeheim für Demenzkranke in Wilstedt bei Bremen droht die Schließung, weil ein Drittel der dort beschäftigten Pflegekräfte nach Kolumbien abgeschoben werden soll. In einer Petition haben sich Angehörige und Belegschaft an verschiedene Politiker*innen gewandt, um die geplante Abschiebung zu stoppen.

Dieser Fall zeigt einmal mehr, wie absurd und menschenverachtend die deutsche Abschiebepraxis ist. Kolumbien gilt als sicheres Herkunftsland, Asylanträge sind nahezu aussichtslos. Betroffene können einen Härtefallantrag stellen oder versuchen, eine Ausbildung zu beginnen. Doch wer Asyl beantragt, kann nach einer Ablehnung nicht in ein anderes Einwanderungsverfahren, etwa als Fachkraft, wechseln – auch wenn in Deutschland dringend Pflegekräfte gebraucht werden.

Im Pflegeheim in Wilstedt leben 48 schwer demenzkranke Menschen. Auch ihr Leben wird durch die geplanten Abschiebungen erschüttert: Im Ernstfall wird die Einrichtung schließen. Dann kann es sein, dass die Patient*innen im schlimmsten Fall in weit entfernte geschlossene Psychiatrien eingewiesen werden müssen. „Ihre Welt ist schon so klein geworden; ein Heimwechsel wäre katastrophal“, heißt es in der Petition.

Abschiebungen reißen Menschen aus ihrem Leben, was sie sich mühsam aufgebaut haben. Und das ist nicht nur dann fatal, wenn sie in kapitalistischer Logik für den Arbeitsmarkt „wichtig“ sind. Die taz schreibt, der 20-jährige Diego Arenas sei mit seiner Mutter aus Kolumbien geflohen, weil eine Guerillaorganisation ihn rekrutieren wollte. Eine Woche später sei sein Vater erschossen worden. Eine weitere Betroffene, Valentina Tascón, soll mit Schutzgeldforderungen bedroht werden. Wie kann die Sicherheit dieser Menschen in Kolumbien gewährleistet werden?

Der Fall zeigt auch die mangelnde Anerkennung von Pflegeberufen. Dabei wird die meiste Care- und Sorgearbeit in Deutschland durch Migrant*innen getragen. In unserer nächsten Printausgabe wollen wir uns daher intensiver damit beschäftigen, wer in unserer Gesellschaft eigentlich für wen sorgt – und wie wir ein solidarisches Miteinander erreichen können.

Hast du noch Ideen, welche Geschichten wir dazu im Heft oder im Online-Magazin erzählen können? Ich freue mich auf deine Zuschrift.

Liebe Grüße
Sarah Zaheer

Redaktionsleitung

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